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Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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von zwei angeleinten eifrigen Jagdhunden gezogen. Ansonsten waren nicht viele Leute unterwegs.
    Ich kannte den Weg gut, weil Jo auch in dieser Gegend wohnt. Aber Ted bog ein gutes Stück vor der Kirche in einen schmalen Kiesweg ein, den ich bisher noch nicht bemerkt hatte.
    Wir hatten alles durchgesprochen. Er akzeptierte zwar meine Erklärung, jemand hätte mich umgestoßen, glaubte aber eher, dass es sich um ein Versehen gehandelt hatte.
    Die Hauptsache sei doch, dass ich eine gute Zeit geschafft hätte, obwohl ich gestürzt war. Und er versprach mir, an Bjarnes Entscheidung zur Mannschaftsaufstellung festzuhalten. Nichts, oder niemand, würde daran etwas ändern.
    Die Bäume flimmerten vorbei. Am Wegrand standen sie in lichten Reihen, doch dahinter verdichtete sich der Wald.
    Wohin waren wir unterwegs?
    Kaum hatte ich das gedacht, leuchtete eine weißverputzte Garage hinter ein paar stattlichen Kiefern hervor.
    „Willkommen im Waldhof!“, sagte Ted. Es war zwar kaum mehr als eine Viertelstunde Radweg von Lillmalm hierher, aber trotzdem wirkte es unglaublich abgelegen, so mitten im Wald. Seit wir auf den Kiesweg eingebogen waren, hatte ich kein einziges anderes Gebäude gesehen.
    Wir fuhren an der Garage vorbei. Sie war groß genug für zwei Autos.
    Der Mazda rollte über einen Kiesplatz auf ein altes rotgestrichenes Holzhaus zu. Die Fensterrahmen und die Haustür waren weiß, die Vorhänge im Obergeschoss ebenfalls. Keine Ahnung, warum er ein ganz normales Einfamilienhaus als Hof bezeichnete, aber vielleicht war das ja ein alter Name.
    Das Haus war umgeben von Obstbäumen und Beerenbüschen, und das Beet unterm Fenster leuchtete in flammenden Farben.
    „Bist du hier der Gärtner?“, fragte ich.
    „Nein, gar nicht. Das war die große Leidenschaft meiner Mutter.“
    „War?“
    „Sie ist tot.“
    „Oh, tut mir leid!“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Das konntest du nicht wissen. Tea und ich tun unser Bestes, aber du hättest unseren Garten sehen sollen, als unsere Mutter noch lebte.“
    „Und dein Vater …“
    „… wohnt nicht hier. Tea und ich, wir sind nur zu zweit.“
    „Und Tea ist deine …“
    „Schwester.“
    „Aha.“
    „Warum?“
    Er hatte doch gesagt, der Fahrdienst seiner Schwester sei nicht gekommen. Aber Fahrdienst, das war doch etwas für alte Leute? Meine Oma hat eine Freundin, die immer mit dem Fahrdienst zu ihr kommt. Und diese Freundin ist älter als Oma und hat Hüftbeschwerden. Wie alt mochte seine Schwester wohl sein?
    „Ach, nichts.“
    Er drückte auf die Hupe und wandte sich zu mir.
    „Das Haus darfst du ein andermal besichtigen. Wir müssen gleich wieder los, damit sie ihren Termin nicht verpasst.“
    „Klar“, sagte ich, obwohl ich nicht vorhatte, noch mal hierherzukommen. Ich hatte noch nie einen Lehrer zu Hause besucht.
    Die Haustür ging auf und ein Mädchen kam heraus. Sie trug schwarze Jeans, einen schwarzweiß gestreiften Pulli und eine Lederjacke. Sie war klein und zierlich wie eine Zehnjährige, dabei aber bestimmt ein paar Jahre älter als ich. Ihr hennarotes krauses Haar umrahmte ein hübsches Puppengesicht. Teds Haare waren eher mausbraun, also dürfte die Farbe kaum echt sein.
    Sie kam rasch, ohne zu hinken, direkt auf den Wagen zu. Was mochte ihr wohl fehlen?
    „Sie ist sehbehindert“, erklärte Ted, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    Ich errötete, glaube aber nicht, dass er das bemerkte. Er stieg aus dem Auto und machte seiner Schwester die Wagentür auf.
    Ich stieg auch aus. Vermutlich will sie vorne sitzen, dachte ich.
    „Ich bin verdammt stinkwütend“ , begann sie.
    „Tea“, unterbrach Ted sie. „Ich hab eine Schülerin dabei.“
    „Uuups, wie alt ist sie?“
    „Ich bin vierzehn und heiße Svea.“
    Tea lachte. „Dann kann ich ruhig weiterfluchen. Hab gedacht, du bist sieben oder acht. Übrigens, hallo, Svea.“
    „Hallo, Tea.”
    Als sie die Hand zu einem Gruß hob, nahm ich den Duft ihres Parfüms wahr, und das erinnerte mich daran, dass ich noch nicht geduscht hatte.
    „Hab es nicht geschafft, nach dem Sport zu duschen“, entschuldigte ich mich. „Hoffentlich stinke ich nicht …“
    „Wir müssen los“, unterbrach Ted mich. „Wir haben bloß eine Viertelstunde Zeit!“
    Er half Tea ins Auto. Die fürsorgliche Art, wie er mit seiner Schwester umging, beeindruckte und rührte mich.
    „Musst du jetzt gleich nach Hause, Svea?“, fragte er, als ich hinter Tea Platz genommen hatte.
    „Nein.“
    „Dann bringe ich Tea zuerst nach

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