Dunkles Begehren
faszinierten ihn.
Blitzschnell flogen Francescas Finger über die Tastatur. Sie hatte miterlebt,
wie diese Technologie gewachsen war. Sie hatte all diese Entwicklungen erlebt,
über die er nur lesen konnte. Niemals würde es ihm vergönnt sein, sie
nachzuempfinden. Francesca hatte keine Probleme mit schnellen Autos und Flugzeugen,
die durch den Himmel rasten. Mit Raumschiffen und Satelliten. Mit dem Internet
und mit Computern.
»Ich habe etwas
gefunden, Gabriel«, meinte Francesca. »Aidan Savage lebt in Amerika. Ich habe
schon einige Kunstwerke für sein Haus hergestellt. Außerdem bin ich mir sicher,
dass seine Gefährtin einst eine Sterbliche war. Auch Aidan hat einen
Zwillingsbruder, Julian.«
Gabriel lächelte.
»Julian. Ich erinnere mich an ihn. Er war noch ein kleiner Junge mit zerzaustem
blonden Haar, das in unserem Volk sehr selten ist. Eines Tages belauschte er
eine Unterhaltung zwischen Lucian und mir, Mikhail und Gregori. Schon als
kleiner Junge sorgte er ständig für Ärger. Ich spürte die Finsternis in ihm,
hatte jedoch keine Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen.« Seine weißen Zähne
blitzten. »Gregori beschützte den Jungen, und ich wollte keinen Angehörigen
meiner eigenen Familie herausfordern. Uns trennten einige Jahrhunderte, doch
unser Blut ist dasselbe. Ich wüsste zu gern, was aus den beiden geworden ist.«
»Nun, ich weiß
nicht viel über Julians Leben, denn ich vermeide es, zu viele Fragen zu
stellen. Doch ich hatte geschäftlich schon mehr als ein Mal mit Aidan zu tun.
Er kennt mich nicht, sondern nur mein männliches Alter Ego, den karpatianischen
Künstler, dem meine Firma gehört. Ich werde ihm eine E-Mail schicken und ihn
fragen, wen er in seinem Haus beschäftigt und wie es funktioniert. Dann werde
ich ihn auch gleich nach Julian fragen. Soweit es Gregori betrifft, ist es
allgemein bekannt, dass seine Gefährtin die Tochter unseres Prinzen ist.«
»Bitte frage nach
Julian. Es ist schon interessant, dass du jemandem so schnell eine Nachricht
senden kannst, der am anderen Ende der Welt wohnt. Aber du musst sehr
vorsichtig mit deinen Fragen sein. Schließlich könnte deine Nachricht
abgefangen werden«, warnte Gabriel.
»Vertraue mir,
Gabriel, ich bin immer vorsichtig. Daran musste ich mich sehr früh gewöhnen.«
Francesca schaltete den Computer aus, nahm dann Gabriel wieder an der Hand und
führte ihn in die Schlafkammer unter der Erde. Ihr Herz schlug so laut, dass er
es hören konnte. Langsam gingen sie durch den Korridor, durch die große Küche
und den Gang, der zur Schlafkammer führte.
Zärtlich ließ
Gabriel seine Lippen über Francescas Schläfe streifen. »Ich begehre dich,
Francesca. Ich kann es nicht leugnen, doch ich habe dir gesagt, dass ich
Freundschaft mit dir schließen möchte. Ich werde mich damit zufrieden geben,
dich in den Armen zu halten.« Er sehnte sich nach ihrer Nähe.
Francesca
umklammerte seine Finger fester. Auch sie war in der Lage, Gedanken zu lesen.
Er war fest entschlossen, seine eigenen Bedürfnisse zurückzudrängen und sich
zuerst um sie zu kümmern. Er wollte ihr die Zeit geben, die sie brauchte, um
ihn in ihrem Leben zu akzeptieren.
»Wie ist es dir
gelungen, am helllichten Tage draußen zu sein? Nicht einmal die ältesten Männer
unseres Volkes können diese Leistung vollbringen, doch du hast das Geheimnis
offenbar entdeckt.«
Es lag unendlich
viel Bewunderung in seiner Stimme, und Francesca errötete. »Ich wusste, dass es
mir nur gelingen würde, mich vor den Karpatianern zu verstecken, wenn ich mich
bemühte, wie eine Sterbliche zu denken und mich auch so zu verhalten.
Schließlich wollte ich dazu in der Lage sein, mich bei Tageslicht zu bewegen.
Ich musste so viele unserer Gaben für immer aufgeben, dass es mir nur gerecht
erschien, als Gegenleistung dieses kostbare Geschenk zu erhalten. Bei meinen
Nachforschungen darüber, warum unsere Frauen nur wenige Kinder empfangen
können, kam mir der Gedanke, dass es vielleicht von der Natur so eingerichtet
ist, um unsere Zahl gering zu halten. Dann wandte ich mich der Frage zu, warum
so viele unserer Kinder das erste Lebensjahr nicht überstehen. Unsere Kinder
ähneln denen der Sterblichen - sie trinken kein Blut, ihre Reißzähne sind nicht
ausgeprägt, und sie können weder in der Erde ruhen noch ihre Gestalt wandeln.
Allerdings haben ihre Eltern keine andere Wahl, als tagsüber zu ruhen. Das
stellt eine große Gefahr für die karpatianischen Kinder dar, denn sie müssen
schutzlos bis
Weitere Kostenlose Bücher