Dunkles Erwachen
Herz immer schwächer schlug. Seine Bewegungen kamen immer schwächer. Lichter blitzen vor seinen Augen auf. Sie zerflossen zu einer gleißenden Helligkeit, aus der es kein Entrinnen gab.
Der leblose Körper des Söldners glitt zu Boden.
Ein Schuss zerschnitt die Stille.
Talon wurde herumgerissen. Seine Hüfte schien aus einem inneren Feuer heraus zu lodern. Er sah hoch. Im Zelteingang stand Eirene Michaels, die ihre Beretta mit beiden Händen umklammerte. Sie konnte das Beben in ihrem Körper kaum noch kontrollieren. Talon knurrte sie an. Er achtete nicht auf die Waffe, die auf ihn gerichtet war.
Neben der Forensikerin schob sich Denaro ins Zelt. »Verdammt nochmal, drück ab!«, forderte er sie auf. »Der Dreckskerl hat Berring auf dem Gewissen!«
»Ich -«, konnte die Frau nur antworten. Wie hypnotisiert folgte sie Talons Bewegungen. Er umschlich sie wie eine Raubkatze. Seine hellblauen Augen funkelten im Dämmerlicht des Zeltes.
Aus dem Stand sprang er los. Eirene zog den Abzug durch. Der Schuss jagte weit über den Mann hinweg. Er schnellte auf sie zu und riss sie mit seinem Gewicht zu Boden.
Ineinandergeschlungen rollten sie über den festen Untergrund und schleuderten durch die Bewegung Denaro zu Boden, der den beiden Körpern nicht mehr ausweichen konnte.
Die Söldnerin schrie gellend auf, als sie an der Brust gepackt und in die Höhe gerissen wurde. Ihr Blick fiel auf die lang gezogene Wunde an Talons Hüfte. Sie hatte ihn nur gestreift!
Alles in ihr konzentrierte sich darauf, diesen Fehler kein zweites Mal zu machen. Furcht peitschte durch jede Faser ihres Körpers, dennoch zwang sie sich, den Arm ein weiteres Mal anzuheben und eine Kugel aus nächster Nähe abzufeuern.
Doch in diesem Augenblick wurde sie von der unnachgiebigen Pranke nach unten geschmettert. Sie fühlte noch, wie ihre Stirn auf die harte Erde prallte, dann riss etwas in ihren Hals und ihr Leben erlosch.
Mit unnatürlich abgewinkeltem Kopf blieb sie liegen. Ihre Augen sahen starr zur Seite, direkt in Denaros entsetztes Gesicht. Dieser hatte sich erst halb erhoben und nestelte an seinem Holster.
»Dios, verdammt ... nein«, stieß der Latino heiser hervor. »Du elender Dreckskerl! Auftrag oder nicht, ich bringe dich um!«
Talon griff nach der Waffe, die den toten Fingern Eirenes entglitten war. In altgewohnter Vertrautheit schmiegte sich die Beretta in seine Hand. Durchladen und Hochreißen erfolgten in einer fließenden, tausendfach eingeübten Bewegung.
Jaime Denaros Finger schlossen sich jetzt erst um den Griff seiner Sig Sauer, als er ungläubig in die dunkle Mündung blickte. Sein Mund öffnete sich zu einem unausgesprochenen Schrei, dann durchschlug die Kugel seine Stirn und schleuderte ihn nach hinten.
Talon ließ den Waffenarm sinken. »Bergstrøm, was habt ihr mit mir gemacht ...?«, flüsterte er schwach und beugte sich auf den Knien vornüber.
Erinnerungsfetzen schossen durch sein Bewusstsein. Lange vergessene Eindrücke strömten auf ihn ein und ließen ihn dennoch fragend zurück. Talon atmete keuchend aus und strich sich über sein verschwitztes Gesicht. Er erhob sich und sah sich um. Ohne Reue betrachtete er sich die drei Toten, dann zuckte sein Kopf hoch.
T'cha! Er musste nach T'cha sehen!
Talon biss die Zähne zusammen und schob sich durch den Zelteingang. Vor seinen Augen tanzte die Umgebung wild hin und her. Das Sedativ wütete in seinem Leib und er fühlte, wie die Wirkung ihm immer stärker zusetzte.
Ein helles Sirren erfüllte die Luft. Talon sah die Silhouette des Helikopters, der im Licht der Mittagssonne unwirklich leuchtete. Hinter der Frontscheibe konnte er zwei Personen ausmachen.
Louisa Caregnia achtete nicht auf den Schweiß, der ihr in Strömen herablief. Sie blickte nur auf den halb nackten Wilden, der mit einer Waffe in der Hand auf sie starrte, und betete, dass der Motor endlich Betriebstemperatur erreichte.
Neben ihr fluchte Ndoma auf. »Verdammt, lass uns rausgehen und ihn erledigen. Wir sind zu zweit!«
»Und die waren zu dritt!«, stieß die Pilotin hervor und dachte an die toten Söldner. »Was denkst du, welche Chancen wir dann haben, heh?«
Endlich drehten sich die Rotorblätter mit Startgeschwindigkeit. Die Pilotin zog den Steuerknüppel heran und stellte den Anstellwinkel so, dass die Maschine abhob.
Ndoma fluchte erneut. »Und die anderen?«
Louisa stieß den Atem aus. »Willst du nach ihnen sehen?! – Oh, verdammt ...«
Ein Schuss durchschlug das Kanzelglas. Panik
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