Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
herausgehackt.«
17
Feine Tröpfchen dunstigen Regens rieselten durch das Loch, das in der Decke klaffte, und schimmerten im grellen Schein der Bogenlampen. Logan spähte zwischen den abgesägten Deckenbalken hindurch in den wolkenschweren Himmel, aus dem sich ein riesiger Eisenhaken in das Gebäude herabsenkte.
Draußen war das ohrenbetäubende Rattern der Pressluftbohrer vom dröhnenden Dieselmotor des Krans abgelöst worden. So viel zu Isobels Forderung, ihren Tatort nicht in eine Baustelle zu verwandeln. Das Fundament war zu dick, als dass man es sauber hätte aufschneiden können. Stattdessen hatten sie um das von Isobel gezeichnete Rechteck herum einen dreißig Zentimeter breiten Graben ausmeißeln müssen, um den Block herauslösen zu können. Den Aushub hatten sie in der Ecke aufgehäuft, vor einem Berg rosa Steinwolle.
Fast ein Dutzend Kriminaltechniker standen in kleinen Grüppchen im Raum herum. Einer ging mit einer HD -Videokamera auf und ab, ein anderer mit einer riesigen Digitalkamera, deren Blitze den engen Raum erhellten.
Zwei ihrer Kollegen führten dicke Stahlseile durch vier große Ösen, die sie in Isobels Betonplatte geschlagen hatten, und befestigten einen großen Metallring daran, mit dem das Ganze an den großen Eisenhaken gehängt werden konnte.
DI Steels gebrauchter Zigarettenrauch wehte Logan ins Gesicht. » Hoffentlich beeilen die sich ein bisschen, ich muss dringend pinkeln.«
Logan trat von einem Fuß auf den anderen und sah zu, wie die Kriminaltechniker den Block an den Kran hängten. » Glaubst du, dass es Polmont ist?«
» Das will ich doch schwer hoffen – bei den Mannstunden, die wir hier verpulvern.«
» Kommt mir nur ein bisschen schnell vor, weißt du? Sie bringen ihn am Montag um, lassen die Leiche … na, sagen wir, am Montagabend im Fundament verschwinden und müssen dann warten, bis der Beton fest ist. Da können sie frühestens am Dienstag mit Bauen angefangen haben.«
Er deutete auf das Haus, das mit Backstein verkleidete Erdgeschoss, das Loch in der Decke, wo die Kriminaltechniker die Balken aufgesägt hatten. » Wie haben sie das alles in vier Tagen hochgezogen?«
» Baukastenprinzip – alles vorgefertigte Teile. Da musst du nicht mehr alles selber machen, sondern bloß noch die Teile zusammenstecken wie bei ’nem Riesen-Lego-Bausatz. Wenn du da eine gute Truppe hast, kannst du noch vor dem Wochenende einziehen.«
» Gut, bevor wir beginnen«, sagte Isobel, die sich am Kopfende der am Haken hängenden Betonplatte aufgebaut hatte, » möchte ich Sie alle daran erinnern, dass sämtliche Spuren, die wir hier finden können, an der Unterseite des Betons hängen werden. Ich will, dass alles eingesammelt und analysiert wird.«
Sie nickte einem der Albino-Schlümpfe zu, der daraufhin eine lange Bahn der allgegenwärtigen blauen Spurensicherungs-Plastikplane ausrollte. Ein zweiter Schlumpf nahm das andere Ende, und dann reckten sie beide den Daumen in die Höhe.
» Norman?«
Der Techniker mit der HD -Kamera ging in die Hocke und nahm den gezackten Rand der Platte ins Visier. » Kamera läuft.«
» Sie können anfangen.«
Einer der Kriminaltechniker sprach halblaut in ein klobiges Funkgerät, und das Grollen des Dieselmotors wurde lauter. Der Haken wurde langsam nach oben gezogen, bis die Stahlseile straff gespannt waren. Ein lautes Krachen, und der mit Kreide markierte Betonblock löste sich mit einem Ruck aus dem Fundament. Das Ding war bestimmt einen Meter dick.
Schlumpf Nummer eins rief: » Stopp!«, und der Motor des Krans wurde wieder leiser. Die Platte hing jetzt etwa einen halben Meter über dem Rest des Fundaments. Nun schoben die Schlümpfe eins und zwei die blaue Plastikplane unter das Rechteck und zogen sie straff. » Okay …«
Das Motorgeräusch wurde wieder lauter, und der Block erhob sich ruckweise in die Luft. Klumpen schwarzbrauner Erde fielen von der Unterseite ab, und ein übler Gestank breitete sich aus.
Der Kameramann und der Fotograf traten näher und machten Aufnahmen von der Unterseite des Blocks. Klick, blitz, surr …
Dann löste sich ein großer Brocken pappiger Erde, plumpste auf die aufgespannte Plastikfolie und gab den Blick auf ein Bein frei, das vom Knie abwärts aus dem Beton hing. Eine blaue Jeans, beinahe schwarz verfärbt. Ein ausgetretener Nike-Turnschuh, das schmutzige weiße Plastik mit dunkelbraunen Flecken übersät. Ein Stück Knöchel blitzte auf, die Haut auf der einen Seite weiß wie Porzellan, auf der anderen
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