Dunkles Begehren
lange. Die Dinge, die Santino ihr erzählt hatte, waren so
weit hergeholt, dass sie nicht wusste, was sie glauben sollte. Es stimmte
schon, sie hatte weder Aidan noch seine Frau je bei Tageslicht gesehen, obwohl
sie sich nur noch dunkel daran erinnern konnte. Bevor Santino ihr die Wahrheit
über Aidan und Alexandria erzählt hatte, hätte Drusilla schwören können, oft
bei Tageslicht mit ihnen gesprochen zu haben. Doch dem war wohl nicht so, wie
sie nun wusste.
Immer wieder warf
Drusilla Francesca verstohlene, prüfende Blicke zu. Würde es leicht sein, für
sie zu arbeiten? Drusilla wollte sich in ihrer neuen Umgebung zu Hause fühlen.
Sie wollte die arme kleine Skyler wie eine Tochter lieben und Francesca und
Gabriel ebenso sehr schätzen lernen wie Aidan und Alexandria. Santinos Eltern
hatten ihr Leben lang für Aidan gearbeitet. Santino war in seinem Haus
aufgewachsen und liebte den Mann sehr. Drusilla wusste, dass seine Loyalität zu
Aidan fast ebenso stark war wie ihre Ehe. Vielleicht stärker. Seufzend
betrachtete sie ihren Ehemann. Santino. Sie liebte ihn so sehr. Und sie war
sehr stolz auf ihn.
Drusilla fing
Francescas freundliches Lächeln auf und erwiderte es schüchtern. »Das Haus ist
wirklich wunderschön«, erklärte sie in der Hoffnung, das Eis zu brechen.
Francescas Lächeln
brachte ihre schönen Augen zum
Leuchten. »Danke
sehr. Ich habe lange Zeit hier gelebt. Es ist wirklich mein Zuhause geworden.
Ich hoffe, dass es Ihnen ebenso geht. Wenn Sie Ihre Wohnräume nicht mögen oder
etwas für die Küche brauchen, sagen Sie es mir bitte. Es ist schließlich einzig
und allein Ihr Reich.«
»Ich kann kochen«,
verkündete Skyler plötzlich zur Überraschung aller. Sie hatte sich sehr still
verhalten und die anderen auf dem Rundgang durch das Haus nur beobachtet. Immer
hatte sie sich dicht an Francesca gehalten und manchmal die Hand ausgestreckt,
um ihren Arm zu berühren, als wollte sie sich vergewissern, nicht allein zu
sein.
»Das ist großartig«,
meinte Drusilla sofort. »Du musst mir alle deine Lieblingsrezepte beibringen.
Ich weiß ja nur, was Santino mag. Alles, was essbar ist.«
Der Hauch eines
Lächelns spielte um Skylers Lippen, erreichte jedoch ihre Augen nicht. Diesmal
legte sie ihre Hand in Francescas. Doch gleich darauf wurde ihre Miene nachdenklich.
Sie beugte sich zu Francesca vor. »Ich soll dir doch sagen, wenn der andere
Mann bei mir ist. Ich spüre ihn jetzt.«
Francesca verhielt
sich ganz still und hielt Skylers Hand fest. »Sieh niemanden in diesem Haus an,
Kleines, konzentriere dich einfach auf etwas anderes, um deine Gedanken zu
beschäftigen.« Gabriel, Lucian ist gerade bei Skyler. Ich habe
Angst, dass er sie dazu benutzen könnte, uns zu schaden. Das könnte Skyler
nicht ertragen.
Du darfst keine Verbindung zu
ihr suchen, während er da ist. Ich werde es tun und herausfinden, was Lucian im
Schilde führt. Vermutlich sucht er nur nach Informationen und will uns ein
wenig ärgern. Er liebt seine kleinen Spielchen. Gabriel lächelte
Skyler ermutigend zu, während er Francesca ein stummes Zeichen gab, sich
weiter mit Santino und Drusilla zu unterhalten.
Sei vorsichtig, Gabriel, bat Francesca. Sie
kannte seine Fälligkeiten und wusste, dass seine Macht ihresgleichen suchte. Du glaubst, dass er Skyler
gegen mich einsetzen will, doch ich fürchte, er würde sie eher gegen dich
benutzen.
Gabriels einzige
Antwort war eine Welle von Wärme und Liebe, mit der er ihre Gedanken erfüllte.
»Komm mit mir, Kleines«, bat er sanft und nahm Skylers Hand. Auf dem Weg ins
Wohnzimmer kam er an einem Bücherregal vorbei, griff nach einem Buch und gab es
Skyler. »Ich glaube, das wird dir sehr gefallen.«
Widerspruchslos nahm
Skyler das Buch zur Hand und öffnete es. Sie konzentrierte sich auf den Text,
doch ein leichtes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »All diese Geheimnisse und
Spionagegeschichten sind schon interessant, oder, Gabe?«
Gabriels schwarze
Brauen schössen hoch. In all den vielen Jahrhunderten seines Lebens hatte es
niemals jemand gewagt, ihn >Gabe< zu nennen. »Etwas mehr Respekt, junge
Dame.« Er suchte die telepathische Verbindung zu Skyler, ohne dass sie Zeit
hatte, darüber nachzudenken oder Lucian zu warnen. Sofort spürte er die Aura
der Macht, die Lucians Anwesenheit verriet.
Auch sein Bruder
bemerkte ihn. Es ist etwas eng für uns beide, findest du nicht?
Seit wann bist du so tief
gesunken, Kinder für deine Zwecke zu benutzen? Ich dachte, du hättest
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