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Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkles Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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seinem Sitz angeschnallt war. Der Mann zog etwas unter der Decke hervor und schob es unauffällig zwischen die zufallende Tür und den Rahmen. Exakt das gleiche Vorgehen wie beim letzten Mal.
    Nora und Peggy stürzten sich auf das kleine Kind, grinsten und schnitten alberne Gesichter.
    Während die beiden beschäftigt waren, sah sich der Mann im Laden um und wandte dabei sein Gesicht voll der Kamera zu: große Nase, dicke Brille, dicker Schnauzbart. Er trug eine dieser Groucho-Marx-Masken – das Einzige, was fehlte, war die Zigarre.
    Logan tippte auf den Bildschirm. » Fanden Sie nicht, dass er ein bisschen seltsam aussah?«
    Nora zuckte mit den Achseln. » Na, das ist doch heutzutage fast schon normal, nicht wahr? Als meine Kinder klein waren, hat man ihnen eine Schachtel Knetgummi in die Hand gedrückt, ihnen eingeschärft, dass sie ihn nicht essen sollen, und sie in den Garten zum Spielen geschickt, um in Ruhe den Haushalt machen zu können. Heute wollen sie alle nur Fernsehen schauen, zu McDonald’s gehen und ständig unterhalten werden.«
    Auf dem Bildschirm wandte Nora sich jetzt von dem Kinderwagen ab, runzelte die Stirn und hob das Schlappohr-Häschen auf, das der Mann zwischen Tür und Rahmen gesteckt hatte. Lächelnd gab sie es dem kleinen Mädchen zurück.
    Peggy watschelte zur Theke, wo der Mann sich über eine Vitrine beugte. Alles noch ganz nett und freundlich.
    Und dann packte er den abgesägten Vorschlaghammer aus. Peggy prallte zurück, den Mund weit aufgerissen, die Hände erhoben. Glassplitter flogen durch die Luft. Mit seiner behandschuhten Hand schaufelte Groucho Ringe, Uhren und Ketten in eine Adidas-Sporttasche.
    » Er hat gesagt, ich soll die Kasse aufmachen, sonst würde er Nora die Beine brechen.«
    Auf dem Bildschirm duckte sich die Frau mit dem Twinset und den Perlen hinter den Kinderwagen und hielt sich die Ohren zu. Peggy stakste in Stop-Motion zur Kasse, ließ die Geldschublade ausfahren und wich ängstlich an die Wand zurück, während der Mann alles in seine Tasche stopfte.
    » Selbstverständlich habe ich den stummen Alarm ausgelöst«, sagte Peggy und reckte das unterste ihrer Kinne in die Höhe.
    Nachdem der Mann seine Tasche gefüllt hatte, lief er zum Ausgang, packte den Türgriff und zog. Nichts passierte. Er rüttelte und zerrte, dann drehte er sich um und rief der fülligen Frau hinter der Theke etwas zu.
    Die echte Nora schauderte. » Seine Ausdrucksweise war grässlich – und das vor so einem kleinen Mädchen!«
    Der Vorschlaghammer krachte in die Tür: einmal, zweimal, dreimal – bis die Scheibe nur noch ein Netz von Sprüngen war und schief im Rahmen hing. Aber die Tür ging immer noch nicht auf. Der Mann sprang in die Schaufensterauslage und schwang erneut seinen Hammer. Die Scheibe zersprang, und ein Regen glitzernder Glaswürfel ging auf den Gehsteig nieder. Dann stieg er wieder herunter, packte den Kinderwagen und manövrierte ihn durch das kaputte Schaufenster auf die Straße.
    Sie sahen, wie Peggy um die Theke herumging und durch das Loch hinausstarrte, und dann stand Nora auf und nahm die wesentlich fülligere Frau in den Arm. Sie küsste sie auf die Wange, und dann küsste Peggy sie auf den Mund, und so standen sie mindestens eine Minute lang da, die Lippen aufeinandergepresst, und fuhren einander mit den Händen durchs Haar, während die Uhr am unteren Bildrand die Sekunden zählte.
    Logan räusperte sich und wandte den Blick ab.
    Die Ladentür öffnete sich ächzend und schlug wieder zu, und man hörte, wie jemand knirschend über die Glassplitter ging. » Mann, ist das kalt …« Und dann stand PC Butler in der Küchentür: rote Nase, rote Ohren, dicke Schneeflocken auf ihrer fluoreszierenden gelben Warnweste mit der Aufschrift » POLIZEI « und der schwarzen Jacke darunter.
    » Hallo, Sarge.« Sie stampfte mit den Füßen und rieb sich die Hände. » Kann man hier vielleicht ’ne Tasse Tee kriegen?«
    Nora füllte den Kocher an der kleinen Spüle, und kaum fing das Ding an zu rumpeln, stand Butler auch schon davor und wärmte sich die Hände an dem Dampf, der aus dem Schnabel aufstieg. » Hab die ganze Straße abgeklappert: keine Zeugen.«
    Logan nickte. » Okay. Guthrie, du bleibst hier und bewachst den Laden, bis jemand kommt, um das Schaufenster zu vernageln. Vor die Tür sollen sie auch Bretter machen. Meine Damen, Sie müssen mit uns aufs Präsidium kommen. Wir fertigen mit Ihrer Hilfe ein Phantombild des Täters an und nehmen Ihre Aussagen zu

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