Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
sagte noch mehr, und nichts davon war besonders schmeichelhaft. Logan löschte die Aufnahme.
» Alles okay?«
» Doch … ich friere nur und bin müde.« Er drehte sich nicht um.
Er hörte, wie sie ins Zimmer kam, hörte das Klappern der Teller auf dem Couchtisch, und dann spürte er Samanthas warmen Körper an seinem Rücken, ihre Arme, die sich um ihn schlangen, ihren heißen Atem im Nacken. Es war schön. Vertraut. Vielleicht würde ja doch alles gut mit ihnen.
» Mein Gott, du bist ja wirklich total durchgefroren.«
Logan schauderte ein wenig und schob den Umschlag in den Ärmel seines Hemds. » Sind auch arktische Temperaturen da draußen.«
» Na komm.« Sie trat zurück, zog sein Hemd hoch und gab ihm einen Klaps auf seine graue Marks-&-Spencer-Unterhose.
» Au!«
» Beweg deinen kalten Arsch in die Dusche, die Nudeln können wir nachher immer noch in die Mikrowelle schieben.«
Das Badezimmer füllte sich mit Dampf, das Duschwasser strömte zischend und gluckernd in die weiße Plastikwanne, während der verstaubte Heizlüfter an der Wand brummte und warme Luft in den Raum blies. Logan schloss die Tür ab, setzte sich auf den Toilettendeckel, zog Reubens Umschlag aus dem Hemdsärmel und zählte den Inhalt. Zweitausendvierhundertsechzig Pfund, alles in gebrauchten Scheinen. Weniger als letztes Mal; allerdings hatte Logan auch gar nichts getan, womit er es sich verdient hätte … Abgesehen von dem Ellbogen, den er Reuben ins Gesicht gerammt hatte.
Er strich den zerknitterten Klebezettel glatt – mit dem Namen und der Adresse des Mannes, an den er sich wenden musste, wenn er sich noch mehr Bares von der Bestechungs-Selbstbedienungstheke abholen wollte.
Fast sechstausend Pfund, wenn man den Umschlag mitzählte, der ganz hinten im Wäscheschrank versteckt war. Eigentlich keine so gewaltige Summe, wenn man es sich recht überlegte. Jedenfalls nichts, wofür es sich gelohnt hätte, ein korruptes Schwein zu sein.
44
Diese verdammten Jocks sind doch zu nichts zu gebrauchen.
Detective Superintendent Graeme Danby sitzt am Fußende des Betts; er trägt den flauschigen weißen Bademantel, der zur Ausstattung seines Schottenkaro-Hotelzimmers gehört. Die Fernbedienung in der einen Hand, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, damit er sich in Ruhe am Sack kratzen kann.
» Das kann ich noch nicht so genau sagen, Val, mein Schatz. Hängt alles davon ab, wie lange es dauert, bis hier alles geklärt ist, nich’ wahr?«
Elf Uhr. Auf Sky fängt gerade ein Film an, aber er kann sich nicht länger als fünf Minuten konzentrieren. Also zappt er sich durch die Kanäle und landet immer wieder bei SKY NEWS und der Berichterstattung über Richard Knox’ Flucht.
Zum Schreien – in jeder Hinsicht.
Graeme lässt sich rücklings aufs Bett fallen, wobei der Bademantel aufgeht. Na ja, ist ja niemand da, der sich beschweren könnte, oder?
» Und ich hab einen ganz entzückenden blauen Bikini gefunden.« Ihre Stimme geht auf und ab wie eine Achterbahn – der Fife-Akzent, den er so sexy findet, ist immer besonders ausgeprägt, wenn sie telefoniert. » Ich freu mich schon so drauf, es endlich wieder warm zu haben.«
Graeme zappt weiter: Sport, Musik, eine Doku über Hitler, eine amerikanische Sitcom … und dann wieder zurück zu den Nachrichten.
» Das Oberteil brauchst du doch sowieso nicht – willst doch nachher keine weißen Stellen haben, oder?«
Er kann das Lächeln in ihrer Stimme hören. » Du bist ja ein ganz Schlimmer, Graeme Danby.«
Es klopft an der Tür. Graeme stöhnt.
» Was ist?«
» Sekunde …«
Er steht auf, bindet den Bademantel zu und steckt die Füße in die Hotel-Plüschpantoffeln.
» Wann kommst du nach Hause?«
Graeme geht zur Tür und schiebt den Riegel zurück. » Hab ich dir doch gesagt – wenn ich hier fertig bin.«
Es klopft wieder. » Mr. Danby? Hotelservice – Sie haben ein Problem mit Ihrer Dusche?«
» Aber wir haben doch den Flug schon gebucht –«
» Val, es ist kein Problem, nich’ wahr?« Er öffnet die Tür. » Ich kann immer noch später nachkommen, und –«
Sein Kopf fliegt nach hinten. Graeme stolpert, ein rasender Schmerz durchzuckt seine Nase. » Scheiße, Mann …« Alles schmeckt nach Blut. Ein zweiter Schlag trifft ihn mit voller Wucht in die Brust, verdrängt die ganze Luft aus seiner Lunge.
Detective Superintendent Danby taumelt auf das Bett zu.
Rumms – ein stechender Schmerz in den Nieren.
Er beißt die Zähne zusammen und schlägt blind zu,
Weitere Kostenlose Bücher