Dunkles Feuer
McIvor schüttelte den Kopf. „... diese Sache müssen wir subtil angehen.“
Der Präsident der Vereinigten Staaten lehnte sich erwartungsvoll in seinem Stuhl vor. „Was hast du vor?“
Ein Lächeln huschte über McIvors Gesicht. „Das werde ich dir sagen, mein Freund.“
Sun Han lehnte gegen die Wand der Toiletten und lauschte auf die Geräusche, die aus der benachbarten Kabine herüber drangen, in der ein alter Mann saß und sich die Seele aus dem Leib furzte. Han fluchte innerlich. Er wollte mit der Botschaft telefonieren und sich neue Anweisungen geben lassen, aber solange dieser Kretin den Raum nicht verließ, musste er warten.
Endlich vernahm er, wie der Alte sich den Hintern abputzte, die Hose hochzog und ohne die Hände zu waschen, die Toilette verließ.
Dreckiger Bauer! dachte Sun Han, dann verbannte er das Geschehen aus seinen Gedanken und fischte sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts. Er wählte eine sechzehnstellige Nummer. Es wurde sofort abgehoben.
Beide Teilnehmer verwendeten einen mongolischen Dialekt, der fast ausgestorben war und nur noch selten gesprochen wurde. Ihnen war bewusst, dass alle eingehenden Gespräche an der Chinesischen Botschaft von den Amerikanern abgehört wurden, und so drückten sie sich umständlich, in versteckten Bemerkungen aus. Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln kam Han zur Sache.
„Ich bin gerade bei Großvater. (Robert Tschoy ist hier). Wir haben uns lange unterhalten und ich komme bald nach Hause. (Ich weiß jetzt alles, was ich wissen muss. Was soll ich tun?).“
„Wie geht es Großvater? (Wie ist dein Eindruck der Lage?)“
„Er sieht nicht gut aus. Er wirkt krank. (Er ist labil und schwach). Vielleicht sollten Onkel Lung und Tante Mi ihn nicht besuchen kommen. (Wenn die CIA oder die NSA auf ihn aufmerksam werden, fällt er um und sagt ihnen alles, was sie wissen wollen).“
Der Mann am anderen Ende der Leitung dachte kurz nach, dann gab er seine Befehle.
„Bitte kümmere dich um ihn und sorge dafür, dass er es bequem hat.“
Han verabschiedete sich, drückte die Unterbrechungstaste und ließ das Handy wieder in seiner Kleidung verschwinden. Bevor er den Toilettenraum verließ, wusch er sich sorgfältig die Hände.
2. Kapitel
17.April
Steve Sanders saß am Frühstückstisch in der Küche und schüttete aus einer Packung Corny Pops eine ordentliche Portion in eine Glasschüssel. Anschließend übergoss er die Flocken mit Milch. Der Fernseher auf dem Küchenbord lief mit abgestelltem Ton und er blickte hin und wieder auf das bunte Geschehen, während er die Portion weglöffelte.
Er war allein. Liz, seine Frau, war schon aus dem Haus. Wahrscheinlich war sie zu einem ihrer vielen Aerobic-Kurse unterwegs. Sport war bei ihr schon fast zur Manie geworden. Ihn ärgerte der Umstand, dass sie nicht einmal an diesem besonderen Morgen ihren Kurs ausfallen ließ, um mit ihm gemeinsam zu frühstücken, und dass er ihr nicht von den Ereignissen in Dallas erzählen konnte. Er wollte seine Freude mit jemandem teilen, aber niemand war da, um ihn zu beglückwünschen.
In der letzten Nacht war er erst spät in Washington D.C. eingetroffen. Liz lag schon schlafend im Bett, als ihn das Taxi vor dem Haus abgesetzt hatte. Eine dunkle Wohnung, und nicht die Umarmung seiner Frau, hatte ihn empfangen. Noch mehr als ihre Gedankenlosigkeit ärgerte ihn der Umstand, dass er noch immer darauf hoffte, ihre Beziehung würde sich zum Besseren wenden.
Ich bin ein Idiot. Liz liebt mich nicht mehr, falls sie es überhaupt jemals getan hat.
Aber er musste sich auch eingestehen, dass seine Gefühle für sie ebenfalls erloschen waren. Eigentlich hatte unsere Ehe von Anfang an keine Chance, grübelte er.
Steve wusste, es lag auch daran, dass er noch immer eine andere Frau liebte und sie auch immer lieben würde. Frauen konnten das spüren, ob man es aussprach oder, so wie er, für sich behielt. Sie spürten es und verschlossen ihr Herz schweigend.
Schuldgefühle wallten in ihm auf, aber dann dachte er daran, dass Liz sich auch nie darum bemüht hatte, seine Liebe zu gewinnen.
Sie hat es registriert und sich dann neu orientiert, dachte er. Nun kümmert sie sich nur noch um sich selbst und wahrscheinlich ist ihr das sogar am Liebsten. Ich bin in diesem Haus nur noch geduldet. Ein Gast.
Er nahm seine Schüssel, trug sie hinüber zum Spülbecken. Während er sich einen Kaffee einschüttete, änderte sich das Programm auf dem Bildschirm des Fernsehers und ein
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