Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
Vom Netzwerk:
ihre Augen sind, dachte Karen. Reines, tiefes Schwarz, ohne eine die Pupille umgebende hellere Iris. Ihr wurde ganz schwindelig davon, sie anzusehen. Einen schrecklichen Moment lang fürchtete sie, zu fallen.
    Werde jetzt bloß nicht ohnmächtig oder so was! dachte sie. Reiß dich zusammen, Karen! Ihr Kopf war wie benebelt, als läge ein dichter, weißer Schleier zwischen ihr und auch nur einem einzigen klaren Gedanken. Was um alles in der Welt sollte sie ihr erzählen. Sie musste Lügen und hoffte nur, dass die Frau nicht erkannte, was sie wirklich dachte.
    «Ich bin mit Jarout hier.» Ihr klopfte das Herz bis zum Hals. Sie musste sich räuspern, ehe sie weitersprechen konnte. «Wir kamen heute Morgen an, und er sagte mir, ich solle hier auf ihn warten, weil er dringend fort müsse. Ich wusste nicht, dass ... es tut mir leid. Wenn Sie wollen, werde ich gehen.»
    «Aber nein! Ich freue mich, dass Sie geblieben sind. Jarout war sehr ungezogen, Sie den ganzen Tag hier allein zu lassen. Setzen Sie sich doch, mein Kind. Ich bin sicher, dass er jeden Moment hier sein wird. Bis dahin könnten wir uns ein wenig miteinander unterhalten.»
    Sie nahm Karen am Arm und führte sie zu der Sitzgruppe, auf deren Couch Karen vorhin geschlafen hatte. Karen war restlos fasziniert von ihrer Art, sich zu bewegen. Vom samtigen Stoff ihres grünen Kleides, das sich ganz natürlich in perfekten, weichen Falten um ihre Beine legte, als sie sich in vollendeter Anmut auf dem Ohrensessel neben der Couch setzte. So sah eine Königin aus. So elegant, so selbstsicher und makellos.
    «Bitte, setzen Sie sich zu mir.»
    Karen gehorchte zögernd. Wo um alles in der Welt blieb nur Jarout?
     «Sie sind eine Freundin meines Sohnes?», fragte die Frau und nahm eine Zigarette aus der Jadeschatulle, die auf einem der überladenen Tischchen neben dem Sessel stand. «Sie brauchen nicht schüchtern sein. Und es gibt auch keinen Grund, sich zu fürchten.»
    Sie zündete ihre Zigarette an und atmete blaue Rauchwolken in das gelbe Licht der sechs Stehlampen, die vergeblich gegen die höhlenartige Finsternis des Zimmers kämpften.
     «Ich weiß natürlich, dass ihr jungen Leute eine grundsätzliche Abneigung gegen Eltern hegt. Nein, streiten Sie es nicht ab, ich weiß das. Schließlich war ich selber einmal jung, auch wenn das lange her ist. Jarout bringt nur sehr selten Freunde hierher. Deshalb muss ich jede Gelegenheit nutzen, um mal zu sehen, mit wem er die vielen Abende außer Haus verbringt. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen, aber als seine Mutter mache ich mir natürlich so meine Gedanken. Allerdings, wie ich jetzt sehe, scheint er ein glückliches Händchen zu haben.»
    Ihre schwarzen Augen blitzten vergnügt. Karen zwang sich, ihr Lächeln zu erwidern. Warum sagte sie solche Dinge? Das klang so normal. So menschlich. Dasselbe könnte ebenso gut die Mutter eines Bekannten, in der Küche beim Abwasch nach dem Mittagessen, zu ihr sagen. Verlegen wandte sie den Blick ab und nestelte mit zitternden Fingern am Saum ihres Pullovers.
    «Ich kenne Jarout noch nicht so lange.»
    «Oh, und da lässt er Sie gleich hier stehen. Das ist ein unglücklicher Anfang für eine Freundschaft. Aber so ist er, und ich fürchte, man kann gar nichts tun, um ihn zu ändern. Man muss schon sehr viel Geduld und Großzügigkeit aufbringen, um ihn auch weiterhin zu mögen. Er kann froh sein, dass Sie nicht einfach gegangen sind. Sie haben mir noch gar nicht Ihren Namen genannt.»
    «Ich heiße Karen Gr ... Greene.» Gerade noch rechtzeitig verschluckte sie ihren richtigen Namen. Sicher war sicher. Den Namen Grant zu erwähnen, ohne zu wissen, ob Lucas seiner Frau nicht vielleicht von früheren Affären erzählt hat, hielt Karen für keine gute Idee. Was, wenn sie von Aimee wusste? Das war durchaus möglich, oder?
    «Nett, Sie kennenzulernen, Karen. Mein Name ist Blanche Rodin.»
    Sie reichte ihr ihre Hand, und Karen zwang sich, sie zu nehmen. Die Haut war kühl, aber nicht so kalt, wie sie erwartet hatte.
    «Darf ich Ihnen vielleicht etwas anbieten, während Sie warten? Wir haben uns angewöhnt, immer etwas für besondere Gäste im Haus zu haben, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
    Natürlich konnte Karen sich vorstellen, welche Art besondere Gäste sie meinte. Nämlich solche, die normale Nahrungsmittel, statt menschliches Blut bevorzugten. Trotzdem schüttelte sie den Kopf, und das brachte Blanche zum Lachen. Ein leises, perlendes Lachen, das ihr charmante Fältchen um Mund

Weitere Kostenlose Bücher