Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
schwör’s bei Gott!«
» Ich will …« Der Schmerz schießt durch seine Hand, die Knochen reiben knirschend aneinander, als der kräftige Mann auf Richards Knöchel tritt und seine Hand zwischen Sohle und Fußboden zerquetscht.
» Jetzt beiß ihn schon, verdammte Scheiße!«
Richard macht den Mund weit auf und senkt die Zähne in Harrys kaltes Fleisch.
49
Logan machte die Haustür hinter sich zu. Der herrliche blaue Himmel war verschwunden, ersetzt durch eine öde graue Wolkendecke, aus der kleine Eissplitter auf ihn niederprasselten und ihn in Ohren und Nase, Wangen und Finger pieksten. Er schlüpfte rasch in den Windschatten eines Polizeitransporters, wo er sein Feuerzeug in Gang zu bringen versuchte.
Beim vierten Mal hatte er Erfolg: Es flammte auf, und Logan sog eine Lunge voll Rauch ein, nur um ihn gleich wieder hustend und spuckend auszuatmen.
Erst seine zweite Zigarette für heute; nicht schlecht für zwanzig nach drei.
Noch knapp eindreiviertel Stunden. Er würde bald aufbrechen müssen, wenn er nicht auf dem Weg zurück in die Stadt im Verkehr stecken bleiben wollte. Die Rushhour war schon schlimm genug, aber der Schnee würde alles völlig zum Erliegen bringen. Und er hatte nicht vor, zu seinem Anschiss von Finnie zu spät zu kommen.
Das wäre doch wirklich jammerschade.
Das Handy in seiner Tasche läutete; er spürte die Vibration in den Rippen.
» Schnauze.«
Es läutete weiter.
» Verdammt noch mal …« Er fummelte das Ding mit seinen tauben Fingern aus der Tasche und drückte die Verbindungstaste. » Wehe, es ist nichts Wichtiges!«
» Sergeant … äh … ich meine, Logan. Hör mal, das war alles ein Miss – es war ein Fehler, okay?« Detective Inspector Bartgesicht Beattie.
Logan drängte sich dichter an den Transporter. Sein Atem stieg in Wölkchen auf, die sogleich vom Wind mitgerissen wurden. » Da hast du verdammt recht.«
» Ich wusste doch nicht, dass es so kommen würde! W oher sollte ich das wissen? Ich habe bloß … du hast gesagt, er hätte dieses ganze Falschgeld, und ich dachte … ich dachte, es würde –«
» Was? Was genau hast du dir dabei gedacht?« Er sah zu, wie ein Streifenwagen über den Zufahrtsweg davonschlitterte. Die Scheinwerfer durchschnitten die blaugraue Düsternis und ließen die wirbelnden Schneeflocken aufblitzen. » Du hast einen achtzehnjährigen Jungen so lange schikaniert, bis er sich das Leben nehmen wollte. Und dann hast du versucht, es mir anzuhängen!«
» Ich hab doch nur …« Er seufzte. » Ich meine, du kannst das gut mit diesem Ermittlungszeugs, für dich ist das leicht. Ich wollte eben – na ja, ich wollte auch mal einen Erfolg verbuchen können. Ich wollte den Markenfälschungs-Fall knacken.«
Eine ganze Weile war es still.
Logan nahm das Handy in die andere Hand, steckte die tauben Finger in die Achselhöhle und rauchte mit zusammengekniffenen Augen.
» Kannst du das verstehen?«
Logan streckte den Arm aus und ließ die Zigarette fallen. Der Wind riss sie ihm aus den Fingern, sie wirbelte durch die Luft und flog gegen den Transit der Spurensicherung, wo sie mit einem kleinen Feuerwerk aus orangefarbenen Funken den Geist aufgab. » Verpiss dich, Sir.«
Logan legte auf.
Richard Knox steht am Fenster und starrt in den Schnee hinaus. Er fröstelt, während er zusieht, wie ein Auto in die Einfahrt einbiegt.
Das Haus ist so eine Art umgebaute Scheune, mit Natursteinmauern, Holzböden und freiliegenden Deckenbalken. Wo man sich doch eigentlich eher eine vernünftige Isolierung, Teppichboden und Zentralheizung wünschen würde, oder?
Der fette schwarze Range Rover stellt sich so hin, dass er die anderen Autos zuparkt. Ein hellgrauer Mercedes, ein großer schwarzer Minivan und ein kleiner Clio.
In dem Minivan haben sie ihn durch die Gegend kutschiert – zuerst von der SACRO -Wohnung zu dem Haus, wo er den alten Mann beißen musste, und dann von dort hierher. Immer mit einer Binde um die Augen und einem Knebel im Mund, zusammengeschnürt wie ein Sonntagsbraten, auf dem Boden hinter der Rückbank. Man will sich ja schließlich nicht seinen schicken Mercedes versauen, indem man einen registrierten Sexualstraftäter in den Kofferraum packt, nicht wahr?
Die Türen des Range Rover gehen auf, eine kleine Frau steigt aus, bleibt im Schnee stehen und blickt sich um. O Gott … das ist sie.
Richard weicht zurück, versteckt sich hinter dem Vorhang und späht um die Ecke.
Ihr Helfershelfer steigt aus, stapft zum Kofferraum und macht
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