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Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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umgestoßen hätte!
    Aber ich kam nicht mehr dazu, mich länger über ihn aufzuregen. Inzwischen war Ted endlich fertig.
    „Na, ist doch alles spitzenmäßig gelaufen heute!“, sagte er zu der keuchenden Schülerschar, die sich um ihn versammelte. „Tschüs, Leute, und kommt gut nach Hause!“
    Dann sah er mich wieder an.
    „Tut mir leid, Svea, aber …“
    Er machte eine entschuldigende Handbewegung zu der Gruppe meiner Klassenkameraden hinüber, die sich jetzt langsam auf die Schule zu bewegte.
    „Ich hab keine ehrliche Chance gehabt!“, schnaubte ich. „Aber ich kann beweisen, dass ich schneller bin.“
    „Nicht nötig“, wandte Ted ein. „Das hier war ja kein Wettbewerb. Ich meine, wenn du gestolpert bist, dann …“
    „Jemand hat mich gestoßen!“
    „Äh … jedenfalls hast du trotzdem eine gute Zeit geschafft. Anton und Alexander haben ja gesehen, dass du gestürzt bist …“
    „Ich bin gestoßen worden.“
    „… darum ist mir klar, dass du wirklich sehr schnell bist. Aber …“
    Er wurde vom Klingeln seines Handys unterbrochen.
    „Ich will einen neuen Versuch machen!“, sagte ich. „Jetzt gleich!“
    Ted angelte sein Handy aus der Tasche und warf einen kurzen Blick auf das Display, bevor er antwortete. Sein etwas erschöpftes Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.
    Bereit zu warten, blieb ich stehen, doch das Gespräch wurde kurz. Nur ein paar „Mhm“. Dann „tschüs.“
    „Du kannst mich jetzt stoppen!“
    Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Hab keine Zeit.“
    Ich sackte zusammen. Voll ungerecht! Wenn es wieder eine Diskussion über meinen Platz in der Mannschaft geben sollte, würde Ted sich daran erinnern, dass ich bloß Fünfte geworden war, und nicht warum.
    „Aber verstehst du denn nicht“, stieß ich unglücklich hervor.
    Wahrscheinlich hörte er meiner Stimme an, dass mir ein Tränenkloß im Hals steckte. Er sah mich nachdenklich an.
    „Komm mit! Wir unterhalten uns im Auto.“
    „Im Auto?“
    „Ich muss meine Schwester nach Tumba fahren. Sie hat einen Termin beim Arzt, aber der Fahrdienst ist nicht gekommen. Ich bring dich nach Hause, nachdem wir sie abgeholt haben. Wo wohnst du?“
    „In Lillmalm. Und du?“
    „In Grödinge. Geht das in Ordnung?“
    Ohne auf meine Antwort zu warten, hetzte er zum Parkplatz. Ich schlüpfte in den Umkleideraum, vertauschte rasch die lehmverschmierte Jogginghose mit Jeans und lief hinter ihm her.
    „Unter die Dusche hab ich’s nicht mehr geschafft …“
    „Ist doch egal!“
    Im selben Moment, als ich in seinen weißen Mazda stieg, sah ich eine Gruppe Jungs – Anton, Tobias, David, Max und Jonas. Sie standen am Fahrradständer, redeten und schubsten sich. Alexander war nicht dabei.
    Kurz wurde mir unbehaglich zumute. Wenn die mich jetzt beim Einsteigen in Teds Auto beobachteten!
    Dann versuchte ich mir selbst beruhigend zuzureden.
    So what? Ich war bestimmt nicht die einzige Schülerin, die von einem Lehrer im Auto mitgenommen wurde.
    Aber es gelang mir nicht, meine Unruhe zu dämpfen. Die Situation war wie geschaffen für Missverständnisse. Es würde heißen, ich versuche mir Vorteile zu verschaffen, indem ich mit Ted unter vier Augen sprach. So was machte man nicht. Es war nicht fair, die anderen zu hintergehen.
    Die Jungs redeten weiter. Sie schienen mich nicht zu bemerken.
    Das Auto fuhr davon.
    Hoffentlich sehen sie mich nicht!
    Kurz bevor wir außer Sicht waren, drehte ich mich noch einmal um. Niemand sah in unsere Richtung.
    An der Kreuzung war die Ampel rot. Ted bremste sanft.
    „Das Durcheinander vorhin tut mir leid“, sagte er, wandte mir den Kopf zu und lächelte entschuldigend.
    Echt süß, das Lächeln, dachte ich kurz.
    Das verwirrte mich.
    Warum dachte ich so etwas?
    Es wurde grün. Er gab Gas und bog nach rechts ab.
    „Also“, sagte er. „Fang von vorne an. Was ist da beim Laufen passiert?“
    Plötzlich wurde ich nervös. Meine Wut war inzwischen verraucht.
    Ich konnte nur daran denken, dass ich neben ihm im Auto saß.
    Und dass er echt süß war.
    Ich benötigte meine ganze Kraft, um seinem Blick auszuweichen.
    Und seinem Lächeln.
    Reiß dich zusammen, Svea!
    Ich holte tief Luft und begann.
    „Also, ich hatte fast schon die halbe Strecke hinter mir …“
    *
    Ted fuhr sicher, aber vielleicht ein bisschen zu schnell auf der nachmittäglich leeren Straße nach Grödinge. Die Äcker waren schon gepflügt. Die Pferde auf den Weiden hatten Pferdedecken übergelegt. Eine Frau ging am Straßenrand entlang,

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