Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
ging hinter Wardrobe her, der mit der Nase dicht über dem gefrorenen Boden am Rand der riesigen Platte entlanglief.
» Kann er wirklich durch Beton hindurch eine Leiche wittern?«
Martin blickte nicht auf. » Wer so was behauptet, redet totalen Quatsch. Sowieso werden die meisten Leichen nicht in, sondern unter Beton vergraben. Was er riecht, sind die Flüssigkeiten, die aus dem Körper in den Boden sickern. Dort, wo der Beton auf den Erdboden trifft, quillt das Zeug dann nach oben, und fertig ist der Lack – zack, zack, ab in den Leichensack …«
Sie gingen weiter zum nächsten Fundament. » Wenn er das riechen kann, wie kommt’s dann, dass er nicht an seinen eigenen Fürzen erstickt?«
» Wie lange wird euer Klempner denn schon vermisst?«
» Elektriker. Und er ist am Montag verschwunden.«
Sie wartete, bis Wardrobe fertig war, und stapfte dann weiter durch den aufgewühlten Matsch zum nächsten künftigen Eigenheim. » Erst vier oder fünf Tage? Sie sind aber gar nicht anspruchsvoll, wie? Wenn es so kalt ist wie jetzt, wird die Zersetzung verlangsamt. Wahrscheinlich ist die Fäulnis noch nicht weit genug fortgeschritten, als dass er etwas wahrnehmen könnte. Wenn nichts rausläuft, gibt’s auch nichts zu schnüffeln.«
Vor ihnen erstreckte sich eine Reihe von Betonrechtecken. Überall ragten kurze Enden von Rohren aus der grauen Oberfläche, verschlossen mit blauen Plastikdeckeln.
Weiter unten konnte man schon mehr von den Häusern erkennen – nacktes Holzrahmenwerk mit den üblichen blauen Plastikplanen zwischen den Pfosten.
PC Martin biss sich auf die Unterlippe und ließ den Blick über die gefrorene Erde schweifen. » Vielleicht müssen wir in ein paar Wochen wiederkommen und schauen, ob euer vermisster Elektriker bis dahin schon ein bisschen verfault ist. Vier Tage sind einfach nicht lang genug.«
So viel zu den erstaunlichen Fähigkeiten des Leichensuchhundes.
Logan blies sich in die hohlen Hände, um sie zu wärmen. » Tun Sie einfach Ihr Bestes, ja?«
Sie zuckte mit den Achseln. » Was soll’s, wo wir eh schon mal hier sind.« Sie steuerte die nächsten Fundamente an, als Logans Handy klingelte. Er zog es heraus und starrte auf das Display.
Bitte nicht Steel, bitte nicht Steel … Es war nicht Steel. Es war noch schlimmer.
Er nahm den Anruf an. » McRae.«
» LoganDaveGoulding.« In dem monotonen Liverpooler Akzent hörte es sich an wie ein einziges Wort. » Was ist los? Haben Sie sich verspätet?«
Logan sah auf seine Uhr. Mist. » Tut mir leid, es ist etwas dazwischengekommen.« Das war nur die halbe Wahrheit – er hatte den Termin einfach völlig verschwitzt.
Am anderen Ende trat eine Pause ein – der Psychologe überlegte wohl, ob er ihm glauben sollte oder nicht. » Hätten Sie jetzt einen Moment Zeit?«
Logan sah zu, wie der Leichensuchhund und seine Führerin das nächste Fundament umkreisten, und er spielte mit dem Gedanken, zu lügen. Na, was soll’s, dachte er. » Ich habe wieder diesen Traum gehabt.«
» Welchen – den mit den Riesenechsen oder den mit dem sprechenden Hai, der Ihnen alle Kleider stiehlt?«
» Abgetrennte Köpfe.« Logan konnte das Echo seiner eigenen Stimme hören. Dr. Goulding hatte offenbar auf Lautsprecher geschaltet.
» Verstehe …« Pause. » Den hatten wir schon länger nicht mehr.«
Logan konnte hören, wie er etwas aufschrieb.
» Wissen Sie, ich habe einen immer wiederkehrenden Alptraum, in dem alle Menschen sich in Frösche verwandeln und alle Frösche in Menschen. Und die Menschen vergessen, dass sie einmal Frösche waren, und die Frösche vergessen, dass sie jemals etwas anderes waren als Frösche. Und ich bin der Einzige, der Bescheid weiß. Und so muss ich inmitten von lauter Lurchen leben …«
Logan wusste nicht, was er dazu sagen sollte. » Äh, sind Sie schon dazu gekommen, sich die Beurteilungsmatrix von Richard Knox anzuschauen?«
» Wissen Sie, die Tatsache, dass Sie den Traum mit den abgetrennten Köpfen schon eine ganze Weile nicht mehr geträumt haben, deutet wahrscheinlich auf ungelöste Konflikte in Ihrer Psyche hin. Gibt es da irgendetwas, das Ihnen Stress verursacht?«
Logan rieb sich mit der Hand über das lädierte Gesicht. » Alles verursacht mir Stress. Alle verursachen mir Stress. Es ist, als ob sie darum wetteifern, wer mir am meisten auf den Sack gehen kann.«
» Verstehe …« Wieder die kritzelnden Geräusche. » Haben Sie Ihre Atemübungen gemacht?«
» Natürlich.« Was gelogen war.
» Knox scheint
Weitere Kostenlose Bücher