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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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sie nicht als vollwertiges Mitglied der Familie ansahen. Für sie war sie eine Sterbliche, die man zu ihrem eigenen Schutz ausgeschlossen hatte. Besonders zwei Familienmitglieder, Beryl und Eliane, die sich stets für ausgesprochen elitär hielten, fanden für Karens Status beispiellos beleidigende Bezeichnungen. Für die Schwestern galt sie als unwürdiger Störenfried.
    Auch Calman war im Grunde keine Ausnahme. Sein Verhalten schwang wie automatisiert um, sobald sie ihn nach innerfamiliären Angelegenheiten fragte. Dann erklärte er ihr, sie einzuweihen sei viel zu riskant und brächte sie in Lebensgefahr. Obwohl sie über starke Talente verfügte und alles andere als wehrlos sei, so sei sie noch lange nicht in der Lage, die Hirudo vollkommen zu verstehen oder befähigt, den feindlich gesinnten Angriff eines Vampirs effektiv abzuwehren. Im Gegensatz zu einigen anderen Hirudo meinte er es jedoch nur gut mit ihr und urteilte ihre menschliche Schwäche nicht als minderwertig ab.
    »Wir können gemein sein, hm?«, hörte sie ihn. Er veralberte sie immer noch.
    »Du hast Glück, dass ich nicht in der Stimmung für eine Grundsatzdiskussion bin«, gab sie gespielt mürrisch zurück.
    Sie sah ihn mit den Schultern zucken. Ein dunkler Schemen im Zwielicht.
    »Nein, ich habe nicht dich gemeint«, sagte er laut zu Lucas, der seine Geste für eine Reaktion auf seine Frage hielt. Mit einem Kopfnicken wies Calman zu Karens Versteck.
    »Ich fürchte, du bist enttarnt.«
    »Karen, was machst du denn da oben? Komm runter!« Lucas schien irritiert aber nicht verärgert.
    Während Karen sich missmutig erhob und die Treppe hinunterlief, überlegte sie, ob sie versuchen sollte, ihm zu erklären, dass sie nicht dort oben gesessen hatte, um ihn und seinen Besuch zu belauschen. Machte es Sinn, zu versuchen, Lucas die Sache mit der Intimität zu erklären? Calman hätte ihren Wunsch verstanden, oder nicht? Calman lachte leise, weil er ihre gedachte Frage gehört hatte. Einmal meinte er scherzhaft, dass sie wie ein Funkturm sende und jeder empfindliche Telepath im Umkreis von zehn Meilen sie hören könne.
    Mit seiner Hilfe hatte sie dieses Problem wenigstens halbwegs in den Griff bekommen. Doch kaum war er für längere Zeit abwesend, vergaß sie allzu leichtfertig, ihre Grenzen einzuhalten. Dass jemand jeden ihrer Gedanken spüren konnte, gefiel ihr nicht im Mindesten. Auch nicht, wenn dieser jemand Calman war.
    »Warum sitzt du dort oben und beobachtest uns, Karen? Glaubst du nicht, dass ...?« Ehe ihr Vater sie mit Anschuldigungen überschütten konnte, rettet Calman die Situation durch eine überschwängliche Umarmung.
    »Schön, dich zu sehen, Liebes«, dachte er. Mit beiden Händen fuhr er über ihr wirres Rothaar und drückte ihr mit kalten Lippen einen Kuss auf die Stirn, den sie mit einem sanften Atemhauch gegen seinen Hals erwiderte.
    Sie spürte ihren Freund unter dieser vertraulichen Geste schaudern und lächelte erfreut. Nur widerwillig löste sie sich aus seinen Armen. Später, dachte sie. Später werden wir sicher noch genügend Zeit finden, unser Wiedersehen zu genießen.
    Sie räusperte sich. »Nun, zum einen habe ich nicht gelauscht und zum anderen ist es wichtig«, begann sie an Lucas gewandt. »Oben, in Denis Zimmer ist etwas vorgefallen, was du dir ansehen solltest.«
    »Und was ist dort?«, wollte Lucas wissen.
    »Das kann ich unmöglich erklären. Ihr müsst es selber sehen.«
    »Also gut, dann lass uns gehen«, meinte Calman. »Der Tee kann auch noch eine Weile warten, oder was denkst du?«
    Lucas nickte und gab Karen durch eine Geste zu verstehen, dass sie vorangehen sollte. Eilig führte sie die beiden in das Turmzimmer. Mittlerweile kannte sie die düsteren Gänge des oberen Stockwerkes so gut, dass sie sich selbst in absoluter Finsternis nicht mehr verlief. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie stundenlang orientierungslos in den schier endlosen Galerien des alten Gebäudes umhergeirrt war, bis sie einer der Hirudo gefunden und auf ihr Zimmer geführt hatte.
    »Mir ginge es heute noch so wie dir damals, glaub mir«, dachte Calman. Für ihn war das Haus, das Golan, dessen Erbe Lucas war, vor gut dreihundert Jahren nach eigenen Plänen errichten ließ, schlicht grotesk. Von außen ein rechtwinkliger, klar strukturierter Klotz, doch innen wanden sich verwinkelte Korridore, geheime Durchgänge und unzählige Treppen. Die hauptsächliche Funktion dieser komplizierten Architektur schien nur einem einzigen Zweck

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