Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
mir eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit zu sein.«
» Was Sie nicht sagen.«
» Er hat dieses tief verwurzelte religiöse Glaubenssystem, das in völligem Widerspruch zu seiner psychosexuellen Landschaft stehen muss.«
Logan sah zu, wie Wardrobe seine Hundeführerin zum nächsten Grundstück zerrte. » Sie glauben nicht, dass dieses ganze religiöse Getue nur eine Fassade ist?«
» Ich wüsste nicht, was ihm das bringen sollte. Um ehrlich zu sein, ich mache mir mehr Sorgen, dass er sich da einen allmächtigen unsichtbaren Freund geschaffen hat.« Er machte eine Pause. » Wer stresst Sie am meisten?«
» Diese blöde DI Steel. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, dass ich ein Problem mit meiner Einstellung habe. Dass ich zu zynisch bin. Dass ich zu viel trinke.«
Schweigen.
Logans Miene verfinsterte sich. » Was?«
» Und was macht das mit Ihnen?«
» Es stresst mich. Schon vergessen? Darum ging es doch die ganze –«
» Trinken Sie denn zu viel?«
» Nein! Okay, ich gönne mir ab und zu mal ein Glas Wein, aber –«
» Vielleicht sind Sie wütend auf sie, weil Sie denken, dass sie recht hat.«
» Sie hat nicht recht!«
» Nun, darüber können wir uns ja bei Ihrer nächsten Sitzung weiter unterhalten.«
Ein Klicken, und plötzlich war die Verbindung viel besser – Goulding hatte den Lautsprecher wohl wieder ausgeschaltet. » Das Problem bei Menschen mit religiösen Obsessionen – und ich meine die richtig harten Fälle, die Neurotiker vom Typ › Hast du Jesus in dein Herz eingelassen? ‹ – besteht darin, dass sie oft ein Glaubenssystem übernehmen, das den von ihnen gewählten Lebensstil rechtfertigt: Homophobie, Misogynie, Diskriminierung. Dass Knox sich so einem System angeschlossen hat, ist in Anbetracht seiner Vergangenheit … nun, nennen wir es einmal › besorgniserregend ‹ .«
» Ich meine, ich wache schließlich nicht auf und will mich gleich als Erstes besaufen, oder? Ich habe einfach in letzter Zeit unter enormem Druck gestanden.«
» Ich glaube, es besteht eine sehr reale Möglichkeit, dass er wieder straffällig wird, und zwar eher früher als später.«
» Es ist ja nicht so, dass ich Alkoholiker wäre oder so was.«
» Können Sie mir einen Termin bei ihm organisieren?«
» Was? Oh, äh … ich denke schon. Ich müsste mal nachfragen.«
» Gut. Also, jetzt müssen wir beide dann mal eine richtige Sitzung vereinbaren. Für Montag hat mir jemand abgesagt, den Termin könnte ich Ihnen anbieten.«
» Muss das sein?«
» Ja. Punkt zwölf Uhr. Und nicht vergessen, ich muss Knox so bald wie möglich sehen.« Wieder eine Pause. » Und vielleicht würde es ja nicht schaden, wenn Sie mal für eine Weile die Finger vom Alkohol lassen, okay? Ist vielleicht ganz gut für Ihre Nerven.«
Logan legte auf und stopfte das Handy wieder in die Tasche. Blödes Liverpooler Sackgesicht. Warum mussten alle immer wegen seiner Trinkerei an ihm rummeckern? Okay, rein zufällig schleppte er gerade einen gigantischen Kater mit sich herum, aber das war ja schließlich nicht seine Schuld, oder? Er musste sich mit Knox rumschlagen, Steel machte ihm das Leben schwer, dann die Prügelei mit Reuben, das Bestechungsgeld … Da würde doch jeder zur Flasche greifen.
Mann, war das kalt heute.
Er stampfte mit den Füßen auf, während er sich nach PC Martin und Wardrobe dem Wunderhund umsah. Die beiden waren schon fast am ersten der halbfertigen Häuser angekommen – einem kahlen Holzgerüst, das in den kalten grauen Himmel aufragte.
Logan schlenderte hinüber. Seine Hände zuckten in den Hosentaschen, suchten nach den Zigaretten. Erst die zweite für heute. Was quasi schon ein Rekord war, so beschissen, wie er sich –
» Entschuldigen Sie, würden Sie mir vielleicht mal verraten, was Sie hier machen?« Es war der Typ aus dem Baustellenbüro – nicht der kahlköpfige Muskelprotz, sondern der andere, der mit dem albernen gestutzten Bart. Seine überkämmte Glatze war unter einem leuchtend orangefarbenen Schutzhelm versteckt.
Ohne stehenzubleiben, zog Logan das Blatt Papier aus der Tasche, das sie auf dem Weg hierher im Büro der Staatsanwaltschaft in der Guild Street abgeholt hatten. » Mr. …?«
» Das hier ist Privatgelände. Ich muss Sie auffordern, das –«
» Ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss –«
» … Gelände zu verlassen, oder muss ich erst den Sicherheitsdienst …« Er verstummte und starrte die Handschellen an, die an Logans Zeigefinger baumelten.
» Polizei.«
Er
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