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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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breiten Sessel zur Glasfront in seinem Rücken und ließ den Blick über den Tafelberg schweifen, an dessen Fuß sich die Vororte von Kapstadt ausdehnten. Aus seinem Büro im 38. Stock genoss der Inhaber von Vanderbuildt Industries die Aussicht über die geschwungenen Straßenzüge der Hafenstadt am äußersten Ende von Südafrika. Dies war seine Stadt und er genoss die Macht, die er über die Menschen in ihr hatte. Er wandte sich wieder seinem Berater zu und taxierte den hageren Mann, dessen altbackene Nickelbrille die Augen hinter den Gläsern verbarg.
    »Krugers, Sie machen gefährliche Alleingänge«, erwiderte er knapp.
    Ein Mundwinkel im kantigen Gesicht des Beraters zuckte. Abwehrend hob er eine Hand, wobei sein etwas zu groß geratener Anzug deutliche Falten warf.
    »Mr. Vanderbuildt, Meneer 3 «, setzte er an, »- nur um Ihnen Ärger abzunehmen.«
    Sein Arbeitgeber erhob sich aus dem Sessel, bedachte Krugers mit einem scharfen Blick und hob zur Warnung den Zeigefinger der rechten Hand.
    »Ich entscheide noch immer selbst, welchen Ärger ich mir antue!«
    Er trat an die Glasfront seines spartanisch eingerichteten, großräumigen Büros und blickte gedankenverloren über die Skyline der südafrikanischen Stadt, die sich im Morgendunst vor ihm erstreckte.
    »Ein ganzes Team erfahrener Söldner ist also ausgelöscht. Und – durch wen?«
    Er drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen das Sicherheitsglas.
    »Hat sich die südsomalische Miliz nicht beherrschen können?«
    Der Anflug eines Lächelns entflog seinen schmalen Lippen.
    »Ich dachte, ich zahle den Islamisten genug, damit sie sich aus Kenia heraushalten.«
    Krugers stützte die Arme auf die Schreibtischplatte und blickte seinen Chef ernst an. Er atmete tief durch, bevor er zu sprechen begann.
    »Mr. Vanderbuildt, die Pilotin sagte, es war ein Mann – ein einzelner Mann!«
    Krugers kramte in einer Tasche seines Anzugs und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor, das er nun aufklappte und glatt strich. Mit einem kurzen Blick bedachte er den Inhalt, dann fuhr er fort.
    »Sie erzählte von einer Art … Tarzan. Er muss wie ein Berserker unter ihnen gewütet haben.«
    Er streckte die Hand mit dem Blatt Papier seinem Chef entgegen.
    »Ihre Beschreibung hat uns ein ziemlich genaues Phantombild geliefert.«
    Vanderbuildt nahm das Blatt entgegen und betrachtete es zunächst nur desinteressiert. Doch mit jeder verstreichenden Sekunde brannte sich sein Blick tiefer auf der Zeichnung fest. Ein überraschtes Leuchten trat in seine Augen. Schnell faltete er den Bogen Papier zusammen und steckte ihn in eine Hosentasche.
    »Meneer?«, fragte Krugers überrascht nach. »Soll ich die Angelegenheit untersuchen?« Er räusperte sich und rückte sich die Brille zurecht, um seine Unruhe zu kaschieren. »Wir haben noch Männer in Nairobi, die …«
    »Nein, Krugers«, wurde er jäh unterbrochen. Vanderbuildt winkte mit einer ausladenden Geste ab. »Dieser Sache nehme ich mich persönlich an.« Er strich sich mit seinen Fingern über den gepflegten, grau melierten Backenbart. »Sie können gehen.«
    Sein Berater nickte nur kurz und verließ das Büro kommentarlos. Die hohen Flügeltüren schlossen sich automatisch hinter ihm.
    Vanderbuildt wartete, bis er alleine war, und zog das Papier wieder hervor.
    Ich dachte, du wärst tot, konzentrierte er sich auf das Bild. Ein Mann alleine ... du lebst da unten dein wahres Ich aus, hm? Wer hätte gedacht, dass Bergstrøms Forschungen doch noch Früchte tragen!
    Er aktivierte die Telefonanlage per Spracherkennung und ließ sich mit der Sekretärin in seinem Vorzimmer verbinden.
    »Kirsten, Mej. 4 Verhooven soll zu mir kommen.«
    Gedankenversunken hingen seine Augen an der Zeichnung fest, während er den weiten Raum durchschritt. Einige Minuten später öffnete sich die Tür zu seinem Büro. Eine junge Frau trat voller Elan in den Raum ein und richtete den Blick selbstbewusst auf ihren Chef.
    Das hellblaue Kostüm, das sie trug, war zu knapp geschnitten, um als ›seriös‹ durchgehen zu können, doch Vanderbuildt hatte stets großen Wert darauf gelegt, Mitarbeiter um sich zu haben, die seinem Geschmack entsprachen und ihn ansprachen. Vor allem weibliche. Die blonden Haare der frech geschnittenen kurzen Frisur wippten bei jedem Schritt aufreizend. Ihrer Wirkung war sich die junge Frau völlig bewusst, denn selbst in Gegenwart ihres Chefs legte sie ihren herausfordernden Blick nicht ab.
    »Mr.

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