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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Stücken genommen hätte. Es bereitete Brad Sorge, dass eine Familie, die so dicht an der Armut schwebte, ihn unterstützen musste, wo doch »Löwe« Elphick offensichtlich so wohlhabend war. Matt kicherte bloß und sagte, er solle sich deswegen keine Sorgen machen. Er verstand es später, als der Laden öffnete, denn die so zerbrechlich erscheinende Witwe Hewson war eine Tigerin beim Handeln. Sie kaufte für Sterne ein und verkaufte für Monde. Den Schülern in Rose Hall wurde gelehrt, wie ein hoher Herr seine Finanzen im Auge behalten solle, daher konnte Brad abschätzen, dass die Miete für Hewsons Wohnung oben so gut wie nichts kostete und die Witwe Hunderte von Sonnen anderswo gehortet haben musste.
    In den nächsten paar Stunden erfuhr er mehr Bruchstücke der Familiengeschichte und kam zum Entschluss, dass ihm Matts Mutter gefiel. Offiziell wusste sie nichts von der Arbeit ihres Sohnes für den Untergrund, aber in Wahrheit war ihr wahrscheinlich viel mehr von dem bekannt, was er tat, als ihm klar war.
    Ein Tag ohne Grabungsarbeiten tat gut, obwohl Brad sich schuldig fühlte, weil Matt und seine Mutter ununterbrochen arbeiteten, entweder im Laden oder oben, wo sie sauber machten, kochten, Kleidungsstücke flickten – alles Pflichten, die sie teilten. Brad fand das Feilschen faszinierend. Der Anfangspreis beruhte auf einer Einschätzung des Kunden, und der Endpreis war so hoch, wie sie gehen würden. Trotz Hewsons Geschick entdeckte er mit seiner Einsicht mehrere falsche »endgültige« Angebote. Seine Chancekam, als Matt mit einem Kunden beschäftigt und ein weiterer interessiert an einem königsblauen, fellgesäumten Mantel war.
    »Wie teuer ist der hier?«
    Indem er so tat, als wolle er sich durch einen Seitenblick davon überzeugen, dass Matt nicht zuhörte, flüsterte Brad: »Ich kann Euch den für zehn Monde lassen.«
    »Was? Du bist wohl nicht ganz bei Trost, Söhnchen! Ich geb dir drei.« Und so begann es. Allerdings wollte der Mann diesen Mantel unbedingt haben.
    Schließlich einigten sie sich auf sieben Monde, sechs Sterne. Ohne so zu tun, als würde er die Kasse anrühren wollte, stieß er Matt an und reichte ihm die Zehn-Monde-Münze. »Siebeneinhalb«, sagte er.
    Matt warf einen Blick auf das besagte Kleidungsstück, warf Brad einen erstaunten Blick zu und gab das Wechselgeld heraus. Von da an war der neue Junge eingestellt und hatte das Gefühl, sich sein Bett zu verdienen. Als Matt ihn an diesem Abend fragte, ob er ins Haus der Elphicks zurückkehren und seine Grabungstätigkeit wieder aufnehmen wolle, lachte ihm Brad ins Gesicht und sagte, ihm gefielen lebendige Menschen besser als tote.
    Am folgenden Vormittag jedoch tauchte Bärs Chef, Echse, auf. Er fing Brads Blick auf und winkte ihm, er solle nach draußen auf die Gasse kommen. Bei Tageslicht betrachtet war Echse ein kleiner, drahtiger Mann mit einer langen Nase und einem beständigen Hauch von Misstrauen. Er neigte dazu, sehr nahe an einen heranzutreten, und sprach im Flüsterton. Sein Atem war reinstes Faulgas.
    »Schleimaal? Warum zum Teufel hast du einen solchen Namen ausgesucht?«
    »Weil ich glitschig und schwer festzuhalten bin.«
    Überraschenderweise lachte Echse, wobei er schreckliche Zähne zeigte.
    »Du kommst vermutlich vorbei, um mir zu sagen, dass die Ferien vorüber sind?«
    »Nein. Aber ich habe tatsächlich Arbeit für dich. Wird nicht länger als eine Stunde dauern. Kein Graben.«
    »Ich sag Bär Bescheid.«
    Die Stunde begann mit einem zehnminütigen Marsch über Straßen, die Brad sehr bald von seiner Besichtigungstour mit Alan bekannt vorkamen und die schließlich zu einer breiten Allee mit Statuen führten, an die er sich ganz gewiss erinnerte. Echse steuerte in eine kurze Sackgasse. An deren Ende führten drei Stufen zu einer Tür hinab. Weiter unten an der Treppe lag ein altes Gebäude, das, Alans Worten zufolge, schon gestanden hatte, bevor die Straßen der Stadt gepflastert worden waren. Über dem Eingang hing ein Schild, das ein blaues Tier mit Stoßzähnen zeigte, so eine Kreuzung zwischen einem Bären und einem Walross.
    Ohne einen Schlüssel zu verwenden, trat Echse durch die Tür. In dem düsteren Raum dahinter stank es nach Pfeifenrauch und Bier; der geflieste Boden war uneben und sehr schmutzig. Ein Tisch und zwei Bänke standen zu beiden Seiten; drei Männer kauerten über wahrscheinlich mit Bier gefüllten Krügen. Alle waren anscheinend in ihrem eigenen schweigenden Elend versunken.
    Die Tür hatte

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