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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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werdet ihr zwei heute unternehmen?», fragte Blanche und sah sie beide erwartungsvoll an.
    Karen warf Jarout einen fragenden Blick zu.
    «Mit deiner Erlaubnis, maman, werde ich Karen eines der oberen Zimmer zeigen. Ich meine, es ist so, dass sie, nun ja, ich dachte, sie könnte doch eine Weile bei uns bleiben, oder? Nur solange, bis sich etwas anderes ergibt. Sie hat da ein Problem mit ihrer Wohnung und ...»
    Schnell lächelte Karen so verlegen, wie es jemand tun sollte, der bei Fremden unterkommt. «Rohrbruch!», warf sie entschuldigend ein.
    Doch Blanche winkte ab. «Kein Grund, sich schlaflose Nächte zu machen. Natürlich sind Sie herzlich willkommen. Jarout sollte das zwar besser mit seinem Vater besprechen, aber es wird auch so gehen. Er hat sicher nichts dagegen.»
    Karen staunte. Nicht nur, dass Blanche sie im Namen der ganzen Familie freundlich aufnahm, sondern ihre Anwesenheit nicht einmal als Bedrohung empfand.
    «Du kannst ihr das Grüne Zimmer geben, Jarout. Das dürfte ihr gefallen», schlug Blanche vor und an Karen gewandt: «Dort sind auch Sachen zum Anziehen. Wenn ich es richtig sehe, reisen Sie mit leichtem Gepäck.»
    Jarout räusperte sich leise. «Es war ein - ehm - etwas überstürzter Aufbruch.»
    «Nun, das tut mir leid. Ich hoffe, dass sich bald wieder alles zum Besseren wenden wird. Und kommen Sie nicht auf die Idee, in jemandes Schuld zu stehen. Ich glaube immer noch daran, dass man Menschen wie Sie, die in Not sind, helfen sollte, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten.» Sie warf Jarout einen sehr ernsten Blick zu. «Alles, was wir von Ihnen verlangen ist, dass Sie unsere Gastfreundschaft respektieren.» Ihr Blick wanderte weiter zu Karen.
    «Ich ... Sie wissen gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin. Ohne Jarouts und Ihre Hilfe ... ich wüsste nicht, wo ich sonst ...», stotterte sie. War das zu dick aufgetragen?
    «Wie gesagt, es ist in Ordnung», wiegelte Blanche ab, «so, ich werde jetzt abräumen, und ihr beide geht nach oben und Jarout zeigt Ihnen Ihr Zimmer.»
    Karen bot ihre Hilfe an, doch Blanche bestand darauf, dass sie ein Gast war. Auf gar keinen Fall erlaubte sie, einem Gast in der Küche zu helfen. Sie war so aufmerksam, so höflich. Einen Moment lang wünschte Karen wirklich das bedauernswerte, obdachlose Mädchen zu sein, als das Jarout sie vor seiner Mutter ausgab.

10. Kapitel
     
    Noch vor Morgengrauen waren dichte Regenwolken aufgezogen.
    «Pass auf, es wird wieder den ganzen Tag regnen!», hatte Seamus gesagt und verdrossen aus dem Fenster in den pechschwarzen Himmel hinauf gesehen.
    «Sollte ja auch an ein Wunder grenzen, wenn diese Stadt zufällig mal nicht am Ertrinken ist, wenn wir hier sind», brummte er mürrisch und drückte auf den Schalter neben dem Fensterrahmen. Innerhalb von Sekunden ratterten die schweren, schwarzen Jalousien an sämtlichen Fenstern herunter und sperrten den beginnenden Tag licht- und einbruchssicher aus.
    Seamus sollte recht behalten, was den Regen anging. In seinem leichten Halbschlaf konnte Lucas den ganzen Tag über einen Schauer nach dem anderen niedergehen hören. Auch jetzt prasselten schwere Tropfen wie Maschinengewehrfeuer auf die rotbraunen Hausdächer Prags. Von den warmen Ziegeln stieg ein Dunst auf, der schimmernde Halos um die Lichter der Stadt legte, und dem sonst so tristen, grauen Anblick der dunklen Straßen und schmuddeligen Hausfassaden, eine ganz eigene, neue Schönheit verlieh.
    Obwohl es schon beinahe 22 Uhr und wegen der dichten Wolkendecke bereits stockdunkel war, meinte Seamus, dass sie besser noch mindestens eine Stunde warten sollten, ehe sie aufstanden und die Wohnung verließen. Und so saßen sie nun schon seit fünfzig Minuten tatenlos in dem spärlich möblierten, aber großräumigen Wohnzimmer und starrten stumm in den Regen, bis er Lucas nun endlich »erlaubte«, ein Taxi zum Bahnhof zu bestellen. Ehe sie jedoch endgültig gehen konnten, machte Seamus noch seine Runde durch sämtliche Zimmer. Er sorgte auch dafür, dass alle Sicherheitssysteme in dem Apartment fehlerfrei funktionierten. Auf den dafür angestellten Hausmeister wollte er sich unter gar keinen Umständen verlassen. Nein, er prüfte sie selbst. Bei jedem Eintreffen und jedes Mal, bevor sie die Wohnung wieder verließen und das mit akribischer Sorgfalt. Erst dann konnten sie in ein Taxi steigen und losfahren. Seamus war ein absoluter Sicherheitsfanatiker, aber auch Lucas durfte in den letzten Jahren sehr viel dazulernen. Seine Theorie, dass

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