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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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haben. Dann trat ihn ein Stiefel in die Rippen, und zwar nicht sanft.
    »Steht auf, ihr beiden«, sagte der Hauptmann.
    Brad kämpfte sich in die Höhe – nicht das leichteste Manöver, wenn die Hände hinter dem Rücken gefesselt und gefühlte ein Dutzend Rippen gebrochen waren. Blindsicht funktionierte am besten auf sehr kurze Distanz. Weiter weg war es erforderlich, Hinweise wie aus dichtem Nebel herauszuholen. Er machte einige Gesichter rings umher aus, die nicht mal darüber grinsten, wie leicht die beiden Kinder in die Falle gegangen waren. In der richtigen Welt gab es keine Nachsicht, weil jemand süß war. Eine stählerne Hand schloss sich um seinen Oberarm, fast
ganz
herum, nur um ihn weiter zu demütigen. Ruckartig zog man ihn voran und zwang ihn zu gehen.
    Er entdeckte den Hauptmann, der voranging, und Alan dahinter, und das Echo von Schritten sagte ihm, dass die ganze Schwadron nach wie vor als Eskorte dabei war. Es sollte sehr schmeichelhaft sein, dass die beiden so ernst genommen wurden. War es aber nicht. Es war furchterregend. Vor nur drei Tagen hatte er einenPriester getötet, einen berühmten Priester, oder ihn zumindest tödlich verwundet. Dampier mochte immer noch an der Schwelle des Todes verharren, aber selbst die besten Heiler könnten einer tödlichen Verletzung nicht Einhalt gebieten, sondern nur eine natürliche Heilung beschleunigen.
    Die Echos hörten auf, aber unter den Füßen waren nach wie vor Pflastersteine. Eine Veränderung im Gefühl der Luft sagte ihm, dass er den Tunnel verlassen hatte und sich im Innenhof des Schlosses befinden musste. Dann wurde er ruckartig zum Stehen gebracht und nach rechts gedreht. Eine Angel oder ein Zapfen quietschte, Metall auf Metall. Er wurde zwei Schritte vorwärts geschoben und musste wieder stehen bleiben. Die Blindsicht teilte ihm mit, dass er in einem Käfig war, einem kleinen Käfig.
    »Ein Schritt vor dir ist eine Liege«, sagte eine Stimme, nicht die des Hauptmanns. »Dreh dich um, geh rückwärts, und du kannst dich hinsetzen. In ein oder zwei Stunden wird jemand vorbeikommen und dich befragen. Unterdessen wirst du die ganze Zeit über beobachtet, und du darfst nicht sprechen. Ist das klar?«
    Brad versuchte zu sagen: »Achtbarer Herr, wir sind nur hergekommen, um meinen Onkel zu besuchen«, brachte jedoch bloß ein gedämpftes Gemurmel heraus.
    »Maul halten! Wenn du ein Wort sagst, schüttet der Wärter einen Eimer Wasser über dich aus. Dann bist du ebenso nass wie dein Bettzeug, und ihr bleibt nass. Beim zweiten Mal ist es ein Eimer mit Pisse. Du darfst mal raten, was im dritten ist. Deine Entscheidung.«
    Die Tür knallte zu, und ein Schloss klickte. Es hörte sich nach einem großen Schloss an, nicht kompliziert, leicht zu manipulieren. Schritte zogen sich zurück. Brad fand die Liege und setzte sich. Eine weitere Tür klirrte in einiger Entfernung, was ihm sagte, wohin Alan gebracht worden war. Total verpfuscht!
    Wenige Fuß links von ihm hustete ein Mann. Auf der anderen Seite räusperte sich wer. Man hatte ihn gewarnt, nicht zu reden, aber es war kein Trost, dass es Zeugen für seine Schande gab. Er überlegte, ob die Gefangenen die ganze Zeit über eine Binde vorden Augen hatten oder nur gelegentlich. Oder nur einige von ihnen. Sein Knebel fühlte sich in seinem Mund an wie ein schmutziger Waschlappen und schmeckte auch so. Er wurde von einer Schnur an Ort und Stelle gehalten, die schmerzhaft fest zugezogen war. Brad rüttelte sie, um den Knoten etwas zu lockern.
    Er sah sich mit der Blindsicht um. Der Käfig war winzig, vielleicht zwei Quadratmeter groß. Wände und Decke bestanden aus Stahlstäben. Der gepflasterte Boden musste der ursprüngliche Innenhof sein. Ein starker Mann mochte die Zelle vielleicht verrücken oder umkippen können, also waren sie wohl miteinander verschweißt, sodass sie unbewegliche Blöcke bildeten. Ein vages Etwas über ihm verwirrte ihn, aber schließlich löste er es zu einem festen Dach ein paar Fuß über dem Käfig auf. Also würde es nicht auf die Insassen regnen.
    Er spähte ins Innere des Zellenschlosses. Ja, das könnte er öffnen. Aber Stiefel kamen in unregelmäßigen Abständen vorüber, manchmal langsam, manchmal rasch.
    Was für ein Mist! Arme Tante. Sie hatte ihm oft von ihrer Vision eines Ritters in glänzender Rüstung erzählt. Sie hatte ihre Hoffnungen, ihre Schule, ihre Träume auf ihm errichtet. Jahrelang hatte sie sich in Gefahr gebracht – für ihn. Jetzt hatte er alles

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