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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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Piloten handeln. Den dritten Mann mochten die Löwen oder die Geier abgenagt haben.
    Berring zog sein Barett tiefer in die Stirn und betrachtete den noch immer von der Explosion geschwärzten Boden. Dabei warf er einen Blick auf den Personalbogen in seiner linken Hand, den er bereits auf dem Hinflug studiert hatte. Das Foto zeigte einen Mann mit rotbraunen Haaren, Special Agent Adrian Tyler.
    Eine Einzelmission also. Er hasste diese Spezialisten. Keine Absicherung, kein Teamwork. Zu viele Variablen, die den Einsatz scheitern lassen konnten. Und dazu noch deutlich besser bezahlt als er.
    Er zog den Mikrofonbügel zu sich her.
    »Louisa, was meinen Sie? Könnten Sie die Klimaanlage in Ihrem Zelt verlassen und mir ein Bier bringen?«
    »Um diese Zeit? Bei dieser Hitze?«, klang die helle Stimme aus dem Headset.
    »Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich Wasser trinke wie Sie? Sie fliegen, ich leite.«
    »Sie müssen es ja wissen«, kam die Antwort mit einem Seufzer.
    »Das ist es, was ich hören will!« Er grinste und sah zum zweiten Zelt hinüber, in dem die Piloten ihr Lager aufgeschlagen hatten und die Vorräte untergebracht waren.
    Berrings Augen folgten der schlanken Figur, die auf ihn zukam. Louisa Caregnia war die Chefpilotin der Mission, und so wie er sie einschätzte, war sie kein Kind von Traurigkeit. Sie schüttelte ihr glattes, pechschwarzes Haar und schwenkte zwei Flaschen Corona. Ihre Augen verbarg sie hinter einer teuer aussehenden Pilotenbrille mit getönten Gläsern.
    »Zwei?«, kommentierte er und nahm die eiskalte Flasche entgegen. Er rieb sich das feuchte Glas über die Stirn und stöhnte erleichtert auf.
    »Ich muss ja heute noch nicht fliegen, wenn ich das so sehe«, antwortete sie und wies auf das Wrack. »Dann bin ich außer Dienst.« Sie lächelte ihm zu und hielt ihm die Unterkante ihrer Flasche hin. Er stieß mit seiner an.
    »Deckel ist lose«, erklärte sie und schnippte den Kronkorken mit dem Daumen vom Flaschenhals. Sie setzte an und legte den Kopf zurück. Berring hätte bei diesem Anblick die Arbeit am liebsten vergessen und ließ seinen Augen über den Körper der Pilotin gleiten.
    Schließlich konzentrierte er sich auf sein Bier und nahm einen kräftigen Schluck. Sobald sie zurück im Stützpunkt waren, würde er sein Glück bei ihr versuchen.
    Lauthals stieß er seinen Atem aus und setzte ab. Er fuhr sich über den Mund. Die Kühle in seinem Hals verschaffte ihm wenigstens etwas Linderung.
    Eigentlich wollte er noch mit der Pilotin flirten, doch in diesem Augenblick meldete sich Eirene Michaels über das Headset. Sie war die einzige Frau in seinem Team – die Pilotin zählte er nicht dazu – und Berring schätzte sie wegen ihrer Arbeitsweise.
    Er warf der Pilotin einen Seitenblick zu. Aber ganz sicher nicht wegen ihres Aussehens ... Der Teamleiter seufzte und schob den Mikrofonbügel zurecht.
    »Was gibt's, Michaels?«, fragte er zurück.
    »Ich denke, wir haben etwas gefunden. Aber das sollten Sie sich selbst ansehen.«
    Berring verzog die Lippen, leerte das Corona in einem Zug und reichte die Flasche an die Pilotin weiter.
    »Ich muss. Dienst«, erklärte er knapp und lief zum Helikopterwrack hinüber. Unter seinen Stiefeln zerbrachen verkohlte Äste mit einem lauten Knacken. Asche wirbelte bei seinen Schritten auf.
    Er benötigte keine Minute und sah die Spezialistin, die ihn erwartete. Sie war etwa in seinem Alter und hatte ihre angegrauten Haare zu einem Knoten nach hinten gebunden.
    »Und?«, fragte er und musste aufstoßen. Michaels grinste abfällig, als sie die Fahne roch.
    »Bier um acht Uhr?«
    Berring zuckte mit den Schultern. »Was haben Sie gefunden?«, überging er ihren unverhohlenen Vorwurf. Eirene lief zur weggesprengten Seitenwand des Black Hawk und winkte ihren Squad-Leiter mit dem Finger zu sich her. Sie ging in die Knie und wies auf dunkle Flecken auf dem geschwärzten Metall hin.
    »Zuerst sind die uns nicht aufgefallen«, erklärte sie. »Dann hat Strucker bemerkt, dass sich die Flecken auf der Erde fortsetzen. Eine erste Untersuchung ergab eindeutig Blut. Ob es sich um menschliches handelt, kann ich nicht sagen. Dafür ist es zu lange eingetrocknet. Aber trotz der Witterung lässt sich eine Spur ausmachen.«
    Berring sah sie nachdenklich an. »Unsere beiden Piloten hängen tot in den Gurten. Das heißt, der Dritte könnte den Absturz überlebt haben?« Den Namen Tyler hielt er wie befohlen zurück.
    Michaels machte eine zustimmende Geste. »Ob er jetzt

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