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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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Felsen vor sich ab. Angespannt blickte er auf die Ebene unter sich. Zwei Kraniche, die durch den Schuss aufgeschreckt waren, zogen krächzend in geringer Höhe über das Gras hinweg.
    Am Fuß des Affenbrotbaumes war das Löwenrudel aufgesprungen. Das Brüllen der Löwinnen erfüllte die Savanne. Levis lud eine Kugel nach, zog den Hahn durch und gab einen zweiten Schuss auf die Raubtiere ab. Durch das Fernrohr konnte er sehen, wie die Kugel zwischen den kräftigen Tieren in den Boden peitschte.
    Die Löwen stoben nun auseinander und verloren sich schnell in der Deckung des gelbgrünen Grases. Mit einem zufriedenen Grinsen schmiss der Weiße die Patronenhülse aus der Waffe und legte sich das Gewehr über den linken Oberschenkel.
    »Prachtvoller Bursche!«, beglückwünschte er sich selbst mit einem Blick auf den Körper des toten Löwen, der regungslos im Schatten des Baumes lag. »Wird sich gut vor meiner Bar machen.«
    Er dachte dabei an seinen Partykeller in Nairobi. Als leitender Botschaftsangestellter wollte er seine Freiheiten so gut wie möglich nutzen. Niemand kontrollierte einen Europäer im diplomatischen Dienst, der mit einem Jagdgewehr in Kenia einreiste und durch die Reservate zog – vor allem nicht, wenn man die richtigen Leute fragte. Und niemand würde ihn kontrollieren, wenn er seine Trophäe mit nach Hause brachte.
    Neben ihm löste sich eine dunkle Gestalt aus dem Schutz der Felsen. Levis atmete tief durch und sah seinen Begleiter geringschätzig an.
    »Nun lauf schon und hol die Sachen aus dem Rover«, herrschte er den Schwarzen an, der ihm als ›zuverlässiger Führer‹ vorgeschlagen worden war. »Der Löwe muss gehäutet sein, bevor sich das Rudel beruhigt hat und zurückkehrt«, fuhr er fort. Er machte sich keine Gedanken um Wachtrupps im Nationalpark, die auf ihn aufmerksam werden könnten. Es brauchte nicht viel Bestechung bei einem Vorgesetzten, um dafür zu sorgen, dass die Parkwächter in einem weiter entfernten Distrikt ihren Dienst versahen, solange er sich hier austobte.
    Sein afrikanischer Führer nickte zwei Mal heftig und verschwand dann hinter seinem Rücken. Aksem überwand die leichte Anhöhe mit schnellen Schritten. Der Schwarze hatte trotz seiner jungen Jahre bereits eine faltengegerbte Haut. Die Linien wurden tiefer, je mehr er über seinen Kunden nachdachte.
    Er näherte sich dem Landrover, den sie nicht weit von ihrem Aufenthaltsort geparkt hatten.
    Scheißkerl , dachte er bei sich. Missmutig hatte er die Hände in die abgewetzte Jeans gesteckt und trat bei jedem Schritt ein Stück Erde aus dem Boden. Führt sich auf wie der letzte Bwana. Aber was tut man nicht alles für leicht verdientes Geld!
    Der Schwarze schob auf der hinteren Ladefläche des Rovers eine Provianttasche und ein paar Decken beiseite. Das Besteck, das er zum Zerlegen von Tieren verwendete, hatte er in einem schmutzigen Beutel untergebracht. Die alten Werkzeuge waren sein ganzer Stolz und sicherten ihm in dieser abgelegenen Gegend ein gutes Einkommen. Den Mut, sein Glück in der Hauptstadt zu versuchen, hatte Aksem nicht.
    Zu groß war die Zahl ungelernter Männer, wie er einer war, als dass er sich dieser Herausforderung stellen wollte. Hier draußen waren die Menschen, vor allem zahlungswillige Touristen, die »ihre eigenen Wege« gehen wollten, schon mit wenig zufrieden.
    Er warf sich den Beutel über die Schulter und stapfte die Schritte zurück zu ihrem provisorischen Lager. Die Sonne brannte zu dieser Tageszeit mit sengender Hitze herab. Aksems bunt gemustertes Hemd war binnen weniger Augenblicke von Schweiß durchnässt. Er hoffte, dass sein Kunde keine Lust auf einen zweiten Jagdgang hatte und sich zu einer Heimfahrt zum Resort Hotel überreden ließ.
    »Mister«, tönte er mit gespielter Freundlichkeit und setzte ein breites Grinsen auf. »Hier bin ich schon wieder mit den Sa-«
    Er passierte den großen Felsen, hinter dem sie Position bezogen hatten, und blieb mit offenem Mund stehen. Der Beutel rutschte von seiner Schulter und sackte auf die Erde. Leise klirrten die Werkzeuge in der Stoffhülle.
    Vor ihm ragten zwei lange hölzerne Stäbe in den Himmel. Sie wippten leicht. Der Länge nach waren sie mit fremdartigen Mustern verziert, die an wenigen Stellen durch bunte Federbüschel unterbrochen waren. Die Stäbe endeten in zwei langen, schmalen Klingen. Klingen, die tief in der Brust des weißen Jägers steckten.
    Ungläubig starrte Aksem auf den toten Körper vor sich. Die Blutlache auf dem

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