Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
zum Masochisten mit nur einem Wunsch werden: Dieser Herrin den Staub von den Schuhen zu lecken. Turner konnte sich gut vorstellen, was DER GESCHÜTZTE mit ihr anstellen wollte. Fragte sich nur, wer am Ende unter wessen Stiefel kauerte.
Was Turner anging, so konnte er sich kaum etwas Erstrebenswerteres vorstellen, als dabei zuzusehen, wie ER sie sich untertan machte. Oh ja, das musste ein erhabenes Schauspiel sein. Doch jetzt war sie noch die Königin jenes Reiches, der ihr Leib war. Hoheitsvoll autokratisch ruhte sie in dem Bewusstsein, dass die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihre Person konzentriert war. Wie sollte Turner ihr nur gegenübertreten und ihr den Umschlag überreichen, ohne, wie der erbärmliche Abschaum der er war, auf die Knie zu sinken und ... widerlich, Turner, schalt er sich. Jawohl, du bist widerlich. Sei ein Mann und tu, weswegen du geschickt wurdest.
Er war entschlossen, sein Bestes zu versuchen. Wenn er dennoch versagte, war das bestimmt nicht seine Schuld.
Mit zitternden Beinen rutschte er vom Barhocker und stützte sich an dem Tresen ab, um nicht hinzufallen. Soviel zu trinken, war eben doch keine so gute Idee gewesen. Sich mit einer Hand an den Hockern entlangtastend, schob er sich weiter. Sie war bei der Gruppe stehen geblieben, die ihm vorhin schon aufgefallen waren. Ja, alte Bekannte. Sehr alte Bekannte, vermutete er.
Sie lachte und berührte Schultern, nahm Hände und lachte wieder. Sie schüttelte ihren offenkundig sehr klugen Kopf, stimmte zu, widersprach geziert. Sie betrieb Konversation in Perfektion. Worüber sie mit ihnen sprach, konnte Turner nicht hören. Seine Ohren fühlten sich an wie zugestopft. Als triebe er unter Wasser. Mit vernebeltem Tunnelblick fixierte er einzig und allein den blonden Vampirengel. Nur so war er überhaupt fähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Heilig, heilig, dachte er wie in einem tantrischen Delirium und streckte zögernd seine Hand zwischen die Schultern der beiden Männer aus, die vor ihm standen. Ohne, dass sie ihn bemerkten, brachte er seine Fingerspitzen an Serenas Rücken. Ja, er berührte sie und der Kontakt mit dem kalten Fleisch unter dem blau seidenen Kleid ließ ihn erschaudern.
Erstaunt fuhr sie herum und betrachtete seine Hand als wäre sie ein widerliches Insekt. Wie konnte dieses Ding nur wagen, sie zu berühren. Ekelhaft! Unverschämt! Ein mit Sterblichkeit verseuchtes Nichts. Die Abscheu in ihrem Gesicht war überdeutlich.
Doch Turner war schnell. Bevor die Männer ihn, für den vermeintlich unsittlichen Annäherungsversuch an ihre leuchtende Ikone bestrafen konnten, hielt er ihr mit der anderen Hand den versiegelten Umschlag hin.
Und sie nahm ihn. Sie nahm ihn und berührte dabei für den Bruchteil eines Atemzuges seine Hand. Viel zu schnell war dieser Moment der Wonne vorüber und der Kerl mit den Bernsteinaugen riss ihn zurück. Doch sie rettete ihn.
»Jarout, lass den Kerl!«, zischte sie mit einem gereizten Seitenblick.
Ah, ihre Stimme. Befehlsgewohnt, unsterblich, lieblich und uralt.
Und sofort ließ sein Angreifer von ihm ab und ließ ihn dort liegen, wo er zu Boden gefallen war. Turner entging nicht, dass er sich die Hände an der Hose abwischte, als habe er etwas Ekliges berührt. Wichser.
»Was ist denn, Serena. Was hat er dir gegeben?«, fragte der Blonde mit den sanften Augen. Turner kannte seinen Namen, oh ja. Malcolm hieß er.
»Nichts.«
Los, lies den Brief, betete er. Wenn alles nach Plan verläuft, musste sie sich jetzt sofort mit ihm auf den Weg machen. Und tatsächlich. Sie kam auf ihn zu und beugte sich zu ihm. Gottogott, diese Titten.
»Also gut, bring mich hin.«
Er versuchte sich aufzurappeln und kam nach einigen Fehlversuchen auch tatsächlich auf die Füße.
»Moment mal – wohin soll er dich bringen?«, fragte Malcolm und stellte sich zwischen Turner und Serena.
»Das geht dich nichts an. Du bleibst hier. Mach dir einen schönen Abend, ja. Ich bin bald zurück.« Zum Barmann gewandt, rief sie: »Colin, meinen Mantel bitte! Ich bin bald zurück. Du kommst doch klar?«
Colin nickte und gab dem Grünäugigen, den Turner nicht kannte, das von ihr verlangte Kleidungsstück. Wie ein Page hielt er ihr den Mantel, sodass sie nur noch mit anmutiger Geste hineinzuschlüpfen brauchte.
Malcolm zog sie ein Stück von den anderen fort und sprach flüsternd auf sie ein, sodass niemand hören konnte, was er sagte. Niemand, außer Turner, der in gebeugt unterwürfiger Haltung neben
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