Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
seinem Klemmbrett.
Steel blies die Backen auf. » Wird das heute noch was?«
Der Tatortkoordinator blickte nicht einmal auf. » Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden –«
» Pete, ich warne Sie – mein Urlaub ist gestrichen worden, meine Frau redet nicht mehr mit mir, und mich juckt’s an allen mögliche Stellen, also nerven Sie mich nicht auch noch!«
» Es hat seinen Grund, dass die Sicherstellung von Beweismitteln so genau geregelt ist, Inspector.« Er wandte sich wieder seinen Notizen zu.
Logan blickte den Flur hinauf und hinunter. » Hast du dir die Aufnahmen aus der Lobby und den Aufzügen angeschaut? Ich habe gesehen, dass da Überwachungskameras sind, als ich –«
Steel boxte ihn. » Klar hab ich mich darum gekümmert. Da ist nichts. Die müssen den Personalaufzug oder die Hintertreppe genommen haben. Die Schlümpfe sichern dort in diesem Moment Spuren. Ich hab so was schon mal gemacht, ob du’s glaubst oder nicht.«
Logan ging bis ans Ende des Flurs, öffnete die Tür, auf der » NOTAUSGANG « stand, und blickte die Hintertreppe hinunter – blanke Betonstufen, schmucklose Wände. Einen Kerl wie Danby da hinuntertragen? Da riskierte man ja einen Leistenbruch.
Hinter ihm räusperte sich jemand, und Logan seufzte. » Was ist denn noch?«
» Wollte bloß hallo sagen …«
Samantha. Sie hatte die Kapuze ihres Overalls zurückgeschlagen, sodass ihre wild wuchernde rote Haarpracht zum Vorschein kam, und die Maske hing am Gummiband unter ihrem Kinn.
Er rang sich ein Lächeln ab, beugte sich vor und küsste sie. » Hallo.«
Logan deutete mit dem Kopf in Richtung Zimmer. » Schon eine Idee?«
» Also, ich tippe auf eine Entführung. Wenn sie ihn hätten umbringen wollen, dann hätten wir da drin jetzt eine dicke schweinchenrosa Leiche liegen …« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Hast du heute schon die Zeitung gelesen?«
» Was meinst du – › SEXMONSTER AUS TYNESIDE SCHLÄGT WIEDER ZU ‹ ?«
Richard Knox hatte einen alten Mann überfallen, der in Cove lebte, einem südlichen Vorort von Aberdeen, und der Aberdeen Examiner hatte es irgendwie geschafft, einen großen Exklusivbericht an Land zu ziehen. Finnie war nicht gerade begeistert gewesen. Zumal, nachdem bekannt geworden war, dass auch Danby verschwunden war.
» Eigentlich …« Eine kleine Falte erschien zwischen Samanthas penibel gezupften Augenbrauen. » Ach, weißt du was? Das kann warten.« Sie beugte sich vor und drückte ihm einen weichen Kuss auf die Lippen.
» Jetzt mache ich mir aber allmählich echte Sorgen …«
Sie wandte den Blick ab. » Sie haben den Abschiedsbrief von diesem jungen Kerl gefunden – dem Kunststudenten. Er hat ihn auf Facebook gestellt. Der Examiner hat gleich eine Doppelseite gebracht und den ganzen Text abgedruckt. Er schreibt, er hätte die ganzen Polizeischikanen nicht mehr ausgehalten.«
Logan starrte sie an. » Welche Schikanen denn? Ich hab ihn zwei Mal vernommen!«
Sie wich zurück und hob die Hände. » Hey, ich sag dir doch nur, was in dem Abschiedsbrief gestanden hat!«
» Dieser kleine Mistkerl. Wie konnte er so was schreiben?« Logan vergrub sein Gesicht in den Händen. » Du weißt, was das bedeutet, oder? Die Eltern legen offiziell Beschwerde ein, und ich werde wieder mal vor die gottverdammte Interne Dienstaufsicht gezerrt.«
Das erklärte auch, warum der dicke Gary ihm nicht in die Augen geschaut hatte, als Logan sich an diesem Morgen auf dem Präsidium eingetragen hatte.
Steel kam den Flur entlanggestapft. » Hab die Nummer angerufen – war Danbys Frau. Sie hat gestern Abend mit ihm gesprochen und aufgelegt, nachdem sie eine ganze Weile nichts mehr gehört hatte. Sie meint, er schläft öfter mal vor dem Fernseher ein.« Steel musterte Samantha von Kopf bis Fuß. » He, Karottenkopf.«
» Inspector?«
Schweigen.
» Sag mal …« Steel grinste. » Bist du eigentlich überall so schön rot?«
» … muss zurück zum Tatort.« Samantha eilte mit glühenden Wangen zurück in Danbys Hotelzimmer.
Logan schloss die Tür zum Treppenhaus zu. » Musste das jetzt sein?«
» Mein Liebesleben liegt auf Eis, schon vergessen? Muss jede Chance nutzen, wenn ich noch ein bisschen Spaß haben will.« Sie ging auf den Aufzug zu und schleifte Logan hinter sich her. » Komm jetzt, wir müssen noch einem alten Opa einen Besuch abstatten.«
Vereinzelte Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Jalousien in das überheizte Zimmer. Der Opferbetreuungsraum war im Gegensatz zum
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