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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Bäckerlehrling, ein säuerlich dreinschauender Jugendlicher, etwa ebenso groß wie Brad selbst. Wichtig war jedoch nur, dass er hinter einem Tisch voller Brotlaibe und anderer großartiger Dinge stand. Die heißen Fleischpasteten trieften in Soße und wären schwer zu transportieren, also zeigte Brad auf die Reihe kalter Pasteten.
    »Was ist da drin?«
    »Sülzfleisch.«
    »Wie viel für zwei?«
    »Acht Sterne.« Der Jugendliche schätzte ihn als Fremden ein und wollte feilschen.
    »Du überlässt sie mir für zwei.« Was immer noch zu viel war. Brad legte die Münzen auf den Tisch. »Was ist das für ein großes Gebäude?«
    »Schloss Umberly.«
    »Wer lebt dort?«
    Säuerlich beäugte ihn der Lehrling mit offenem Misstrauen. »Ist das Gefängnis für Verräter.«
    »Nur Verräter?«
    »Warum gehst du nicht hin und fragst?«
    Brad war versucht, ihm zu befehlen, sich nackt auszuziehen und eine Stunde lang in der Pferdeschwemme zu baden, aber der Streit hinter dem Vorhang wurde lauter. Jeden Augenblick konnte der Verlierer aufgeben und in das Geschäft hereingestürmt kommen.
    »Vergiss mich, und vergiss, dass du mit mir gesprochen hast.« Brad ging mit seinen Pasteten hinaus zu Alan, reichte ihm eine, sprang in Brombeers Sattel und ritt über die schmutzigen, verfallenen Straßen voran. Die Pasteten waren ziemlich knorpelig, aber der Hunger brachte einen Mann dazu, alles zu essen.
    »Viel erfahren?«, fragte Alan.
    »Ist ein Gefängnis für Verräter. Nicht Verbrecher. Reiten wir hin und bitten darum, unseren Vater besuchen zu dürfen.«
    »Und was ist, wenn sie uns in eine Zelle werfen?«
    »Warum sollten sie? Und wenn, dann brechen wir nach Einbruch der Dunkelheit aus. Vergiss nicht, ich kann Beherrschung bei Wärtern anwenden. Ich kann Schlösser öffnen.« Das war seine Geheimwaffe, weil Rütteln so selten war, dass die Wärter nicht darauf vorbereitet waren. Selbst Bruder Alfred war überrascht gewesen, dieses Talent bei ihm zu finden, und der alte Alfie wusste mehr als alle anderen über die Gaben der Mutter.
    »Was sagt dein Vorauswissen?«
    »Nichts.« Entweder war die Mutter noch unentschlossen, oder sie teilte es nicht mit. »Dein Scharfsinn?«
    »Er sagt, wir sollen’s tun«, gab Alan unglücklich zu. »Aber ich habe eine Riesenangst.«
    Ein von Häusern umgebenes Schloss würde bei einer Belagerung nicht lange standhalten können, aber heutzutage würde sowieso kein Schloss gegen moderne Kanonen standhalten. Es mochte beeindruckend aussehen, aber wäre es als Gefängnis sehr nützlich? Schlösser wurden errichtet, um Menschen draußen zu halten, nicht drinnen. Die Rettungsschwadron stieg am Haupttor ab, das zu beiden Seiten von einem Wächterhaus flankiert war. Das Tor selbst stand offen und zeigte einen dunklen und Unheil verkündenden Tunnel dahinter. Wächter, bewaffnet mit langläufigen Musketen, standen wie Statuen da und beachteten die Besucher gar nicht, aber ein Offizier stolzierte aus dem rechten Wächterhaus heran, sehr schick in der Uniform des Königs. Höhnisch grinsend ließ er den Blick über die Ankömmlinge gleiten und wählte Brad, was schmeichelhaft war.
    »Wer seid ihr und was wollt ihr?«
    Brad spielte den Dummen, was sich auf einmal sehr einfach anfühlte. »Ich bin Cedric, sein Vetter.«
    »Ich bin Alan Sizer, und ich will meinen Vater besuchen. Man hat mir gesagt, er wäre hier.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ihr müsst mitkommen und den Direktor fragen. Die Jungs kümmern sich um eure Pferde. Folgt mir!«
    Die »Jungs« waren riesenhafte, bewaffnete Trolle, sieben oder acht, die jetzt die Besucher umzingelt hatten. Besorgte Blicke wechselnd, übergaben die Möchtegern-Retter die Zügel und folgten dem Hauptmann in den Tunnel.
    Der Angriff kam so plötzlich, dass Brad keine Chance zur Reaktion hatte. Der Schaft einer Pike zwischen den Beinen sowie ein harter Schlag zwischen die Schulterblätter schickten ihn zu Boden. Knie landeten auf seinem Rücken und drückten ihm die Luft ab. Ein fauliges Stück Tuch wurde ihm in den Mund gestopft und ein anderes fest über die Augen gelegt. Kalte Handschellen klickten und legten sich um seine Handgelenke.
    Nachdem der Ochse von Brads Rücken herunter war, wurde er ein paar Minuten lang dort liegen gelassen, damit er sich überlegen konnte, wie unaussprechlich, wie undenkbar
dumm
er gewesen war, in die Höhle des Löwen zu marschieren, ohne einen geeigneten Plan ausgearbeitet oder überhaupt irgendwelche Vorkehrungen getroffen zu

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