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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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eine übermäßig gesicherte Wohnung auch besonders das Interesse potenzieller Einbrecher weckte und demnach ein gewöhnliches Türschloss entsprechend weniger Aufmerksamkeit erregte, gab er auf. Diese Leute versuchten einzubrechen, wo immer sich die Gelegenheit bot, egal ob nun einer, oder hundert Riegel - ein Unterschied bestand lediglich darin, dass sie bei Türen mit nur einem Riegel entschieden mehr Erfolg hatten.
    Vor fünf Jahren erwarb er diese Wohnung im obersten Stockwerk eines Mietshauses. Er wollte nicht länger in Hotels schlafen, wo sie nie wirklich unter sich waren und ständig fürchten mussten, vom Hotelpersonal überrascht zu werden.
    Gleich am ersten Tag veranlasste er den Einbau einer Alarmanlage und einer eisenverstärkten Eingangstür mit vier Sicherheitsschlössern. Er ließ die Fenster so abdichten, dass absolut kein Lichtstrahl eindringen konnte. Außerdem ließ er noch zusätzliche Gitter anbringen. Danach glich die Wohnung einer wahren Festung.
    Ihre Tage mussten unbedingt sicher sein. Sollten sämtliche dieser komplizierten Vorkehrungen einen Eindringling nicht davon abhalten, hereinzukommen, so musste er dabei wenigstens einen derartigen Lärm veranstalten, dass sie aufwachten und außerdem noch genügend Zeit blieb, den Ganoven gebührend zu empfangen. Einen menschlichen Wächter, wie Seamus einst vorschlug, wollte Lucas auf gar keinen Fall. Er wollte keinen Menschen, der ihnen wie ein schlafwandelnder Zombie folgte. Auch wenn das noch so angenehm und praktischer wäre, als all der Aufwand, den sie um ihrer Sicherheit willen betrieben.
    Nein, ein menschliches Wesen zu versklaven, wäre unentschuldbar. Dass dieser Vorschlag ausgerechnet von Seamus kam, erstaunte ihn. War er doch derjenige, der ihm predigte, das Leben eines jeden Menschen zu respektieren und nicht in die alten Gewohnheiten, die ihm durch Golan vererbt waren, zu verfallen.
    Was das betraf, so brauchte sein Freund sich wirklich keine Sorgen machen. Lucas beabsichtigte auf gar keinen Fall seinem Schöpfer, was dessen Verhalten Menschen oder anderen Hirudo gegenüber betraf, nachzueifern.
    Fünf Menschen mussten in seinen Armen ihr Leben lassen, ehe er lernte, seinen Hunger zu kontrollieren und nur soviel zu nehmen, wie er gerade eben zum Überleben brauchte. Fünf Menschenleben, und das waren fünf zu viel.
    Er musste zwar öfter trinken, als diejenigen seiner Rasse, die ihre Opfer bis zur Neige leerten, aber das war es wert. Auch jetzt spürte er, wie sich der Hunger ankündigte; dabei war das letzte Mal erst zwei Nächte her.
    Noch spürte er den fiebrigen Schmerz nur leicht, doch wenn er jetzt länger als eine oder zwei Stunden wartete, konnte es richtig schlimm werden. Dann setzte das typische Zittern ein, das nach und nach seinen ganzen Körper wie in einem Anfall von Schüttelfrost packte. Die fiebrige Benommenheit raubte ihm jeden klaren Gedankens und entriss ihn jedwede Kontrolle. Was blieb, war ein peingemartertes Monstrum, das nunmehr rein vom Überlebensinstinkt geleitetet, über jedes atmende menschliche Wesen in seiner Nähe herfiel.
     Besser, er ging jetzt gleich, ehe sie in den Zug stiegen.
    «Wie viel Zeit haben wir?», fragte er Seamus, der gerade vom Informationsschalter zurückkam.
    «Zu viel!», antwortete er und verzog ärgerlich das Gesicht. «Und diese unverschämte Person besaß die Frechheit, mir das hier zu geben.» Aufgebracht klatschte er mit der linken Hand auf die Hochglanzbroschüre in seiner rechten. «Sieh dir das nur mal an! Die können hier doch das Wort Zeitplan noch nicht einmal richtig schreiben. Und von Einhalten kann überhaupt keine Rede sein.» Er bemerkte Lucas Unruhe. Stutzig geworden, sah er ihn von der Seite her an. «Was ist los?», fragte er.
    «Nichts Besonderes. Ich bin gleich wieder da», antwortete Lucas und warf einen ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr, «geh du schon mal vor und lass die Koffer in unser Abteil bringen, sobald der Zug kommt, ja?»
    «Oh!» Seamus verstand. «Ja, natürlich. Ich warte dann im Zug auf dich.»
    «Ja, ja!», erwiderte Lucas hastig und drückte Seamus seinen Aktenkoffer in die Hand, «bis gleich.»
    «Und mach nicht zu lange!», hörte er Seamus noch hinter sich herrufen, als er schon halb die Bahnhofshalle durchquert hatte. Er drehte sich um, doch Seamus war schon damit beschäftigt, einen nicht ganz Freiwilligen zu beschwatzen, dass er ihr Gepäck bis in den Zug schleppte.
    Lucas schüttelte den Kopf und musste unwillkürlich lächeln.

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