Dunkles Geheimnis
Foto irgendwie entfernen?“
„Weiß nicht, aber ich werd’s versuchen. Notfalls muss man es anzeigen.“
Die Kälte kroch unter die Kleidung. Der Himmel war grau. Regen hing in der Luft.
„Jetzt fährst du am besten zur Schule zurück.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich will nach Hause.“
„Aber …“
„Ich schaff es einfach nicht“, unterbrach sie ihn.
„Aber morgen musst du kommen! Morgen Abend haben wir unser erstes Qualifikationsspiel in Huddinge.“
„Mhm“, sagte sie ohne große Begeisterung. „Klar.“
Er machte kehrt und ging schnell zu den Siebtklässlern zurück, ohne sich nach ihr umzuschauen.
Aber er schämte sich dafür. So benahm er sich nicht mit anderen Schülern. Er hatte wegen etwas, das er nicht getan hatte, ein schlechtes Gewissen.
Er fluchte unhörbar vor sich hin.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
Als ob er nicht Sorgen genug hätte! Bösartige Gerüchte und empörte Eltern könnten die Aufmerksamkeit der Schulleitung erregen. Schlimmstenfalls riskierte er, seine Anstellung als Vertretungslehrer zu verlieren.
Und wie sollte er dann seine Schulden abbezahlen?
*
Mama arbeitete immer noch im Atelier, als ich wieder nach Hause kam. Auch jetzt bemerkte sie mich nicht.
Und das war mir nur recht. Sie hätte mich nur mit Fragen bombardiert, die sich kaum beantworten ließen. Über dieses peinliche Foto würde ich keinen Ton verlauten lassen. Zum Glück hatte Mama sich noch keinen Facebook-Account zugelegt.
Mein ganzer Körper befand sich in Aufruhr. Wie ein unseliger Geist lief ich in meinem Zimmer hin und her, konnte kaum atmen. Die Wände rückten näher, als würde das Zimmer schrumpfen.
Wuff beobachtete besorgt meine rastlose Wanderung, war aber sofort einverstanden, als ich das Zimmer verließ und nach unten ging. Ich musste raus.
Wie gehetzt lief ich mit Wuff die Straße entlang, bis ich schließlich auf den schmalen Pfad einbog, der zum Wald führte. Dort durfte Wuff in ihrem eigenen Takt herumrennen, während ich weitertrabte, um meinen Kopf von den quälenden Gedanken zu befreien.
Es war so oberpeinlich!
Wie sollte ich jemals damit fertig werden?
Im Laufe meines vierzehnjährigen Lebens habe ich schon viel mitgemacht, aber so gedemütigt wie jetzt hatte ich mich noch nie gefühlt.
Unter keinen Umständen würde ich zur Schule zurückkehren!
Ich konzentrierte mich auf meine Schritte und auf den Atem, der immer schwerer ging, je länger ich lief.
Es war hoffnungslos. Die Mobberei würde nicht von heute auf morgen aufhören. Die Typen, die diese Lügen verbreiteten, hatten nur ein Ziel.
Dass ich zusammenbrechen und meinen Platz in der Mannschaft Anton überlassen würde.
Sie würden weitermachen, bis ich nicht mehr konnte.
Wuff und ich waren mehrere Stunden unterwegs, und als ich nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Küchentisch.
„Ich habe versucht, dich anzurufen, aber du hast dein Handy vergessen. Papa und ich sind bei Elin zum Abendessen eingeladen. Hol dir was aus dem Kühlschrank und ruf an, wenn etwas ist. Kuss. Mama.“
Seit dem Frühstück hatte ich nichts gegessen, aber allein vom Gedanken an Essen wurde mir schlecht.
Vielleicht etwas trinken?
Ich mixte mir gerade ein Milkshake, als jemand an der Tür klingelte.
Wuff stürzte mit wildem Gebell in die Diele.
Zuerst wollte ich nicht aufmachen, aber schließlich konnte ich ihr durchdringendes Gebell nicht mehr ertragen.
Als ich durch das Guckloch hinausspähte, verspürte ich einen Stich in der Magengegend.
Alexander.
Das Guckloch verwandelte sein gut geschnittenes Gesicht in das eines grotesk geschwollenen Monsters mit dicker Knollennase, aber vor allem fiel mir auf, dass er nicht besonders glücklich aussah.
Er weiß Bescheid!
Die Klingel schrillte noch einmal, ein langer, hartnäckiger Ton. Alexander wusste natürlich, dass ich da war.
Ich öffnete.
„Hallo“, sagte ich kläglich.
Mit hochrotem Gesicht drängte er sich an mir vorbei.
Keine Umarmung. Kein Kuss.
„Was zum Teufel treibst du eigentlich?“, schrie er. „Bist du in Ted verknallt?“
Ich seufzte.
„Möchtest du einen Milkshake?“
Er bebte vor Zorn.
„MILKSHAKE!“
Als hätte ich ihm vorgeschlagen, Pisse zu trinken.
Aber ich drehte mich einfach um und trabte in die Küche, da musste er mir wohl oder übel folgen.
Ich reichte ihm meinen fertigen Milkshake, schenkte mir selbst ein Glas Cola ein, das ich mit Eis auffüllte, und setzte mich an den Küchentisch.
„Und?“, sagte er ungeduldig mit eisiger
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