Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
wäre in drei Wochen auf Bewährung freigekommen, doch angesichts dieser neuen Erkenntnisse würde er sich wohl noch mindestens sechzehn weitere Jahre gedulden müssen, ehe man ihn wieder auf die Menschheit losließ. Und der DI würde noch an den Polizeipräsidenten von Aberdeen schreiben und ihm mitteilen, dass das alles ohne Logans Hilfe nicht möglich gewesen wäre.
Logan grinste. Endlich mal ein Erfolg.
Und dann noch ein paar Angebote von der Sorte: » VERGRÖBERN SIE IHR BESTES STUCK – DIE FRAUENS WERDEN SICH UM SIE REISEN !«
Und ganz unten noch eine Mail von Beattie, mit Kopie an Dildo und die Frau von der Steuerbehörde: Er freue sich sehr, dass sie bei ihrem Meeting an diesem Nachmittag so große Fortschritte erzielt hätten. Dann hatten ihn die Ratten im Keller also doch nicht bei lebendigem Leib aufgefressen.
Schade …
Logan schloss die Augen. » Verdammt …« Er hatte ganz vergessen, Dildo wegen Gallagher und Yates anzurufen. Jetzt war es zu spät. Er machte sich eine Notiz und klebte den Zettel an seinen Bildschirm. Dann fuhr er den Computer herunter, ging zum Drucker und nahm seinen Bericht aus dem Fach. Im Hinausgehen hielt er inne, die Hand schon an der Klinke. » Bist du sicher, dass alles okay ist, Bob?«
» Bist du neuerdings mein Kindermädchen oder was?« Bob drehte sich zum ersten Mal um – seine Augen waren rot gerändert und verquollen, sein Lächeln gezwungen. » Na los, verpiss dich nach Hause. Und besorg’s deinem rothaarigen Spusi-Mädel mal so richtig von mir.«
Darauf gab Logan keine Antwort.
Er trat in die Wohnung und schaltete das Flurlicht ein. Stille. Alle Zimmer waren dunkel. » Mist …« Er warf einen Blick ins Schlafzimmer, seufzte und machte die Tür ganz leise wieder zu. Samantha war noch da. Sie hatte ihn nicht verlassen, um in ihren Wohnwagen zurückzugehen.
Das war immerhin etwas.
Er hängte seine Jacke an den Haken und spazierte in die Küche, wo er eine Weile den Inhalt des Kühlschranks in Augenschein nahm, ehe er sich für eine Dose Irn-Bru entschied. Er öffnete sie auf dem Weg ins Wohnzimmer.
Vielleicht ein bisschen fernsehen, um sich zu entspannen.
Die Vorhänge waren zugezogen; das einzige Licht kam von den LED -Anzeigen des Fernsehers und der PlayStation – und dem blinkenden Anrufbeantworter.
Logan schloss die Augen und stöhnte.
Wahrscheinlich Steel. Oder noch schlimmer – seine Mutter. Er nahm einen Schluck von der entfernt nach Zitrusfrüchten schmeckenden Limonade und drückte auf den Knopf.
» NACHRICHT 1: Hallo, Logan, hier spricht Hamish. Ich –«
» Scheiße!« Ein Mundvoll klebriges Irn-Bru spritzte über das Sideboard.
Logan fummelte hastig am Lautstärkeregler herum und stellte das Gerät leise, damit Samantha nicht aufwachte und hörte, wie der größte Gangsterboss Aberdeens eine Nachricht auf seinem verdammten Anrufbeantworter hinterließ.
Dann ging er in die Hocke und drückte noch einmal auf Abspielen.
» NACHRICHT 1: Hallo, Logan, hier spricht Hamish. Ich stelle fest, dass Sie noch gar nichts mit Ihrem Geld gemacht haben.«
Oh verflucht. Was zum Teufel dachte sich dieser Wee Hamish Mowat eigentlich?
» Es ist für die Wirtschaft in unserer Region wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet, finden Sie nicht? Lassen Sie sich nicht zu lange Zeit, ja? Ach ja, und sagen Sie mir Bescheid, falls Sie noch mehr brauchen.«
Piiieeeep.
» ENDE DER AUFZEICHNUNGEN .«
Logan klappte den Deckel auf und fummelte die kleine Kassette heraus. Was, wenn jemand dahinterkäme? Was, wenn Samantha eine seiner Nachrichten abhörte? Wie zum TEUFEL sollte er das erklären?
Mit den Fingernägeln pulte er das Band heraus und zog und zog, bis nur noch ein Haufen glänzender dunkelbrauner Spaghetti auf dem limoverklebten Sideboard lag. Dann ließ er die Plastikkassette auf den Boden fallen und trampelte darauf herum.
Aber das reichte immer noch nicht. Die Spurensicherung könnte es einfach auf eine andere Kassette spulen.
Logan raffte alles zusammen, trug es in die Küche und warf es in die Spüle. Dann wühlte er in den Schränken, bis er den Brennspiritus gefunden hatte, und tränkte den Bandsalat damit.
Lieber auf Nummer sicher gehen …
Er riss ein Dutzend Seiten aus der Morgenausgabe der Press and Journal und mengte sie unter das glitschige Knäuel. Dann riss er das Fenster weit auf und zog sein Feuerzeug aus der Tasche.
Ffffump. Eine rötlich-blaue Flamme loderte im Spülbecken auf, das Zeitungspapier knisterte, während das Band
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