Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
bremste er schlitternd ab und kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Es war so finster, dass er kaum das Schloss sehen konnte … Er trat zur Seite, sodass das Licht der Straßenlaterne auf das zerkratzte Holz fiel.
Der Schlüssel tanzte um das Schloss herum, bis er endlich hineinglitt. Und dann ging das Licht aus.
» Herrgott noch mal …« Wahrscheinlich war wieder mal eine Birne durchgebrannt. Die Möwen fraßen gerne die Gummidichtungen der Lampen, sodass das Regenwasser eindrang. Verdammte Mistviecher, nichts als Unfug im –
Keine Möwen. Das Licht war nicht ausgegangen, es war lediglich von einer massigen Silhouette verdeckt worden.
» Hab ewig auf dich gewartet.«
Oh Scheiße. Reuben.
Logan wirbelte herum, seine Sohlen glitschten über das Eis, er taumelte, prallte von der feuchten Granitwand ab und fiel auf den Hintern.
Ein jäher Schmerz durchzuckte sein Steißbein.
Die Plastiktüte schlug dumpf neben ihm auf. Omelett Foo Yung und Krabbenchips kullerten über das Pflaster.
Au …
Er blickte auf und sah Wee Hamish Mowats rechte Faust über sich stehen, das fette, vernarbte Gesicht zu einem schiefen Grinsen verzogen. » Klassisch. Brauchte dich noch nicht mal anzutippen.« Im schwachen Schein der Laterne wirkten seine Blutergüsse fast schwarz, und das Pflaster, das quer über seiner Nasenwurzel klebte, hob sich als hellgraues Rechteck von der geschwollenen Haut ab.
Der kräftige Mann griff in seine dicke, gefütterte Jacke, und Logan zuckte zusammen. Pistole? Messer?
Reuben seufzte. » Du Vollidiot.« Er zog einen Umschlag heraus und warf ihn Logan ins Gesicht.
Der Umschlag prallte ab und fiel ihm in den Schoß.
» Aufmachen.«
Logan zog die selbstklebende Lasche auf. Noch mehr Geld. » Ich kann das nicht –«
» Mr. Mowat sagt, wenn du noch mehr willst, musst du zu diesem Mann gehen.« Er zog einen Klebezettel aus der Tasche und klatschte ihn auf Logans Stirn. Dann stand er da und grinste, während der Schnee um sie herumwirbelte.
Logan zog den Zettel von seiner Stirn ab und betrachtete ihn mit finsterer Miene. » JAMES CLAY « stand da, und dazu eine Adresse in Bridge of Don.
Eine von Reubens Pranken legte sich auf Logans Kopf. » Man sieht sich.« Er schubste ihn, und Logan fiel flach auf den Rücken.
Logan spannte sich an in Erwartung der Fußtritte. Doch es passierte nichts. Stattdessen hörte er eine Autotür knallen, und dann das Traktorengeknatter eines startenden Dieselmotors. Der Wagen entfernte sich langsam.
Logan setzte sich auf und sah, wie der verbeulte BMW am unteren Ende der Straße kurz anhielt und nach rechts auf den Trinity Quay abbog, ehe er in der Dunkelheit verschwand.
» Was ist denn mit dir passiert?« Samantha blickte vom Sofa auf, wo sie es sich vor dem Radiator bequem gemacht hatte. Vor ihr auf dem Couchtisch stand eine dampfende Tasse Tee, im Fernsehen lief irgendein Kostümfilm, und auf dem Schoß hatte sie ein Buch.
Logan stellte die Plastiktüte neben ihrem Teebecher ab und befreite sich aus seiner Jacke. » Wir werden uns das Chow Mein teilen müssen.«
Sein Hosenboden war klatschnass, und seine linke Hand pochte. Der Handteller war ganz zerkratzt und prickelte. Er lutschte daran und betrachtete stirnrunzelnd die kleinen roten Tröpfchen, die durch die Haut quollen.
» Alles in Ordnung mit dir?«
» Bin auf den Arsch gefallen.« Logan zog seine Hose aus und hängte sie über den Heizkörper.
» Ich hol die Teller.« Sie verschwand in der Küche und rief durch die Tür: » Du hast übrigens eine Nachricht auf dem AB .«
O Gott – bitte nicht schon wieder eine von Wee Hamish Mowat …
Er zog den Umschlag mit dem Geld aus der Jackentasche und steckte den zerknitterten Klebezettel zu den Zehnern und Zwanzigern. Es mussten über tausend Pfund sein, wenn nicht zweitausend.
» Logan? Willst du Stäbchen?«
» Ja, danke …« Er drückte den Knopf am Anrufbeantworter und stand da in Socken, Hemd und feuchter Unterhose, während DI Steels Stimme aus den kleinen Lautsprechern tönte.
» Du miese Ratte, ich musste zu Fuß zum Präsidium zurücklatschen!«
Mist. Sie war wohl noch im Reizwäscheladen gewesen, als er losgefahren war, um Alan Gardner zu sagen, dass sein Auto bei einem Juwelenraub benutzt worden war.
» Ich war völlig durchgeweicht, als ich endlich ankam; musste diesen blöden Lastwagenfahrer-Heini in klatschnassen Klamotten vernehmen. Wenn ich an Lungenentzündung sterbe, kannst du dich verdammt noch mal auf was gefasst machen!« Sie
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