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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Rauferei, die gegenüber Naboths Paradies und Weinberg stattgefunden haben mußte, erschlagen worden war. Der Polizeiinspektor sagte, es sei das ein ernster Fall, drang in meine Gesindewohnungen ein, beschimpfte die Hausmeisterin und wollte den Hausmeister verhaften. Das Bedenkliche bei der Mordaffäre war, daß es allgemein hieß, die meisten der an der Rauferei beteiligten Kulis seien schwer betrunken gewesen. Naboth stellte mir aufs eindringlichste vor, nur mein Name, als glänzender Schild zwischen ihn und seine Feinde gestellt, könne ihn schützen, was um so wünschenswerter sei, als er in Bälde die Ankunft eines zweiten Babys erwarte.
    Vier Monate waren wieder vorbei, da bestand die Hütte ganz und gar aus soliden Lehmmauern, und Naboth hatte den größten Teil meines Gebüsches für fünf Ziegen abgeholzt. Eine silberne Uhr an einer Aluminiumkette zierte seinen stattlichen Bauch. Nun waren meine Diener wiederholt unglaublich betrunken und pflegten auch sonst die Tage in geheimnisvollen Orgien in Naboths Paradies zu verbringen. Ich sprach mit Naboth. Er sagte, meine strahlende und erhabene Gnade vorausgesetzt, werde er alle seine Weiber in unnahbare Damen verwandeln, und, falls jemand ihn verdächtigen sollte, er triebe etwa einen verbotenen Handel mit Schnaps im Schatten der Tamariskensträucher, so solle ich, sein Gebieter und Herr, den Ruchlosen unerbittlich zur Rechenschaft ziehen.
    Eine Woche darauf bestellte er einen Mann, damit er ihm einige Dutzend Quadratmeter Gitterzaun um die Rückseite der Hütte zöge, auf daß seine Damen vor den zudringlichen Blicken des Publikums geschützt seien. Der Mann fing mit der Arbeit zwar an, ließ sie aber bald stehen und pflasterte lieber statt dessen ein Stück der kurzen Verbindungsstraße, die zu meinem Hause läuft. Nun fuhr ich in der Dämmerung an jenem Tage heim und bog scharf um die Ecke an Naboths Weinberg. Im nächsten Augenblick hatten die beiden Pferde meines Phaethons sich mit den Füßen in einem Haufen umherliegenden Gitterwerks verfangen und stürzten. Das eine schürfte sich nur das Knie auf, aber das andere mußte ich auf der Stelle erschießen, so war es zugerichtet.
    Naboth ist jetzt fort, seine Hütte ist der Erde, der sie entstammte, gleichgemacht, und der Boden mit Salz bestreut, statt mit Zucker, zum Zeichen, daß der Platz verflucht sein möge. An die Grenze meines Gartens habe ich mir eine Sommerlaube bauen lassen, die die Aussicht beherrscht. Sie dient mir als Sperrfort, von dem aus ich mein Reich vor Einfall beschirme.
    Ich kann mir heute genau vergegenwärtigen, wie dem gottseligen Ahab in der Bibel zumute gewesen sein muß. Man hat ihn in der Schrift schmählich falsch beurteilt!

Finanzwirtschaft der Götter
    Das Abendessen in Dhunni Bhagats Chubara war zu Ende, und die alten Priester rauchten oder beteten ihre Rosenkränze. Ein kleines Kind kam hereingetrappelt, den Mund weit offen, in der einen Hand einen Strauß Butterblumen und in der andern ein Päckchen Tabak. Es versuchte niederzuknien und vor Gobind eine tiefe Verbeugung zu machen, aber fett wie es war, fiel es hin auf seinen glattgeschorenen Kopf und purzelte auf die Seite, strampelnd und nach Atem schnappend, wobei die Butterblumen nach links und der Tabak nach rechts in weitem Bogen flogen. Gobind lachte, stellte es wieder auf die Füße und segnete die Butterblumen, während er den Tabak einsteckte.
    »Von Papa«, sagte das Kind. »Er hat das Fieber und kann nicht kommen. Wirst du für ihn beten, Vater?«
    »Freilich, Kleinchen; aber der Erdrauch ist aufgestiegen und Nachfrost liegt in der Luft. Es ist nicht gut, nackt im Herbst herumzulaufen!«
    »Ich hab keine Kleider«, sagte das Kind, »und den ganzen Tag hab ich Kuhfladen in den Bazar tragen müssen. Es ist so heiß gewesen, und ich bin schrecklich müd.« Es schauderte ein wenig, denn die Dämmerung war kühl.
    Gobind steckte den Arm unter seine weite, buntgefleckte Lumpendecke und machte neben sich ein kleines einladendes Nest daraus; das Kind kroch hinein, und Gobind füllte den frischen Tabak in seine messingbeschlagene Wasserpfeife: mit dem langen Lederschlauch. - Als ich in die Chubara trat, lugte der kleine geschorene Kopf mit der Haarquaste oben drauf und den schwarzen Kugelaugen aus seinem Nest heraus, wie ein Eichhörnchen, während Gobind daneben saß und lächelnd duldete, daß das Kind mit seinem Bart spielte.
    Ich wollte etwas Freundliches sagen, erinnerte mich aber noch rechtzeitig, daß, wenn das Kind

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