Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
schlaff darüber. Er rührt sich nicht, sagt kein Wort, liegt nur da und zittert. Die Haut an seinen Beinen ist knallrot. Und er hat immer noch dieses karierte Teil über dem Kopf.
Knox zieht die Steppdecke fester zusammen, um seinen verschrumpelten, nackten Schwanz zu bedecken.
Julie lächelt ihn an. » Hey, Babe. Hast du mich vermisst?«
Matt tritt vor. » Hören Sie, ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie da spielen, aber –«
Neil, der Elvis-Imitator, geht auf Matt zu und versetzt ihm eine Ohrfeige – so fest, dass Matt gegen die Arbeitsplatte fliegt. Eine Tasse zerspringt auf den Fliesen direkt neben Richard. Er zuckt unwillkürlich zusammen.
Neil grinst, als Matt sich mit Tränen in den Augen aufrappelt und sich die rot angelaufene Wange hält.
» Noch jemand ohne gültigen Fahrschein?«
Schweigen.
Bruce tritt einen kleinen Schritt vor.
Die pummelige Ellen legt ihm die Hand auf den Arm. » Nicht …«
Er reckt das blasse Kinn. » Das hier ist mein Haus.«
» Freut mich für dich, Schätzchen; gefällt mir, was du aus der Bude gemacht hast.« Julie thront auf einem Hocker an der Frühstückstheke. » Okay, ihr wisst alle, warum wir hier sind; also benehmen wir uns doch einfach alle wie erwachsene Menschen, dann muss auch niemand sonst zu Schaden kommen.«
Bruce ballt die Fäuste. » Er hat meinen Vater vergewaltigt.«
» Und du willst Rache, ja?«
Bruce nickt.
» Und was wirst du tun – ihn tottreten? Eine kleine Lynchparty veranstalten? Ihm mit einem Hammer das Hirn zu Brei schlagen?«
Von der Tür kommt eine neue Stimme: » Wir werden ihn der Polizei übergeben.«
Alle drehen sich zu dem alten Mann um, der da in Fleecepulli und Jeans in der Tür steht. Sein Gesicht ist ganz schön ramponiert, lauter Blutergüsse. Er schürzt die Lippen, zieht eine Augenbraue hoch und sieht Julie an. » Wer sind Sie denn bitte?«
» Sieh an, sieh an, wenn das nicht Mr. Jimmy Evans ist. Wir haben alle heute Morgen in der Zeitung von deinem furchtbaren Martyrium gelesen, Babe. Geht’s dir schon besser?«
Der alte Mann starrt sie trotzig an. » Wir übergeben ihn der Polizei.«
» Verstehe …« Julie lächelt. » Und was dann? Die Polizei wird euch eure erfundenen Anschuldigungen abkaufen, und er muss für den Rest seines erbärmlichen kleinen Lebens zurück ins Gefängnis? Habt ihr euch das so vorgestellt?«
» Die werden gar keine Wahl haben, er ist –«
» Ach, Süßer – in sechs, maximal sieben Jahren ist er wieder draußen. Und dann geht alles von vorne los.« Sie seufzt. » Nein, deine jungen Freunde hier sehen das schon ganz richtig. Mr. Knox muss einen sehr viel schmerzhafteren Preis für seine Verbrechen bezahlen.«
» Wir werden nicht –«
» Sie hat recht.« Ellen sieht auf Richard hinunter, und dann klatscht sie ihm den Handrücken ins Gesicht. Von dem Schlag fliegt sein Kopf zur Seite, und er knallt mit der Wange gegen eine Schranktür. Ein heißer, stechender Schmerz auf der einen Seite, ein dumpfer, pochender auf der anderen.
Sie werden ihn umbringen.
Richard beißt sich auf die Unterlippe. Kämpft gegen die Tränen an. Es ist eine Prüfung. Es ist alles eine Prüfung.
O Gott, sie werden ihn umbringen.
Julie zwinkert. » Das ist doch schon viel besser!«
Ellen strafft die Schultern. » Er hat meinen Großvater vergewaltigt. Ein achtzigjähriger Mann, und dieses Stück Scheiße hat ihn im Keller gefesselt und ihn vergewaltigt!«
» Wisst ihr was, warum so kompliziert, wenn’s auch einfach geht?« Julie knallt eine riesige Handtasche aus Leder auf die Frühstückstheke – wie eine altmodische Morgenhaube mit Schnürverschluss und großen Griffen – und kramt darin herum. Legt alles auf die Arbeitsfläche: vier 3D-Brillen, dazu einen großen Schlüsselbund, eine Packung Taschentücher … und ein Lederholster. Sie knöpft die Verschlusslasche auf und zieht einen flachen, schwarzen Metallgegenstand heraus.
Eine halbautomatische Pistole.
O Gott.
Richard blinzelt. Er will wegsehen, doch die Pistole ist wie ein Magnet.
Julie zieht den Schlitten zurück und späht hinein, lässt ihn dann mit einem Klacken wieder zurückschnellen, klinkt das Magazin aus und steckt es ein. Dann legt sie die Pistole vor sich auf die Marmor-Arbeitsplatte.
Klonk.
» Eine Patrone im Verschluss. Ihr müsst nichts weiter tun, als ihm in den Hinterkopf zu schießen.« Sie sieht Neil an. » Zeig’s ihnen, Babe.«
Er formt die Daumen und Zeigefinger zur Pistole und marschiert los – Evans, Bruce und
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