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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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hellen T-Shirt färbte den Stoff tiefrot und wuchs stetig an. Levis' Hände streckten sich verkrampft in die Höhe, als hätten sie den Angriff noch abwehren wollen.
    Der Schwarze ging mit zitternden Knien neben dem Weißen in die Hocke. Sein Kunde lag in verkrümmter Haltung zwischen den Steinen. Unbewusst fuhr seine rechte Hand über den Toten. Die Haut fühlte sich noch warm an, dennoch schien bereits eine Kälte von innen den Körper zu durchdringen.
    Aksem schluckte schwer. Seine Zunge lag rau im Mund, der mit einem Mal völlig ausgetrocknet war. Immer wieder wanderte der Blick zwischen den Speerspitzen und dem Gesicht des Toten hin und her. Verzweifelt versuchte er, eine Antwort für den Anblick zu finden, der sich ihm hier bot. Wie sollte er das im Hotel erklären? Sie würden ihn nicht gehen lassen, bevor er nicht mit plausiblen Antworten dienen konnte.
    Ein mächtiger Schatten schob sich in sein Blickfeld. Hastig drehte sich Aksem um und schrak zusammen.
    Im Schein der gleißenden Sonne konnte er die Silhouetten zweier hünenhafter Männer erkennen, die seltsam altertümlich gekleidet waren. Beide trugen nicht mehr als einen knappen Lendenschurz, dessen Bund mit Perlen und bunten Holzstückchen verziert war. Ihr kahl geschorenes Haupt wurde am Hinterkopf von einem Fellbüschel umrahmt, das sich einer Mähne gleich um die schmal geschnittenen Gesichtszüge legte.
    Doch das Fremdartigste an den Männern waren die grün leuchtenden Juwelen, die in regelmäßigen Abständen auf der Stirn aufblitzten und mit der dunkelbraunen Haut verwachsen zu sein schienen.
    Die Augen der beiden Gestalten musterten ihn kalt, abschätzend. Um ihre Lippen trugen sie einen verächtlichen Zug, der Aksem noch weiter in sich zusammensinken ließ.
    »Der Weiße hat gefrevelt – zu der Zeit, da Shion zurückkehrt«, unterbrach einer der Hünen mit kräftiger Stimme die Stille.
    Er zog die Speere aus dem Körper des Toten und reichte einen davon seinem Begleiter.
    »Vergiss ihn«, richtete er sich an den Kenianer und deutete auf die Leiche. »Sei dankbar, dass wir dich leben lassen.«
    Gleißendes Licht umhüllte die Männer plötzlich. Die Helligkeit schmerzte in Aksems Augen. Er kniff die Lider zusammen und legte sich schützend die Arme vors Gesicht.
    Trotz der Worte fürchtete der Schwarze, jeden Augenblick von den Speeren ebenso niedergestreckt zu werden wie Levis. Sein Atem ging hastig und brannte heftig in der Kehle.
    »Sag den Stämmen, dass der Dschungel und die Savanne für sie nun tabu sind. Shion hält Rat«, hörte er die dröhnende Stimme wie aus weiter Ferne. »Ehrt die Löwen – oder wir kehren zurück!«
    »Ja! Ja, ich werde alles tun!«, stammelte Aksem hastig und unterdrückte nur mühsam seine Tränen. Erfüllt von einem Gefühl der Hilflosigkeit kauerte er auf dem Boden und wagte nicht aufzusehen.
    »Gut. Dann geh«, verlor sich die Aufforderung wie ein Windhauch in der Ferne.
    Minutenlang herrschte Stille, die nur unterbrochen war vom Schluchzen des jungen Schwarzen. Erst nach und nach wurde ihm bewusst, dass er alleine war, und so wagte er es, seine Augen zu öffnen.
    Vor ihm zerfielen die letzten Splitter kristallisierten Lichts in der dunstgeschwängerten Luft. Nichts erinnerte mehr an die beiden archaisch anmutenden Krieger. Nichts außer dem toten Körper neben ihm.
    Shion , stahlen sich die Erinnerungen an längst vergessene Erzählungen in sein Bewusstsein.

 
     
     
    Kapitel 1
     
    »Ich höre wohl nicht richtig?«
    Wütend schlug Amos Vanderbuildt mit der Faust auf die Tischplatte. Nur mühsam konnte er sich beherrschen. Zornesfalten zerschnitten die hohe Stirn.
    Der Mann Anfang fünfzig kniff die tiefblauen Augen unter seinen buschigen Brauen zusammen und ließ den Blick nicht von dem Mann, der auf der anderen Seite des Schreibtisches stand. Langsam nur löste er sich aus seiner lauernden Haltung und nahm wieder im Stuhl aus schwarz gefärbtem Büffelleder Platz.
    »Wo ist das kleine feige Ding?«, richtete er die Worte unterkühlt an seinen Berater.
    »Ich habe ihr nahegelegt, das Unternehmen mit einer wohlwollenden Abfindung zu verlassen«, entgegnete dieser betont ruhig, wobei er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und beruhigt zur Kenntnis nahm, dass ihn die breite Tischplatte aus durchsichtigem Plexiglas von seinem Chef trennte.
    »Mit 200.000 Rand in der Tasche, damit sie den Mund hält«, fügte er noch an, während er unruhig auf der Stelle trat.
    Vanderbuildt drehte sich in dem

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