Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
eine Glocke betätigt, und eine weißhaarige alte Frau tauchte im gegenüberliegenden Eingang auf. Sie nickte beim Anblick von Echse und trat beiseite, um ihn durchzulassen. Das Hinterzimmer war kleiner, mit einem einzigen Stuhl, zwei Fässern auf Ständern, einem Tisch mit Tonkrügen und einem Spülbecken. Der graue Fetzen war entweder ein altes Laken oder das Trockentuch oder beides. Hier war der Gestank nach Hefe sogar noch stärker. Ein Treppenhaus führte nach oben, eine Leiter durch eine Falltür im Boden nach unten, und dorthin wandte sich Echse. Brad folgte.
    Im Keller war es sehr dunkel, und er war voll von jenem verstaubten Plunder, den man in einem alten Keller erwartete. Etwa ein Dutzend Holzpfähle, die in einer Ecke lehnten, sahen neu aus, ebenso ein Dutzend Fässer, aber der Ort roch mehr nach Katakombe als nach Bier. Eine Rampe führte zu einer Hintertür hinauf, die zurzeit verriegelt war. Brad begriff, wie das Bier in den Keller kam, aber er fragte sich, wie sie es hinauf in die Kneipe schafften. Wenn die alte Frau es im Hinterzimmer braute, wie er vermutet hatte,warum hatte sie dann so viel davon hier unten gelagert? Oder handelte sie nebenbei mit Fässern?
    Echse schob ein Wandpaneel beiseite und schlug Funken mit Feuerstein und Stahl. Brad bot nicht an, den Zündschwamm für ihn zu entfachen. Nachdem Echse eine Laterne entzündet hatte, zeigte sich, wenig überraschend, ein Tunnel – eine vor Kurzem erfolgte Ausgrabung, keine Katakombe. Jedoch keine Mäntel und Dolche, aber schmutzige Overalls an Haken und Laternen auf einem Regal. Entweder wollten sie ein anderes Katakombensystem aufsuchen, oder Echse kannte einen anderen Weg hinein.
    Sie streiften sich die Overalls über ihre Kleidung. Echse holte eine Papierrolle hervor und hielt sie unter die Laterne.
    »Sieh her! Das ist der Friedhof, wo wir hinwollen. Maultier ist durchgebrochen, und wir glauben, er sollte etwa hier sein. Er prüft die Luft, aber sie scheint sauber zu sein. Ist sie nicht immer. Falls ja, kann das bedeuten, dass die Katakomben von jemandem für etwas verwendet werden. Manchmal sind die Tunnel teilweise zugemauert, manchmal sind sie eingestürzt, manchmal sind sie verlängert worden, seit die Karte hergestellt wurde. Du sollst sie für uns erkunden.«
    Brad versuchte, die Münze seines Vorauswissens zu werfen, und spürte nach wie vor nichts, weder gut noch schlecht.
    »Zwei Fragen. Warum ich, und wonach suche ich?«
    »Du, weil du kein Licht brauchst. Wenn also jemand da unten ist, werden sie dich nicht kommen sehen oder später sogar Laternenqualm riechen. Und weil du dich durch ein kleineres Loch quetschen kannst als wir anderen alle.«
    »Kann ich meinen Namen von Schleimaal zu Wal ändern?«
    Echse hatte keinen Sinn für Humor. »Wir möchten wissen, was sich an diesem Ende befindet.«
    »Gib mir die Karte!«, sagte Brad und merkte, dass er sich darauf freute, der erste Besucher seit zweihundert Jahren zu sein.
    »Du kannst im Dunkeln lesen?«
    »Wenn ich mir große Mühe gebe.«
    Echse ging voran. In den stickigen Tunneln wurde einem in Overalls ziemlich heiß, aber sie mussten nicht weit gehen. Fastsofort befanden sie sich in einer echten Katakombe, kamen an Begräbnisnischen vorüber, dann an einem Ort, der nach Latrine stank, und wenige Schritte weiter erreichten sie eine Kreuzung, die Brad nur allzu gut kannte. Links war der rohe Tunnel, bei dessen Erweiterung er geholfen hatte, direkt voraus der Schuttabladeplatz und rechts der Durchgang, durch den Maultier sie hergebracht hatte. Diese ganzen langen Gänge durch die Stadt und dann unter der Erde waren reine Tarnung gewesen, um Brad in die Irre zu führen. Oder hatte auch Maultier getäuscht werden sollen? Der Untergrund mit seinen Codewörtern und seiner Trickserei erschien mehr und mehr wie eines dieser Geheimclub-Spiele, die Zehnjährige spielten.
    Am Ende des Tunnels entdeckten sie Maultier, der auf dem Boden saß und sie erwartete. Seine Laterne hatte er sehr weit heruntergedreht. Er stand auf, ein nackter, schmutzfarbener Riese, gestreift von blassen Schweißflüssen. An der Basis des Tunnelendes war ein Loch, dunkel und unheimlich.
    Er lächelte Brad an. »Bist befördert worden, wie ich sehe. Luft ist in Ordnung. Ich hab’s überprüft.« Er griff nach seiner Laterne. »Wollt ihr’s sehen?«
    »Nein, ich vertraue dir«, erwiderte Brad. Er hätte eine Lüge entdeckt. »Lass mich nur noch mal einen Blick auf den Plan da werfen.« Karten konnten in jeder

Weitere Kostenlose Bücher