Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Arweth.
»Vielleicht hat Jarout Recht und Karen erweist sich tatsächlich als Hilfe«, meinte Calman. Und Jarout warf ein: »Außerdem ist sie Lucas Tochter. Das macht sie doch wohl zu einer von uns.«
»Du kennst meine Ansicht, Calman, und ich sage Nein. Genauso zu diesem Mediziner, den Lucas vorgeschlagen hat. Keine Menschen.« Arweth schien entschlossen, keinen Schritt weit von seinem Standpunkt abzurücken. Mit blitzenden Augen sprach er weiter: »Das sie hier lebt, ist eine Sache und ihre Abstammung ebenfalls. Doch sie aktiv teilhaben zu lassen, ist etwas völlig Anderes und absolut ausgeschlossen.«
»Was willst du dann tun?«, wollte Calman wissen, doch darauf wusste Arweth ebenso wenig eine vernünftige Antwort wie er.
»Also gut.« Lucas konnte die Ratlosigkeit der beiden Ältesten nicht mehr mit ansehen. Eine Entscheidung musste getroffen werden, ehe ihre Verunsicherung sie in einen Streit führte.
»Wir werden Arweths Wunsch Folge leisten und nach Serena suchen. Finden wir sie weder bis zum Morgen, noch im Tagschlaf, werden wir über Jarouts oder meinen Vorschlag nachdenken«, sagte er.
Gegen Lucas Worte erhob weder Calman noch Arweth Einwand. Dass sie nicht protestierten, bedeutete nicht, dass sie auch zufrieden waren. Doch sie schienen erleichtert und das war mehr Friede als Lucas erwartet hatte. Jarouts Vorschlag war jedoch von vornherein hinfällig, da Lucas entschieden dagegen war, seine Tochter als Medium zu missbrauchen. Zwar kannte er ihr Talent nicht aus eigener Erfahrung, da sie es nicht von ihm, sondern von Ion, Golans Erzeuger, geerbt hatte. Doch er hatte Karen beobachtet und wusste, wie grausam die Bilderflut sein konnte. Die Berührung mit jemandem, der Schreckliches erlebt hat, könnte sie auf Dauer traumatisieren. Schließlich war das Sehen für sie, als wäre sie unmittelbar im Geschehen. Nein, Karen sollte das nicht tun.
»Ich werde Seamus holen und den anderen Bescheid sagen, dass wir noch einmal zurückgehen. Dann können wir meinetwegen aufbrechen.«
Damit verließ er das Hauptgewölbe des Kellers und eilte die schmale Steintreppe in die Eingangshalle hinauf.
~ 7. Kapitel ~
In dem steter Regen fällt und die Sonne aufgeht
Dass sie die Intimität eines Taxis als willkommen empfunden hatte, lag eine Ewigkeit zurück. Sie störte sich nicht einmal an dem unangenehmen Geruch, den unzählige Körper, an denen Schweiß, Parfüm und weiß der Teufel was klebte, in den abgenutzten Polstern zurückgelassen hatten. Heute war sie einfach nur dankbar, den Blicken und Stimmen der aufdringlichen Menschen entronnen zu sein.
Erleichtert atmete Serena auf, schloss die Augen und lehnte sich in die muffigen Sitze zurück. Schrecklich, dass die Leute in diesem Land so etwas wie eine Reinigung offenbar nur aus dem Fernsehen kannten.
Ich bin so müde, mein Gott, so müde und Arweth, Arweth, Vater ..., dachte sie erschöpft. Während des Fluges nach Köln hatte er wieder von Maratos, dem Ersten der Hirudo, gesprochen. Natürlich erinnerte sie sich an ihn. Und sie erinnerte sich an Melacar. Auch an die Goldene Stadt T’ael erinnerte sie sich. Oft war sie an jenem märchenhaften Ort gewesen, bevor Maratos Lilith, seine Gefährtin, in den Stein von Karm verbannt und damit begonnen hatte, all seine Nachkommen auszurotten. Verzauberte Stunden hatte sie in den Gärten des Palastes verbracht. Und nun war Melacar nur noch ein ferner Traum. Maratos hatte jede Hoffnung auf eine Rückkehr zunichtegemacht. Er hatte all seine unendliche Macht eingesetzt, um Liliths Blut bis zum Letzten ihrer Erben auszulöschen.
Sein letztes Opfer war Golan von Byzanz gewesen. Ausgerechnet sein Erbe, Lucas, und die Mitglieder seiner Familie sollten sich nun mit Maratos verbündet haben? Sie wollte kaum glauben, was Arweth ihr erzählt hatte.
Die Familie plante, den blutigen Wahnsinn ihres Urvaters in die Welt der Menschen auszubreiten. Sie wollten ihm dabei helfen, die letzten seiner und Liliths Kinder abzuschlachten. Im Gegenzug dafür schonte Maratos ihr Leben und verlieh ihnen uneingeschränkte Macht über die Welt der Menschen. Arweths Worte entsetzten sie. Jeden anderen, der einen derartigen Verdacht gegen Lucas oder die Familie aussprechen würde, hätte sie mit Sicherheit halb tot geprügelt. Aber Arweth, ihr eigener Vater, überbrachte ihr diese grauenvolle Nachricht. Und er bewies seine Ernsthaftigkeit, indem er Malcolm ... Oh mein Gott, er hat Malcolm, unseren geliebten Malcolm getötet.
Wieder füllten
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