Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
in einem Streifen rötlich-lila verfärbt. Daneben war ein wachsgelber Fleck zu sehen – offenbar eine Stelle, an der die Haut mit dem Boden in Kontakt gewesen war, sodass sich in den zusammengedrückten Kapillargefäßen kein Blut ansammeln konnte.
Eindeutig eine Leiche.
Gott sei Dank.
Isobel gab ein Handzeichen, worauf der Block ruckelnd anhielt und leicht hin und her schwang. Sie streckte eine Hand aus und hielt ihn fest, um die Unterseite zu inspizieren. » Hmmm …«
Steel beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie, um sehen zu können, was Isobel sah. Einen Moment später gesellte Logan sich zu ihnen.
Inmitten der Klumpen von Lehm und Beton war die unvollständige Silhouette eines Mannes zu erkennen. Er lag verrenkt da, zu drei Vierteln von der grauen Masse verdeckt, nur der eine Unterschenkel ragte heraus. Eine gelblich-grüne Flüssigkeit tropfte in einem dünnen Rinnsal auf die blaue Plastikplane darunter. Es roch wie Fleisch, das zu lange im Kühlschrank gelegen hat.
» Also …« Steels Stimme war von der Atemschutzmaske gedämpft. » Wie wär’s, wenn Sie ihn für tot erklären, damit wir den ganzen Zirkus ins Rollen bringen können?«
Isobel drehte sich nicht einmal um. » Wir werden in dem Tempo vorgehen, das mit der ordnungsgemäßen Sicherung des Beweismaterials vereinbar ist, Inspector. Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne –«
» Glauben Sie, dass es unser Bursche ist?« Steel reckte den Hals, vermutlich um besser sehen zu können, und bekam einen Klumpen herabfallenden Dreck ins Gesicht. » Verfluchte Affenkacke …«
Einer der Kriminaltechniker lachte – verstummte aber sogleich, als Steel sich umdrehte und giftige Blicke durch den Raum schoss. Allgemeines Füßescharren und Woanders-Hinschauen.
Dieser letzte Brocken, der herabgefallen war, hatte eine Hand freigelegt. Die Finger waren fast schneeweiß, die Knöchel von den Totenflecken violett verfärbt.
Logan trat dicht heran und starrte die verdreckte Hand an. Zwei kleine Löcher mit fransigen Rändern klafften im Handteller, umringt von dunkellila Blutergüssen. Unter den Fingernägeln steckten Partikel von schwarzer Erde und grauem Beton.
» Bitte« – Isobel schob ihn energisch beiseite – » sei so gut und steh mir nicht im Weg herum.«
» Er hat versucht, sich mit bloßen Händen an die Oberfläche zu graben.« Logan wandte sich von der Leiche ab. » Er hat noch gelebt, als sie ihn in die Grube geworfen haben.«
18
Es wurde kälter. Logan stand in der offenen Tür in seinem verstaubten Tatort-Anzug, der sich im feinen Nieselregen allmählich schmutzig grau verfärbte. Der Kran war ein verschrammtes gelbes Monster, das sie sich von der Baustelle ausgeliehen hatten, mit einem gelben Blinklicht auf dem Kabinendach, das die verregnete Szenerie abwechselnd in einen goldenen Schimmer und in völlige Dunkelheit tauchte. Stinkende Dieselabgase quollen in großen Wolken in die Luft, als die Betonplatte aus dem Fundament langsam auf einen wartenden Pritschenwagen heruntergelassen wurde.
Die Schlümpfe Nummer eins und zwei hatten den Block in ihre blaue Plastikplane eingewickelt und mit mindestens drei Rollen silberfarbenem Isolierband verklebt, wie ein makabres, überdimensionales Weihnachtsgeschenk. Jetzt manövrierten sie ihn vorsichtig auf einen Rahmen aus Holzpfosten, der verhindern sollte, dass Steve Polmonts Überreste auf der metallenen Ladefläche des Lkws zerquetscht wurden.
Das hintere Ende des Lasters sackte ab, als der massive Betonblock darauf zu liegen kam, und die Stoßdämpfer ächzten. Zwei weitere Kriminaltechniker hakten den Kran aus, zurrten den Block fest und fuhren ihn weg.
Schlumpf Nummer eins entpuppte sich als Schlumpfine, als sie ihre Maske abnahm und die Kapuze ihres Schutzanzugs zurückschob. Sie fuhr sich mit der Hand durch das braune, mit grauen Strähnen durchsetzte Haar und ließ es über ihre Schultern fallen. Dann blickte sie auf und sah, dass Logan sie beobachtete.
» Sie sind doch dieser DS , nicht wahr?« Ihre Worte wurden von einer Dampfwolke begleitet, die ihr rundes Gesicht einhüllte, und ein Lächeln grub Fältchen in ihre Augenpartie. » Der damals das Menschenfleisch essen musste?«
Logan gab sich alle Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen.
Sie streckte eine behandschuhte Hand aus. » Dr. Jessica Frampton, forensische Bodenkunde. Das ist Tony, mein Assistent.«
Schlumpf Nummer zwei nickte. Eines seiner Augen schaute nicht ganz in die gleiche
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