Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Protokoll. Keine Sorge, ist gar nicht schlimm.«
Peggy stand auf. Ihr ausladender Busen spannte die Nähte ihres Tweedzelts zum Zerreißen. » Oh, ich mache mir keine Sorgen. Lassen Sie mich nur fünf Minuten mit dem Barbaren allein, der das getan hat, dann muss er sich ernsthafte Sorgen machen!«
Und das klang durchaus glaubwürdig.
Logan wies Butler an, die Damen aufs Revier zu fahren. Dann zog er sein neues Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Videoüberwachungsraums im Präsidium.
» Na, wie geht’s ’n so?«
» Ist Inspector Pearce in der Nähe, Chris?«
» Sekunde …«
Und dann meldete sich die Frau, die für sämtliche Überwachungskameras in ganz Aberdeen zuständig war. Ihre Aussprache war undeutlich. » Wer ist da?«
» DS McRae, Ma’am. Wie kommen Sie mit den Aufnahmen von dem Raubüberfall auf das Juweliergeschäft Mackenzie and Kerr voran?«
» Wompferfttieguttodrieschlechtnachtörn?«
Logan starrte das Telefon an und runzelte die Stirn. » Hallo?«
» ’tschuldigung, Kokosschnitte. Moment …« Pause. » Wollen Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«
» Überraschen Sie mich.«
» Wir haben Aufnahmen von einem Mann, der in der Summer Street einen Kinderwagen in einen roten Fiat Panda bugsiert, drei Minuten, nachdem der stumme Alarm ausgelöst wurde. Das Kennzeichen ist einwandfrei zu sehen.«
» Das ist ja fantastisch! Können wir gleich mal im Polizeicomputer –«
» Die schlechte Nachricht ist, dass der Wagen heute Morgen um halb zehn als gestohlen gemeldet wurde.«
Logan hielt das Mikrofon des Handys zu und fluchte.
» Sind Sie noch dran?«
» Ja, muss nur kurz nachdenken.«
» Während Sie nachdenken –« Es hörte sich an, als ob sie sich noch ein Stück Kuchen in den Mund stopfte. » – ein kleiner Tipp: DI Beattie hat im ganzen Präsidium nach Ihnen gesucht. In der letzten Stunde war er zweimal hier und hat gefragt, ob wir Sie auf einem unserer Monitore gesichtet hätten.«
» Mist.« Logan kaute eine Weile auf der Innenseite seiner Wange herum. » Auf wen war der Wagen angemeldet? Ich meine, irgendjemand muss dem Halter doch sagen, dass sein Fahrzeug bei einem bewaffneten Raubüberfall benutzt wurde, nicht wahr?«
» Ich sage der Leitstelle, dass sie eine Streife hinschicken sollen, sobald jemand frei ist.«
» Äh … nein. Ich denke, als Leitender Ermittlungsbeamter sollte ich eigentlich selbst mit demjenigen sprechen. Um mich … ähm … Sie wissen schon, wegen der Details.« Hüstel. » Und so.«
42
In Alan Gardners Wohnzimmer war es unangenehm warm. An der Wand loderten die künstlichen Flammen eines Kaminfeuers unter einem Sims, der mit gerahmten Fotos vollgestellt war. Weitere Bilder hingen an der Wand: Schnappschüsse einer glücklichen Familie bei gemeinsamen Urlaubsreisen und Geburtstagsfeiern.
Der Sessel knarrte, als Alan sein Gewicht verlagerte. » Morgen wird eh der verdammte Strom abgestellt, da kann ich’s ruhig noch mal voll aufdrehen …« Die spärlichen Reste seines weißen Haars konzentrierten sich überwiegend in den wild wuchernden Augenbrauen, während der Rest sich verzweifelt hinter den Ohren festklammerte. Er seufzte und starrte in den schwarzen Spiegel des Erkerfensters, der sein spartanisch eingerichtetes Wohnzimmer reflektierte: Kein Fernseher, kein Sofa, keine Bücherregale.
Für Logan gab es keine Sitzgelegenheit.
Er griff in die Tasche, um sein Notizbuch zu zücken, und verzog angewidert den Mund, als seine Finger den Beweismittelbeutel berührten, in den er es gesteckt hatte, versiegelt zusammen mit der leckeren Kotze-Tunke. Es fühlte sich ganz kalt an …
» Erinnern Sie sich noch, wo Sie Ihren Wagen geparkt hatten, Mr. Gardner?«
Der Mann zuckte mit den Achseln und zupfte an einem Loch in seinem zerschlissenen grünen Pullover herum. » Meine Frau ist letztes Jahr gestorben. Im März. Nierenversagen. Wir haben in Kenia Urlaub gemacht …«
Logan betrachtete die Fotos über dem Kaminsims und fand eine fröhliche Blondine mit ihrem kahlköpfigen Ehemann. Beide grinsten wie die Honigkuchenpferde aus dem Korb eines Heißluftballons heraus, der hoch über einer Landschaft mit ausgebleichtem gelbem Gras schwebte. » Das tut mir leid …«
» Wenigstens war es ein schneller Tod.« Er veränderte wieder seine Haltung, und wieder knarrte der Sessel. » Schnell und qualvoll. Die Ärzte sagten, sie könnten nichts für sie tun. War ein schwerer Schlag für Stacy, ihre Mama auf diese Weise zu
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