Dunkles Begehren
nahm seine Umgebung nicht wahr, da Gabriels
Zauber ihn davon abhielt. Nur Lucian wäre in der Lage, den Bann zu
durchbrechen, mit dem er Brice' Verstand schützte. Es war gefährlich, den Arzt
in Francescas Haus zu bringen. Sie muss- ten ihn in die unterirdische
Schlafkammer bringen, damit Skyler sich nicht vor ihm erschreckte. Und wenn
man Brice nicht mehr helfen konnte, würde es Gabriels Pflicht sein, ihm einen
gnädigen Tod zu bescheren. Allerdings würde Francesca ihm wohl kaum dafür
danken.
Gabriel hob den Mann
auf, als wöge er nicht mehr als ein Kind. Brice wehrte sich nicht und vertraute
ihm vollkommen.
Er ließ es geschehen,
als Gabriel sich mit ihm in die Lüfte erhob. Die Wolkendecke war dicht genug,
um ihn vor den neugierigen Augen der Sterblichen zu verbergen.
Francesca wartete auf
dem Balkon auf ihn. Sie sah besorgt aus. Gabriel hatte nicht versucht, das
Ausmaß des Schadens vor ihr zu verheimlichen. Sie wusste, dass sie keine Zeit
verlieren durften, wenn sie Brice retten wollten. »Ich danke dir, dass du es
versucht hast, Gabriel«, flüsterte sie sanft. Sie musterte ihn sorgfältig und
suchte nach Verletzungen.
Sogleich verspürte er
dieses eigenartig schmelzende Gefühl, das ihm inzwischen so vertraut geworden
war. Sie machte sich Sorgen um ihn und vergewisserte sich, dass er nicht verletzt
war, obwohl er ihren sterblichen Freund mitbrachte, der von einem Untoten
schwer verletzt worden war. Francesca dachte zuerst an ihn, und ihre Sorge
bedeutete Gabriel sehr viel.
»Ich habe Santino und
Drusilla aus der Küche geschickt, damit wir ihn in die Kammer bringen können.
Skyler schläft in ihrem Zimmer. Bitte sorge dafür, dass sie dort bleibt.«
Gabriels Stimme klang ein wenig rau, denn es fiel ihm schwer, seine Gefühle zu
kontrollieren. Francesca war so wunderschön, groß und schlank, das lange Haar
zu einem dicken Zopf geflochten. Ihre Liebe zu ihm schimmerte in ihren Augen.
Gabriel streckte die
Hand aus und strich ihr zärtlich über das Gesicht. »Ich glaube, dass es eine
Chance gibt, Brice zu helfen, Francesca. Doch es wird schwierig werden. Das
Gift hat sich bereits in seinem Körper ausgebreitet.«
»Kann der Vampir ihm
in unserem Haus etwas antun?« Sie sorgte sich um Skyler. Sterbliche Ungeheuer
hatten dem Mädchen bereits so viel Leid zugefügt, dass sie sich nicht auszumalen
wagte, wozu Untote in der Lage waren.
»Nur wenn es sich um
Lucian handelt. Kein anderer könnte die Bannzauber überwinden. Doch ich glaube
nicht, dass dies Lucians Werk ist. Allerdings muss es sich um einen alten,
erfahrenen Vampir handeln, dass es ihm gelungen ist, uns beide zu täuschen. Er
muss schon vor langer Zeit Brice' Blut getrunken haben. Brice nimmt
Medikamente, um seine Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen, doch er versteht
nicht, was mit ihm geschieht. Er denkt nur, was der Vampir ihm befiehlt. Im
Augenblick ist er nichts als eine Marionette. Ich muss dich warmen, Francesca,
Brice wurde schwerer Schaden zugefügt. Vielleicht wird er nie wieder derselbe
sein.«
»Ich werde es versuchen«,
sagte Francesca, während sie Gabriel die Treppe hinunterfolgte. Sie gingen
durch die Küche und den unterirdischen Gang entlang, um zur Schlafkammer zu
gelangen.
Gabriel legte Brice
auf das Bett und half dann seiner Gefährtin dabei, den Raum mit dem würzigen
Duft von Heilkräutern zu erfüllen. Brice begann, sich zu regen, und runzelte
die Stirn. Gabriel nahm Francescas Hand, hob sie an seine Lippen und küsste
ihre Fingerknöchel. »Du weißt, dass ich den Untoten finden muss. Wenn er nicht
stirbt, ist Brice verloren. Der Vampir weiß, dass wir seinen Lakaien gefunden
haben, und ist zorniger denn je. Außerdem können wir den Mann nicht für immer
hier unten gefangen halten.«
Francesca wandte sich
ab, um ihren Gesichtsausdruck vor Gabriel zu verbergen. Er begab sich wieder
auf die Jagd. Es musste sein, sie wussten es beide, doch die Idee gefiel Francesca
trotzdem nicht. Gabriel legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an
sich. »Kein Vampir wird mich zur Strecke bringen, meine Liebste. Ich habe so viel
zu verlieren. Doch ich muss Brice von der Bedrohung befreien. Dann werden wir
sehen, was wir für ihn tun können.«
Widerwillig löste er
sich von ihr und ließ seine Hände einen
Augenblick lang auf
ihrem seidigen Haar ruhen. Er wusste, dass Francesca Angst um ihn hatte, freute
sich jedoch darüber, dass sie ihre Befürchtungen nicht aussprach. Stattdessen
lächelte sie tapfer und schickte ihn
Weitere Kostenlose Bücher