Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
mehr viel, und Agnes wäre wie eine Reihe von Kanonen explodiert. Sie wünschte sich, eine ebenso ungerührte und respektvolle Ruhe verströmen zu können wie Edgar. Oder auch Maddy.
    »Dann zum Geschäft«, sagte Osborn. »Denn die Zeit ist knapp. Ich werde Euch nicht anlügen oder eine Falle stellen wollen. Hier sind die Fakten: Euer Sohn ist ohne amtliche Genehmigung vor drei Jahren außer Landes gegangen, im Jahr des Lichts 177. Vor drei Wochen hat er den Versuch unternommen, unter falschem Namen zurückzukehren, und wurde im Hafen von Clidgey festgenommen. In seinem Besitz befanden sich gewisse Gifte und betäubende Tränke. Er wurde nach Weypool verbracht und verschiedener Verbrechen angeklagt. Vor zwei Tagen ist er nach Schweinetrog überführt worden, einem Gefängnis mit üblem Ruf. Soweit irgendwelche Fragen?«
    »Ich finde es unmöglich zu glauben«, sagte Edgar, »dass mein Sohn mit Giften gepanscht haben soll oder was Ihr da sonst nocherwähnt habt. Solche Beweise können ins Gepäck eines Mannes eingeschmuggelt werden, wenn es durchsucht wird. Ich habe um Erlaubnis ersucht, den Gefangenen zu besuchen, um zu bestätigen, dass es wirklich mein Sohn ist.«
    »Er gibt es zu«, erwiderte der Graf ungeduldig. »Er hat eine Narbe auf dem linken Oberschenkel und ein braunes Muttermal über der rechten Niere. Für sich genommen sind seine Taten nicht so schwerwiegend. Zwanzig Streiche und zurückgeschickt dorthin, woher er kam, wären normalerweise ausreichend. Er hat jedoch drei Jahre in Xennia verbracht, und dadurch erheben sich Fragen nach Spionage und Hochverrat, weil König Clovis nach wie vor behauptet, die Schwester seiner Frau sei rechtmäßige Herrscherin von Albi. Xennia unterhält ein Netzwerk von Agenten in Albi, und Euer Sohn weigert sich zu sagen, wohin genau er wollte – zweifelsohne zu einem geheimen Bienenkorb der Verschwörung – oder wen er treffen wollte. In drei Tagen wird der Kronrat seinen Fall besprechen und vielleicht strengere Befragung anordnen.«
    Er hielt einen Moment inne, damit sie die Drohung auch begriffen.
    »Der Kronrat hat sich bislang zurückgehalten und auf einen Rat seitens der Hierarchie gewartet. Bruder?«
    »Die Hierarchie tritt morgen Abend zusammen«, sagte Garrett. Sogar wenn er leise sprach, hatte er den bebenden Tonfall eines geübten Redners und eine Stimme, die große Versammlungen zu wildem Eifer entflammen konnte. »Und die Position des Kreises ähnelt in gewisser Hinsicht der des Rates. Vor drei Jahren hat sich der junge Woodbridge schnurstracks nach Perse begeben und sich an der Ketzerschule eingeschrieben, die man als Gaudry kennt. Dort spricht man Albiurnisch. In der Tat existiert die Schule einzig zu dem Zweck, die albiurnische Jugend vom Licht wegzuführen und sie mit der diskreditierten Ketzerei der Mutter zu indoktrinieren. Ihr müsst nichts sagen, Vogt. Wir haben Spione dort. Euer Sohn stand während der ganzen Zeit seines Aufenthalts in Xennia unter Überwachung. Die Wächter haben ihn in Clidgey erwartet.«
    »Daher wird die Hierarchie morgen vielleicht zu der Entscheidung kommen«, sagte der Graf, »Anklage wegen Ketzerei zu erheben und den Fall der weltlichen Regierung zu entziehen.«
    »Ich glaube, das beschreibt die Lage genau«, schloss der Hierarch.
    Nun war Edgar wieder an der Reihe. »Ohne zuzugeben, dass die Tatsachen so sind, wie Ihr gesagt habt, Eure Hoheiten, bin ich neugierig darauf zu erfahren, warum Ihr uns heute Nachmittag hierherzitiert habt.«
    »Weil es«, erwiderte der Graf, »sowohl im Kronrat als auch im Kreis Hitzköpfe gibt, die ein Exempel an Eurem Sohn statuieren wollen. Öffentlich wage ich nicht, dies zuzugeben, aber es ist kein Geheimnis, dass der durch die Folter erzwungene Beweis wertlos ist. Kein Mann kann lange widerstehen. Euer Junge kann dazu gebracht werden, entweder den Verrat oder die Ketzerei einzugestehen. Beides führt zu öffentlicher Hinrichtung.«
    Er seufzte und verschärfte seinen Tonfall. »Meine eigene Ansicht ist, dass wir davon in letzter Zeit zu viele erlebt haben. Eine gute Regierung ist keine Schreckensherrschaft. Aber wir, die wir dieser Ansicht sind, sind im Kronrat eine Minderheit.«
    »Und in der Hierarchie«, pflichtete sein Bruder bei.
    Edgar schwieg. Agnes wusste, dass weitere Drohungen hinzugefügt werden konnten. Die Familie eines Verräters mochte mit ihm fallen. Ebenso die eines Ketzers. Rollos Vernichtung könnte sie alle in den Ruin treiben.
    »Gestern Nacht haben wir miteinander

Weitere Kostenlose Bücher