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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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hätte.«
    »Ich sage dir«, meinte Rollo und richtete sich auf, »dass mein Vorauswissen keine Gefahr erkennt. Es sagt mir, dass Bruder Alfred im Sterben liegt, und ich werde dort sein. Ich sollte dort sein. Niemand hat im letzten halben Jahrhundert mehr für die Sache der Mutter getan als dieser alte Mann, vielleicht nicht mal Jake Trull.«
    »Du bist dir gewiss, dass er nicht im Gefängnis stirbt?«
    »Bestimmt. Hör auf, dich so verführerisch da hinzulegen, oder die Heumacher säbeln mit ihren Sicheln noch in die Fußknöchel ihrer Nachbarn. Setzen wir uns wieder in Bewegung und sehen mal, ob Lady Whatman nicht ein Schwimmbad hat, das wir schmutzig machen können. Füchsin, komm her!«
    Füchsin kam. Rollos Talent der Beherrschung funktionierte sogar bei Pferden.
    Lady Whatman war nicht übermäßig erfreut, als sie eilig die Treppe herabkam, um die unerwarteten Besucher zu begrüßen. Sie verbarg ihren Unmut hinter einem eingeübten Lächeln, aber Nell spürte sofort, dass sie etwas Wichtiges beunruhigte. Lady Whatman war besorgt, möglicherweise sogar verängstigt, jedoch gleichzeitig überschwänglich – eine seltsame Mischung. Rollo war eine einfühlsame Person, jedoch allzu bereit, den Menschen zu vertrauen, also fiel ihm wahrscheinlich nichts Gekünsteltes an ihrem Verhalten auf.Die Dame äußerte konventionelle Bemerkungen darüber, dass es eine Ehre für sie sei, den verehrten Prälaten kennenzulernen. Bislang hatten sie bloß über verschlüsselte Briefe korrespondiert.
    »Ihr habt gewusst, dass dieser schreckliche Dampier in diese Gegend kommen würde«, sagte sie verärgert. »Das habt Ihr mir selbst gesagt. Geht Ihr jetzt nicht ein unvernünftiges Risiko ein, Bruder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Oh, schon gut. Wir haben Verstecke, aber es wird sehr eng werden, müssten wir Euch beide sowie die Jungen dort verbergen, wenn sie zurückkehren und es dann Probleme gibt.«
    »Ich wollte nur Bruder Alfred besuchen. Wenn wir Euch eine einzige Übernachtung aufbürden dürfen, können wir am Morgen wieder fortgehen. Der alte Mann liegt ihm Sterben, habe ich gehört.«
    »Neuigkeiten verbreiten sich anscheinend rasch. Er ist erst vor zwei Tagen erkrankt. Und zwar ernsthaft, fürchte ich, aber er wird Euch gern sehen wollen. Er ist sehr erregt, seitdem er von der Neuigkeit erfahren hat. In der Tat hat er Euren Namen genannt.«
    Wie aus einem Mund fragten Nell und Rollo: »Welche Neuigkeit?«
    Lady Whatman sah sich stirnrunzelnd um. Die Eingangshalle war groß, und ein Diener, der diskret herumstand, falls sie Anweisungen erteilen wollte, war zu weit entfernt, um die einzelnen Worte zu verstehen. Er war jedoch nicht zu weit weg, um Reaktionen zu erkennen, falls die Lady etwas Überraschendes mitzuteilen hätte. Sie gingen auf die Terrasse hinaus und zu einem marmornen Pavillon in sicherer Entfernung, zu weit weg für Lauscher. Lady Whatman setzte sich nicht, lud auch ihre Gäste nicht ein, sich zu setzen. Sie ließ ihre Schutzmaske herunter und zeigte sich erregter.
    »Gestern Abend predigte der Erhabene Rafe Dampier in Stonebrigde und feierte den Jahrestag seiner erfolgreichsten Schlächterei.«
    »Es fällt gewiss schwer, einen so harten Mann zu mögen«, sagte Rollo.
    »Jetzt nicht mehr. Natürlich hat er ein volles Haus angelockt, weil alle Angst hatten, Misstrauen auf sich zu lenken, wenn sie wegblieben. Er hatte kaum mit seiner Predigt angefangen, da brach er in Flammen aus. Direkt auf der Kanzel. Es heißt, dass er immer noch lebt, aber so schreckliche Brandverletzungen erlitten hat, dass er unmöglich überleben kann.«
    »Das ist furchtbar!« Rollo neigte den Kopf und murmelte: »Heilige Mutter, vergib ihnen. Habt Ihr eine Vorstellung, wer das getan hat, Euer Wohlgeboren?«
    »Überhaupt keine.«
    In Nells Ohren klang diese Lüge so falsch wie eine zersprungene Glocke. Selbst Rollo bemerkte es und sah sie hart an.
    Sie errötete. »Niemand ist verhaftet worden, soweit ich weiß.«
    »Und die Versammlung saß einfach da und sah zu, wie der Prediger verbrannte?«
    »Natürlich gab es eine Panik. Einige Leute wurden zu Tode getrampelt, glaube ich.«
    »Heilige Mutter, rette uns! Das wird das Land in Flammen setzen. Nein, lächelt nicht, Euer Wohlgeboren. Ich sehe eine Katastrophe voraus. Aber wer hat das Verbrechen begangen? Die Aufzeichnungen in Gaudry wissen nur vom dreimaligen Auftreten des Brandstifter-Talents, und einer davon war Rafe Dampier selbst. Angenommen, er hat keinen Selbstmord begangen,

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