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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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dann müssen wir einen vierten haben.«
    Lady Whatmans Gesicht war jetzt verschlossen wie ein Grab.
    Natürlich könnte Rollo sie zum Sprechen zwingen, aber Nell hatte nie mitbekommen, dass er seit der Nacht seiner Flucht aus Schweinetrog seine Beherrschung auf andere Menschen angewandt hatte. Er betrachtete sie als eine Form der Gewalt, zudem unethisch. Selbst jetzt wies er sie zurück.
    »Ihr habt gesagt, Euer Wohlgeboren, ›wenn die Jungen zurückkehren‹. Welche Jungen?«
    »Als wir Eure Warnung vor Dampiers Besuch erhielten, haben wir natürlich Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die meisten Lehrenden gingen eine Weile lang woanders hin, nur Alfred und Maudblieben. Alle unsere Schüler, außer zweien, haben bereits ihren Abschluss gemacht und uns verlassen. Die beiden hier Verbliebenen sind ausgeritten, um das Land zu erkunden, wie es Jungen tun.«
    Noch immer zwang Rollo Lady Whatman nicht dazu, die Information preiszugeben, die sie offensichtlich vor ihnen verbarg.
    »Ihre Namen, Euer Wohlgeboren?«, fragte er leise.
    »Mein Neffe, Brad Armstrong, und Alan Sizer.«
    »Sizer? Irgendeine Verwandtschaft mit Richard Sizer?«
    »Ihr kennt ihn?«, fragte die Lady und tat ganz unschuldig. »Ein Mann mit strengen Ansichten. Alan ist sein Sohn.«
    »Sehr strenge Ansichten, meiner Meinung nach.« Rollo warf Nell einen Blick zu. Sizer war einer der Anführer von Partisanen, die sich »der Untergrund« nannten, und predigte bewaffneten Widerstand gegen die Unterdrückung der Kirche. »Und ist der jüngere Sizer sehr begabt?«
    »Oh, nein. Die wahren Talente sind alle nach Gaudry gegangen.«
    Nell dachte jedoch an den anderen Jungen. Er hatte ihr bei seinem Besuch in Rose Hall vor einem Jahr Unbehagen eingeflößt. Er hatte denselben Kern bitteren Hasses wie Lady Whatman selbst, und Alfred hatte Zeugnis abgelegt, dass er »Wagenladungen« an Talent hatte. Das hatte sie Rollo berichtet, weil größere Talente wichtig waren.
    »Ihr würdet Euren Neffen als nicht wahrhaft begabt einschätzen?«, fragte Rollo.
    »Bruder Alfred wollte, dass er nach Gaudry geht«, erwiderte Lady Whatman. »Aber er ist immer noch sehr jung, noch keine vierzehn.«
    »Eure Neuigkeiten entsetzen mich, Euer Wohlgeboren. Dieser Mord wird eine gewaltige Hexenjagd zur Folge haben, die uns alle in Gefahr bringt. Rose Hall entgeht dieses Mal nicht der Aufmerksamkeit, also schlage ich vor, dass Ihr selbst einen Urlaub nehmt. Gehen wir jetzt also zu Bruder Alfred. Dann kehren mein Weib und ich schnurstracks nach Weypool zurück.«
    Alfred hatte nichts zu sagen. Er schien Rollo zu erkennen, konnte jedoch nicht sprechen, und seine Augen wanderten umher. Eine Weile lang hielt ihm Rollo die Hand, dann warf er einen Blick auf die anderen und schüttelte den Kopf, womit er ihnen sagte, dass er nichts tun könne.
    »Ihr habt keine Schmerzen, oder?« Keine Antwort. »Ich hatte gehofft, Euren Segen erhalten zu können.«
    Die farblosen alten Lippen schienen bei diesen Worten zu lächeln. Stattdessen erteilte ihm Rollo seinen Segen. Ein wenig später schloss er dem alten Mann sanft die Augen und sagte ihm, er solle in Frieden hingehen.

Kapitel 29
    Brad war schmutzig wie ein Bauernknecht, seine Kleider waren verdreckt und zerrissen, und er hätte viel für eine anständige Mahlzeit gegeben. Alan war in keinem besseren Zustand, weigerte sich jedoch ebenso stur, eine Umkehr vorzuschlagen. Sie gestanden sich ein, sich ohne ihre Vertrauten verlassen und verletzlich zu fühlen. Seit Tagen hatten sich weder Ruß noch Barnabas blicken lassen, und das bereitete ihnen einige Sorge.
    Weypool war eine sehr große Stadt, groß genug, um viele Schlösser zu verbergen. Sie hatten mehrmals nachfragen müssen, bevor sie auch nur herausbekamen, dass Umberly kein Ort war, sondern bloß ein Familienname. Etwa gegen Mittag, drei Tage nach der Verbrennung von Pater Dampier, hatten sie ihr Ziel vor Augen, einen düsternr, türmchenbewehrten Steinhaufen ein paar Meilen östlich der Hauptstadt. Eine Vorstadt war darum gewachsen.
    Sie hielten an einem kleinen Platz inne, um ihre Pferde am Trog zu tränken und selbst an der Pumpe zu trinken. Wunderbare Düfte waberten von der Bäckerei in der Nähe herüber. Brad schlang die Zügel um den Pfosten und trat ein, wobei er unter der niedrigen Oberschwelle den Kopf einziehen musste.
    Im Inneren war es eng und düster. Hinter einer Tür, vor der ein Vorhang hing, stritten sich Stimmen, und die einzige Person in dem winzigen Geschäft war der

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