Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
sicher.«
Stacy rümpfte die Nase und zupfte ein Klümpchen Halbverdautes aus ihren Haaren. » Igitt …« Der Kessel pfiff. Sie nahm ihn vom Gasherd, goss das kochende Wasser in einen dampfenden Eimer und prüfte mit dem kleinen Finger die Temperatur. » Ich wollte ja einen Wohnwagen mit Dusche, aber nein, das wäre ja zu teuer gewesen …«
Sie zog ihren Pulli aus, dann das T-Shirt, das sie darunter trug, und präsentierte einen nicht unbedingt nach praktischen Erwägungen ausgesuchten BH und die Dehnungsstreifen auf ihrem Bauch. Sie schnupperte an dem verschmutzten T-Shirt, verzog das Gesicht und warf es zu dem vollgekleckerten Pulli in die Ecke. Logan sah weg, als sie ihr mit Erbrochenem verklebtes Haar im Eimer wusch.
Er beugte sich über den Tisch und hob eine Ecke des milchgetränkten Geschirrtuchs an. » Geht’s schon besser?«
» Es brennt …«
» Es ist Pfefferspray. Das soll brennen.« Logan ließ das Tuch wieder auf die entzündete Haut klatschen. » Sie sind ein Dummkopf, Danny, das ist Ihnen doch klar, oder?«
Der Mann auf der anderen Seite des Tischs hustete. Seine Stimme klang heiser und leicht gedämpft durch das Geschirrtuch. » Ich dachte, Sie kommen wegen dieser …« Er verstummte.
Logan zückte sein Notizbuch. » Wo waren Sie gestern Morgen um neun Uhr fünfzehn?«
Stacy zog den Kopf aus dem Eimer. Der Shampooschaum klebte an ihren Haaren wie Zuckerwatte. » Sag ihm ja nichts. Er hat dir nicht deine Rechte vorgelesen, oder?«
» Aber –«
» Nix aber, Danny.« Sie hob das Kinn und starrte Logan an. » Warum wollen Sie das wissen?«
» Beantworten Sie einfach nur die Frage: Samstagmorgen, Viertel nach neun.«
Schweigen.
Danny hustete wieder. » Wir waren –«
» Danny Saunders, ich warne dich!«
» Was spielt’n das jetzt für ’ne Rolle? Wir ham doch nix ausgefressen, oder?«
» Darum geht es nicht.«
» Wir waren drüben in der Kirche von Oldmachar, okay?«
Logan lachte. » Na klar.«
» Jawohl waren wir da!« Danny setzte sich auf. Das Tuch rutschte ihm vom Gesicht und klatschte auf die Resopalplatte, warme Milch spritzte auf. Es funktionierte tatsächlich – er bekam die Augenlider schon ein paar Millimeter auseinander, gerade genug, um Logan wütend anzufunkeln. » Fragen Sie den Pfarrer – wir waren von Punkt zehn an da, bis ungefähr um elf.«
Logan blickte sich in dem engen Wohnwagen mit dem Vorschlaghammer-Loch in der Wand um. » Sie sind in die Kirche gegangen?«
» Sie können gern den Pfarrer anrufen, wenn Sie mir nich’ glauben.«
» Ich glaube Ihnen nicht.« Er griff in seine Jackentasche und … Mist. Mistiger … Mist. Eine Handvoll Plastiktrümmer und Platinenschrott war alles, was von seinem Handy übrig war, nachdem es zwischen Dannys Hammer und das Autofenster geraten war. » Oh, das ist ja wohl …« Er knallte die Trümmer auf den Tisch. » Das waren Sie mit Ihrem verdammten Vorschlaghammer!«
» Ist doch bloß ’n Handy. Sie ham mir das Handgelenk gebrochen!«
Logan holte tief Luft und gab sich größte Mühe, nicht über den Tisch zu langen und Danny die Faust in die Kehle zu rammen. Stattdessen streckte er die Hand aus. » Geben Sie mir Ihr Handy.«
Stacy schaltete sich ein. » Wir müssen Ihnen gar nichts –«
» GEBEN SIE MIR IHR VERDAMMTES MOBILTELEFON , oder Sie können was …« Er schloss die Augen und knirschte mit den Zähnen. » Dürfte ich mir bitte Ihr Telefon ausleihen?«
Danny reichte ihm ein billig aussehendes Handy. Logan rief die Leitstelle an. » Ich brauche die Nummer des Pfarrers der Oldmachar-Kirche in Bridge of Don … Ja, ich warte.«
Danny hob das milchgetränkte Geschirrtuch vom Tisch auf und klatschte es sich wieder aufs Gesicht. » Reverend Williams. Er sorgt dafür, dass unser Kleiner ordentlich getauft wird, nicht wahr? Wenn er mal da ist.«
Logan wählte die Nummer, die die Leitstelle ihm durchgegeben hatte, und dann saß er da und starrte die zerschmetterten Überreste seines Handys an. Er hatte gerade erst gelernt, wie man das Teil programmierte, und jetzt würde er sich ein neues kaufen müssen. Und würde er die Kosten erstattet bekommen? Würde er –
» Hallo? Ist da jemand? Hallo?«
» Könnte ich bitte den Pfarrer sprechen?«
» Das dürfte ich selber sein. Was kann ich für Sie tun?«
Logan blickte zu Dannys verhülltem Gesicht auf. » Wie ist Ihr Name?«
» Wenn wir es förmlich halten wollen, wäre es Reverend Williams, ansonsten dürfen Sie mich gerne Charley nennen.«
» Hier spricht
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