Dunkles Geheimnis
verschwunden. Ich konnte nur eine dunkle Gestalt mit hochgezogener Kapuze erkennen.
Das hätte jeder von ihnen sein können.
Weitere kostbare Sekunden vergingen, während ich auf die Beine zu kommen versuchte. Das Laub lag wie eine schleimige Decke im Graben und machte den Untergrund glitschig.
„Lauf weiter!“
Alexander kam mit rotem Gesicht angerannt, blieb aber nicht stehen. Weiter hinten auf der Bahn näherte sich Anton in gefährlichem Tempo.
Antons höhnisches Grinsen versetzte mir den nötigen Kick, um loszuspurten. Ich hatte das Gefühl, mehrere Minuten aufgehalten worden zu sein, aber wahrscheinlich handelte es sich nur um eine Viertelminute.
Ich legte mich ins Zeug, bis mir fast schlecht wurde. Unter allen Umständen wollte ich Anton hinter mir lassen. Aber schon nach ein paar Hundert Metern lief er an mir vorbei.
„Pech gehabt, Baby!“, sagte er und schlug mir im Vorbeirennen auf die Schulter.
„Lass den Scheiß!“, fauchte ich.
Aber obwohl ich mein Bestes gab, hatte ich keine Chance. Alexander und Anton verschwanden immer weiter weg. Von Mohammed sah ich auch nichts.
Als ich endlich durch die Ziellinie kam, standen sie verschwitzt und keuchend hinter Ted.
„Tolle Leistung, Svea! Du bist Fünfte. Die beste Zeit der Mädchen, und dabei wird es wohl bleiben!“
Meine Wut ging in Raserei über. Ted, der nichts über unsere interne Rangliste wusste, sah in meinem Ergebnis nichts Ungewöhnliches. Aber ich wusste ja Bescheid. Alexander war der Einzige, der mich schlagen konnte, und möglicherweise Mohammed, wenn er in Form war.
„Das war überhaupt nicht gut, und weißt du auch, warum? Weil mich jemand gestoßen hat!“
Ich warf Anton einen wütenden Blick zu.
„Als ob ich was dafür kann!“, sagte Anton kalt. „Du bist im Graben gelegen, als ich ankam. Stimmt’s, Alex? Du bist ja vor mir dort gewesen.“
„Ich bin die ganze Zeit vor dir gewesen“, bemerkte Alexander.
„Aber ich bin nach dir gestartet“, sagte Anton.
„Ihr habt beide genau die gleiche Zeit“, sagte Ted und unterbrach etwas, das zu einem Streit hätte ausarten können. „Das gibt einen geteilten ersten Platz, wenn keine Überraschung mehr kommt. Aber hör mal, Svea, was hast du da gesagt? Hat dich jemand geschubst?“
„Ja! Irgendein Idiot ist aufgetaucht …“
„Warte kurz!“, bat Ted.
Hannamaria inmitten einer Gruppe pastellfarbener Mädels kam auf uns zugetrabt.
Ich kochte vor Wut, musste aber warten, bis Ted, unterstützt von Faduma, Nilla und Asha, alle Zeiten gestoppt hatte. Garantiert hatte Anton etwas mit dem Stoß zu tun gehabt, doch das konnte ich nicht beweisen. Er war erst danach an mir vorbeigerannt.
Dagegen waren Tobias und David vor mir gestartet. Einer von ihnen hätte hinter den Büschen auf mich warten und Anton zuliebe das eigene Ergebnis opfern können, wenn er nicht einfach anschließend eine Abkürzung genommen hatte.
Ich sah Tobias an. Er grinste höhnisch.
Bestimmt war er es gewesen.
Ich streckte ihm die Zunge raus. Ziemlich kindisch, aber ich war so wütend, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte.
Ted drehte sich wieder zu mir um.
„Ja, Svea?“
„Also, jemand …“
„Dürfen wir jetzt nach Hause?“
Tobias unterbrach mich. Mehrere Jungs standen hinter ihm und warteten auf Teds Antwort.
Er winkte ihnen zu.
„Na klar. Spitzenleistung heute! Kommt gut nach Hause!“
„Ich hab gesagt, dass …“
„Warte noch!“
Die letzte Gruppe kam auf die Ziellinie zugetrottet. Ted war erneut beschäftigt.
„Dürfen wir jetzt endlich gehen?“, fragte Faduma so gereizt, als hätte sie die Frage schon zehnmal gestellt.
Ted nickte.
„Vielen Dank für eure Hilfe, Mädels! Und vergesst die Atteste nicht!“
Faduma, Nilla und Asha wechselten kurz einen Blick.
„Nein, nein.“
Alle meine Klassenkameraden verzogen sich. Niemand schien sich dafür zu interessieren, dass ich wegen meiner miserablen Zeit völlig verstört war.
„Tut mir leid, Svea, aber ich muss zum Bus“, entschuldigte sich Jo, bevor sie davonlief.
„Kommst du?“, fragte Alexander.
Ich schüttelte den Kopf und zeigte auf Ted.
„Jetzt mach mal halblang, Svea!“, sagte Alexander.
„Ist doch echt das Letzte!“, knurrte ich.
„Ich zieh jetzt jedenfalls Leine“, sagte Alexander.
Er machte ein Zeichen, dass er anrufen würde. Dann drehte er sich um und hastete im Laufschritt hinter Anton und den Jungs her, die sich um Anton scharten.
Verräter! Ich wäre geblieben, wenn ihn jemand
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