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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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ergriff die Pilotin. Sie verfluchte den Helikopter, der nur wenige Meter in der Sekunde stieg. Eine weitere Kugel ließ das Glas aufplatzen, dann schrie Ndoma auf. Er sackte in seinem Sitz zusammen und presste seine Hände gegen den Bauch.
    Louisa sah das Blut ihres Copiloten auf das Bodenblech tropfen. Warum schoss er nur auf sie? Sie hatten ihm nichts getan!
    Sie hörte zwei weitere Kugeln, die in den Rumpf einschlugen, und legte den Helikopter in eine steile Kurve. Endlich gewann sie so viel an Höhe, um außer Reichweite zu gelangen.
    »Ndoma, sag was, bitte ...«, stammelte sie in ihr Mikrofon und warf dem Kenianer einen Blick zu. Doch der Körper des Afrikaners saß zusammengesunken in seinem Sitz und reagierte nicht. Sein linker Arm hing leblos nach unten.
    Tränen schossen ihr in die Augen.

 
     
     
    Epilog
     
    [Cha'ta hatte recht. Ihr seid unsere Beute – oder unsere ... Jäger.]
    »Diese jagen niemanden mehr«, stieß Talon aus und legte seine Hand auf die zitternde Flanke der Löwin. Sie hatte eine Fleischwunde an der Schulter und war durch den Blutverlust geschwächt. In einem breiten Streifen zog sich eine dunkelrote Spur über ihr Fell.
    Die Kugel hatte das Fleisch durchschlagen, ohne den Knochen zu treffen. Talon hatte die Wunde mit feuchtem Lehm abgedeckt. Es war eine üble Verletzung, doch T'cha verfügte über eine kräftige Konstitution. In zwei oder drei Wochen würde die Wunde soweit verheilt sein.
    Talon war auf den Schützen im zweiten Zelt gestoßen. Dieser hatte völlig teilnahmslos auf seiner Liege gelegen und schien ihn nicht einmal bemerkt zu haben. Talon hatte das Zelt niedergerissen und den Verletzten in der freien Wildnis zurückgelassen. Mochten die Hyänen entscheiden, was sie mit ihm machen ...
    [Und -? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?] , wollte die Löwin wissen.
    Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Das Einzige, was er an sich genommen hatte, war ein Kampfmesser der Söldner. Er tastete über den Knauf der Waffe, die er in den Gurt seines Lendenschurzes geschoben hatte. Sie würde ihm gute Dienste leisten.
    Das Wrack selbst hatte nichts zurückgebracht außer Erinnerungen, die er nicht wirklich greifen konnte.
    »Nein, T'cha«, antwortete er schließlich. »Was immer dort gewesen sein mag; meine Vergangenheit ist zusammen damit gestorben.«

 
     
     
    BUCH ZWEI: SHION

 
     
     
    Prolog
     
    N'char reckte den mächtigen Kopf empor und blickte über die Savanne.
    Seine Augen suchten nach Bewegungen im hohen Gras. Immer wieder zuckten seine Ohren vor, wenn ein leises Geräusch zu ihm herüberdrang. Das Rascheln von Halmen, der Schrei eines Vogels, Wind, der über die leicht gewellte Ebene strich.
    Wind – im hohen Gras
    Ab und an knurrte er unwillig und stieß eine seiner Gefährtinnen in die Seite. Doch keine der Löwinnen war bereit, sich aus ihrem Schlummer zu erheben. Träge sahen sie zu ihm auf und ließen den Kopf wieder auf ihre Pranken sinken.
    Nicht weit von ihnen entfernt spielten zwei der Jungen miteinander. Das Rudel lagerte im spärlichen Schatten eines knorrig gewachsenen Affenbrotbaums. Rund um den Stamm war das Gras mehrere Meter weit dem ockerfarbenen Boden der Savanne gewichen und erlaubte es den älteren Tieren, die Jungtiere ohne strenge Aufsicht herumtollen zu lassen.
    Ruhe – im Wind
    Der Wind trug eine angenehme Stille mit sich, die von der brennenden Sonne begleitet wurde. Nichts rührte sich auf der Ebene, und so legte der Löwe den Kopf wieder auf seine rechte Vorderpranke. Irritiert schüttelte er den Kopf, wenn eine der ständig anwesenden Fliegen versuchte, in eines seiner Ohren einzudringen.
    N'char war gesättigt und gähnte ausgiebig. Heute Morgen erst hatten seine Gefährtinnen eine Antilope erlegt, aus der er sich die besten Brocken gesichert hatte. Nicht mehr als der Instinkt hielt ihn wach, das Gefühl, seine Umgebung niemals unbeobachtet lassen zu dürfen.
    Der Wind trug eine dünne Staubschicht vor sich her, die sich schnell im blassblauen Himmel verlor. N'char betrachtete eines seiner Jungen, das mit einem Grasbüschel spielte. Noch hilflos tapste es mit seinen kleinen Pfoten über den warmen, ausgedörrten Boden.
    Fühlen – die Erde
    Ein Knall durchschnitt die Savanne. N'char spürte etwas heiß in seinem Körper explodieren und sackte tot in sich zusammen.
    – den Tod
     
    Bernhard Levis schob mit dem Daumen seiner rechten Hand den Hut aus der Stirn.
    Er sicherte sein Repetiergewehr und stützte sich damit auf einem der

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