Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
… Stacy ist in schlechte Gesellschaft geraten. Hat angefangen, Drogen zu nehmen, war die ganze Zeit betrunken … Sie ist einfach nicht damit fertiggeworden.«
Gardner bückte sich und fuhr seiner Enkeltochter durchs Haar. » Und deshalb sorge ich jetzt für Nicole. Sie ist mein kleines Schnuckelputzelchen, nicht wahr?« Das Mädchen grinste, ohne das Schlappohr des Häschens aus dem Mund zu nehmen.
Und jetzt sollte Logan ihn also bemitleiden? » Sie haben zwei Juweliergeschäfte überfallen und die Verkäuferinnen mit einem Vorschlaghammer bedroht.«
Gardner blickte auf; in seinen geröteten Augen standen Tränen. » Was hätte ich denn tun sollen? Stacy hat eine Menge Schulden aufgehäuft – die Drogen. Da ist dieser Mann, der sagt, er wird ihr … das Gesicht zerschneiden, wenn sie nicht alles zurückzahlt. Ihr die Beine brechen. Und Schlimmeres … Die Zinsen sind ruinös.« Er bückte sich wieder, hob die Feenprinzessin aus ihrem Bettchen und drückte sie fest an sich. » Ich habe alles verkauft, meine Lebensversicherung aufgelöst, mir meine Rente ausbezahlen lassen, das Auto verkauft, das Haus inseriert … Sie ist meine kleine Prinzessin, was sollte ich denn tun?«
Verdammt.
» Vielleicht die Polizei einschalten?«
» Er sagte, wenn wir zur Polizei gehen, werden sie ihre Leiche nie finden.«
Logan schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er fluchte.
» Wie heißt der Mann?«
» Ich … Ich weiß es nicht. Ich habe nie mit ihm gesprochen.«
» Aber Sie sagten doch –«
» Er hat immer Stacy anrufen lassen.«
Sie standen in dem fröhlich-bunten Kinderzimmer. Logan fluchte, Gardner weinte, Nicole brabbelte und trällerte sinnlose Laute vor sich hin.
Im Gewahrsamstrakt ging es turbulent zu – laute Rufe und Drohungen hallten von der unteren Zellenflucht herauf, die normalerweise für die weiblichen Untersuchungshäftlinge reserviert war. Logan wuchtete den abgesägten Vorschlaghammer auf den Tresen, dazu die Adidas-Tasche, beides in extra große Beweismittelbeutel gehüllt.
» Ich habe zwei Beweisstücke abzugeben – und einen Gefangenen.«
Der diensthabende Sergeant nickte, holte ein Klemmbrett unter dem Tresen hervor und knallte es neben Logans Mitbringsel. Sergeant Downies Haut war so blass, dass sie im Licht der Deckenlampe leicht fluoreszierte, und seine tief liegenden Augen wanderten ruhelos in seinem Schattenreich umher. Ein abschreckendes Beispiel für die Folgen generationenlanger, ausufernder Inzucht.
Er zog eine Augenbraue hoch und fixierte Logans Gefangenen mit strengem Blick.
Gardner stand auf dem blanken Betonboden, den Kopf gesenkt, seine Feenprinzessin an die Brust gedrückt. Ihre speckigen Beinchen mit den kleinen rosa Schuhen baumelten vor seinem Bauch.
» Also …« Sergeant Downie zog die Kappe von einem zerkauten blauen Kuli und grinste. Sein Gebiss erinnerte an verwitterte Grabsteine. » Wen soll ich denn nun eintragen – den Typen mit der Glatze oder das kleine Mädchen mit den Feenflügeln?«
» Sehr witzig.« Logan setzte seinen Namen unter das Formular. » Mr. Gardner hilft uns bei der Aufklärung der Überfälle auf die Juweliergeschäfte.«
» Aha.« Der Sergeant nahm das Klemmbrett wieder an sich und begann diverse Kästchen anzukreuzen. » Und wünscht Mr. Gardner geweckt zu werden? Zeitung? Frühstück ans Bett?«
» Hör auf mit dem Scheiß, Jeff.«
Ein nervöses Zucken. » Okay, meinetwegen.«
» Ist bei euch noch jemand frei im Moment? Ich brauche wen, der auf die Kleine aufpasst, bis das Jugendamt sie abholt.«
Sergeant Downie lachte. » Du machst Witze, oder? Ich hab da unten ein halbes Frauen-Rugbyteam, das mir den Laden zusammenschreit. Muss wohl irgendwie mit der Mondphase zusammenhängen. Apropos –« Er beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. » Ich glaube, Steel hat auch ihre Tage. Die tobt schon die ganze Zeit rum, als ob jemand ihre Tampons mit Rheumasalbe eingerieben hätte. Vorsicht, bissige Lesbe, kann ich da nur sagen!«
Logans Telefon klingelte wieder.
Bis jetzt war es im Sergeants-Kabuff relativ ruhig gewesen – im Gegensatz zum CID -Großraumbüro –, was ihm Gelegenheit gab, noch schnell Alan Gardners Geständnis abzutippen, ehe er sich auf dem Heimweg machte.
Er warf einen Blick auf das Display, um sich zu vergewissern, dass es nicht dieser Idiot Beattie war, und hob erst dann ab. » McRae.«
DSI Danbys mächtige Bassstimme dröhnte aus dem Hörer. » Gibt’s was Neues von
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