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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Nuancen rosiger wirkte und seine hellen, beinahe farblos scheinenden Augen lebhaft glänzten. Nur sein Haar war wie immer von einem so durchdringenden Rot, dass es sogar in dem kalten Neonlicht lohfarben wie ein Bund lodernder Flammen schimmerte. Der Haarflaum des kleinen Mädchens in Aimees Wiege war von genau derselben, durchdringenden Farbe ...

11. Kapitel
     
    «Hallo! Erde an Karen!» Jarout wedelte mit der rechten Hand vor Karens Gesicht auf und ab. Unvermittelt aus ihren Gedanken geschreckt, blinzelte sie verwirrt.
    «Na, komm schon! Trink erst aus, dann zeige ich dir, wo du schlafen kannst.»
    Sie nickte und ließ sich von seinem aufmunternden Lächeln endgültig aus ihrer düsteren Grübelei reißen.
    Mit gespielt hochmütiger Geste warf sie den Kopf zurück und sagte in näselndem Tonfall: «Also gut, dann bringen Sie mich auf mein Gemach, James.»
    Lachend reichte er ihr seinen Arm. Gemeinsam gingen sie die Treppe in das dunkle Reich des oberen Stockwerks hinauf, in das Karen sich tags zuvor nur wenige Meter hineingewagt hatte.
    Mit raschen Seitengriffen schaltete Jarout die Lampen entlang der rechten Wand ein, und weiches Licht hinter bunt getöntem Glas erhellte die schummrigen Korridore.
    «Das Zimmer wird dir gefallen. Ich hoffe nur, dass sich nicht allzu viel Staub angesammelt hat. Die meisten der Räume hier oben benutzen wir gar nicht», gestand Jarout.
    Das wunderte sie überhaupt nicht - so viele Zimmer. Gott, das mussten Hunderte sein! In diesem Haus könnte man eine ganze Armee unterbringen und den ganzen Tag umherlaufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
    Besorgt fragte sie sich, ob sie sich in diesem Irrgarten wohl ohne fremde Hilfe zurechtfand. Jarout machte es jedenfalls einen Heidenspaß, sie auf dem Weg durch die labyrinthartig verschachtelten Gänge, endlosen Galerien, den kurzen Treppen, die sie hinauf und an anderer Stelle wieder hinunterliefen, völlig durcheinanderzubringen. Karen vermutete, dass ihm das schon in London ein besonderes Vergnügen gewesen war. Hier musste ihm sein kleines Spiel noch viel größere Befriedigung verschaffen.
    Er war in diesem Korridorgewirr aufgewachsen und konnte wohl ohne Schwierigkeit seinen Weg auch mit verbundenen Augen finden. Irgendwann, als sie schon längst nicht mehr daran glaubte, auf eigene Faust zurück zur Treppe zu finden, machte er plötzlich vor einer der Türen Halt und stieß sie auf. Finsternis, und das muffige Aroma von Staub und alten Möbeln schlug ihnen entgegen.
    Jarout ließ ihren Arm los, und einige Sekunden später hörte sie ein leises Ratschen und sah die bläuliche Flamme eines Streichholzes. Er zündete eine verrußte Öllampe an, die er Karen brachte. «Hier, bitte halte sie! Ich mach schnell die anderen an.»
    Im Nu war das Zimmer in das helle Licht vieler kleiner Kerzen und Lampen getaucht. Von der Decke hing ein Kronleuchter, der entweder so alt war, dass er nicht mit Strom betrieben wurde, oder den er bewusst um der Wirkung willen nicht einschaltete; was sie ihm durchaus zutraute. Zahllose, glitzernde Kristalltropfen brachen das gelbe Kerzenlicht in hunderte kleiner Regenbogen, die über die Wände und Zimmerdecke tanzten. Ein Traum aus Licht und Farbe, wie in ein fremdes Jahrhundert versetzt.
    Und als wäre das nicht genug, fand sie sich in einem Schlafzimmer wieder, dessen Einrichtung hervorragend in einen billigen Mantel- und Degenfilm passte, in dem die Schauspieler Korsetts und turmhohe Perücken trugen.
    In der Mitte der Wand, gegenüber der Tür, stand ein wuchtiges Bett mit gedrehten Pfosten und üppigen Schnitzereien an Kopf- und Fußteil, und darüber ein hoher Himmel aus schwerem, grünem Tuch. Gleich neben dem Fenster stand ein großer Schrank aus weiß gestrichenem Holz, dessen Türen von gemalten Blättern und Früchten in Gold, Rot und Grün geschmückt waren. Rechts davon sah sie ihr dunkles, verzerrtes Spiegelbild in einem riesigen, goldgerahmten Ankleidespiegel.
    Ein niedriger Kamin, umrankt von steinernen Blumengirlanden und ausladendem Dekor, war in die linke Wand eingelassen. Auf seinem schmalen Sims drängten sich liebevoll aufgestellte Schwarz-Weiß-Fotografien in silbernen und goldenen Rahmen zwischen griechischen Vasen, kleinen Schatullen und Kerzenhaltern aus schimmerndem Messing.
    Auf der rechten Seite, in Höhe des Bettes, prunkte eine beigefarbene Frisierkommode mit zwei weit ausladenden Flügelspiegeln, die neben den goldenen Rahmen zudem noch rundum mit filigraner Glasmalerei

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