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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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das Kind seinen Armen zu entreißen.
    Instinktiv schnellte sein Arm vor, und mit einem einzigen Hieb seiner Faust schleuderte er sie brutal gegen die Wand. Gleichzeitig setzte er zum Sprung durch das geschlossene Fenster an. Das Baby fest an sich gepresst und mit dem Stoff seines Mantels vor dem harten Aufprall schützend, landete er in einem nachfolgenden Scherbenregen fünf Meter tiefer sicher mit beiden Füßen auf festem Boden.
    Die verzweifelten, wütenden Schreie der Frau hallten aus dem Zimmer hinaus auf die Straße und zerrissen die Stille der Nacht. Ihr Schmerz rührte ihn nicht. Er konnte nicht über ihren Verlust trauern, ließ er doch selber eines seiner Kinder, die kleine Tochter zurück, ohne zu wissen, was nun aus ihr werden sollte. Doch er dachte an seinen Sohn, der so still an seiner Brust lag, als wüsste er, dass dies der sicherste Ort auf der Welt war. Ihm blieb keine Zeit, noch einmal zurückzugehen, denn die ringsum aufleuchtenden Lichter in den Fenstern drängten ihn so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Mit einem letzten Blick zurück lief er die Straße hinunter. Doch nicht ohne das Versprechen zurückzukehren, um auch das zweite Kind zu holen. Sie beide mussten in seiner Familie unter ihresgleichen aufwachsen. Diese sterbliche Welt war nichts für sie, schwor er sich, und sie sollte es auch nicht werden.
    Warum dann letztlich alles anders gekommen war? Er hatte so oft nach einem Grund, einer Entschuldigung für sich gesucht. Doch bei Licht betrachtet war jede Erklärung, die ihm einfiel, nur fadenscheinig. Einige Nächte später noch einmal zurückzukehren und das Mädchen zu holen, wäre so leicht für ihn gewesen. Doch er hatte sein Versprechen an sie nie eingelöst.
    Zornig wandte er sich von seinem Spiegelbild in der Glasscheibe des Zugfensters ab.
    Warum kamen diese Erinnerungen wieder zurück? fragte er sich, als er zu Seamus blickte, der jetzt tief und fest schlief. So lebendig waren sie, als wären sie erst gestern geschehen. Vor wenigen Tagen noch dachte er, dass ihn dieser Schmerz nicht mehr einholen konnte und dass es im Laufe der vergangenen Jahre gelungen war, Frieden mit seinem schlechten Gewissen zu schließen, und seine eigene Unzulänglichkeit zu akzeptieren. Sich einzureden, die Dinge stünden gut so und er habe sich nichts vorzuwerfen, war ihm doch so ausgezeichnet gelungen. Warum kamen die Erinnerungen jetzt zurück und quälten ihn?

1. Kapitel
     
    Schlagartig war sie hellwach. Mit weit geöffneten Augen lauschte sie regungslos in die Stille. Jemand war da. Karen konnte die Anwesenheit ganz deutlich spüren. Ein mit den Jahren so vertraut gewordenes Gefühl sagte ihr, dass sie beobachtet wurde. Vor Angst krampfte sich ihr Magen zusammen und eine Welle der Übelkeit, die ihr den kalten Schweiß auf die Stirn trieb, jagte durch ihren Körper. Was sollte sie tun? Sollte sie so tun, als schliefe sie? Oder sollte sie ...?
    Zögernd streifte sie die Bettdecke, die ihr im Schlaf übers Gesicht gerutscht war, beiseite. In dem nachtdunklen Zimmer konnte sie kaum etwas erkennen. Ihr Blick suchte die Fensterreihe, die sich als vier helle Rechtecke vor dem dunklen Raum abhoben. Dort! Der Schatten einer Gestalt, der nicht zum gewohnten Anblick gehörte? War das eine Schulter? Die Silhouette eines Kinns darüber?
    Sie zitterte am ganzen Leib, und ihr Herz schlug so wild, dass sie fürchtete, der Eindringling könnte das laute Klopfen hören. Auf gar keinen Fall wollte sie ihn wissen lassen, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatte. Sie musste sich um jeden Preis beruhigen und herausfinden, wer oder vielmehr, was es war. Umsonst, sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Dabei war sie schon unzählige Male in eine ähnliche Situation geraten und hatte im Laufe der Jahre gelernt, ihre Furcht in den Griff zu bekommen. Diesmal jedoch war irgendwas anders. Sie fühlte, dass von diesem Wesen am Fenster von vornherein etwas Bedrohliches ausging, dem sie sich nicht entziehen konnte.
    Verschwinde doch, lass mich zufrieden, dachte sie. Hau ab! Mit einem heftigen Ruck schleuderte sie die Decke hoch und sprang aus dem Bett.
    Ein schnelles Huschen, fliegende Haare, ein Wabern ...
    Ehe sie erkennen konnte, wohin die Gestalt verschwand, war sie in den Spiegel neben den Fenstern gesprungen, und wie vom Erdboden verschluckt. Mit noch erhobenen Armen, um den erwarteten Angriff abzuwehren, stand sie mitten im Schlafzimmer.
    Keuchend starrte sie ungläubig auf die Spiegelfläche. Eben hatte sie

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