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Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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vor mir her bis zur Haustür.
    „Raus mit dir zum Pinkeln!“, sagte ich und öffnete die Tür.
    Ich blieb in der Türöffnung stehen und wartete.
    Sie setzte sich ins Gras und gähnte.
    „Los, jetzt wird gepinkelt! Ich will fertig essen. Nachher machen wir unseren Spaziergang.“
    Sie versuchte sich an meinen Beinen vorbeizudrängen. Ich schob sie wieder hinaus.
    „Versuch’s noch mal!“
    Sie schnupperte ein wenig im Gras herum und sah mich flehend an.
    Zufrieden?
    Ich seufzte.
    Da kam Papa in die Diele.
    „Was machst du?“
    „Ich …“
    Dann überlegte ich. Unser gelbgefleckter Rasen sei der Schandfleck der Nachbarschaft, behauptete Papa immer, und das lag nur daran, dass ich faul war und Wuff in den Garten hinausließ anstatt mit ihr spazieren zu gehen. Die Vermutung, Wuff könnte irgendwie krank sein, tauchte in meinem Kopf auf, doch dann schüttelte ich den Gedanken ab. Unser Nachmittagsspaziergang war reichlich kurz ausgefallen. Es war meine Schuld, dass Wuff sich nicht so lange beherrschen konnte. Ihr selbst fehlte nichts.
    „… geh mal eben mit Wuff raus.“
    „Aha“, sagte er und ging weiter in die Küche.
    In der Türöffnung blieb er stehen.
    „Du hast deine Sachen ja nicht weggeräumt.“
    „Das mach ich nachher.“
    Da noch so viel Essbares auf dem Tisch stand, musste ich Wuff anfangs hinter mir herschleppen. Aber schon nach ein paar Metern lief sie auf dem Gehweg munter an mir vorbei.
    Arme Wuff, dachte ich mit brennendem Gewissen. Du hast wirklich ein unmögliches Frauchen.
    Ich zog einen Hundekeks aus der Tasche.
    „Da!“
    Geschickt fing sie ihn in der Luft auf und lief dann mit erhobenem Schwanz weiter.
    Heute Abend würde sie einen sehr, sehr langen Spaziergang bekommen. Ich hatte mich viel zu sehr mit meinem eigenen Kram beschäftigt und meinen Hund dabei ganz vergessen.
    Verzeih mir, Wuff, dachte ich. Das wird nie mehr vorkommen.
    *
    Ted stand in der Dunkelheit im Garten und sah ins Haus. Es war leichter, den düsteren Gedanken nachzuhängen, wenn Tea nicht in der Nähe war.
    Angeblich wurden die übrigen Sinne verstärkt, wenn einer davon geschwächt war oder ganz ausfiel. Jedenfalls traf das auf Tea zu. Sie hörte viel besser als er.
    Dass sie außerdem gelernt haben sollte, Gedanken zu lesen, war dagegen unmöglich. Aber meistens erahnte sie es, wenn er beunruhigt war. Das hörte sie seiner Stimme an, egal wie unberührt er sich gab.
    Durch das Fenster sah er, wie sie sich in der Küche bewegte. Sie räumte die Spülmaschine aus, stellte Teller und Gläser in die Schränke und sortierte das Besteck in die richtigen Schubladen.
    Wie ein Spion verbarg er sich hinter einem Busch, bevor ihm einfiel, dass er genauso gut direkt vor dem Fenster stehen konnte. Sie würde ihn sowieso nicht sehen.
    Bei diesem Gedanken schnürte sich ihm die Kehle zu.
    Sie bewegte sich leicht und unbehindert. Einen Moment lang bildete er sich ein, sie könnte tatsächlich sehen und ihre Krankheit wäre nur ein schlimmer Traum.
    Doch genau da prallte sie direkt auf einen Stuhl. Den hatte er versäumt, unter den Tisch zu schieben.
    Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz.
    Genauso sehr schmerzte ihn sein Gewissen. Alle Möbel und übrigen Gegenstände musstenunbedingt immer an ein und derselben Stelle stehen. Solange er für Tea verantwortlich war, durfte er das nie vergessen.
    Aber was würde aus ihr werden, wenn er nicht mehr da wäre?
    Der Montag rückte näher. Mit rührseligen Lügen war es ihm gelungen, das Sekretariat dazu zu bewegen, ihm einen Teil seines Gehalts als Vorschuss auszubezahlen. Zusammen mit dem Geld, das für die monatlichen Rechnungen reserviert war, hatte er so fast die Hälfte seiner Schulden beisammen.
    Ob sie das akzeptieren würden?
    Oder war alles schon verloren?
    Mit brennenden Augen beobachtete er seine Schwester, die nach kurzer Pause in ihren Tätigkeiten fortfuhr.
    Er hätte die ganze Summe gehabt, wenn er nicht wieder gespielt hätte. Jetzt hatte er nur fünfundzwanzigtausend!
    Verdammt aber auch!
    Natürlich gab es einen Ausweg.
    Das Haus verkaufen.
    Er erwog, hineinzugehen und Tea zu gestehen, was er angerichtet hatte. Sie würde kein Geschrei machen, würde ihn nicht anklagen. Aber er konnte sich vorstellen, wie sich ihr hübsches Gesicht voller Sorge um die Zukunft verziehen würde.
    Aus Sorge um ihre eigene Zukunft in einem neuen fremden Milieu.
    Er musste um jeden Preis dafür sorgen, dass Tea bleiben konnte. Hier zu Hause war sie nicht behindert. Die übrigen Sinne und

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