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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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größer als er.
    Der Graf stand auf und beteiligte sich am Händeschütteln.
    »Ihr akzeptiert den Vorschlag meines Sohnes hinsichtlich der Mitgift, Vogt?«
    Ja, erwiderte Vater düster, sie könnten Bakenbeck haben.
    Jetzt wusste Sam, woran er war. Er zog Maddy aus der Umarmung, nahm sie noch fester in die Arme und küsste sie länger und feuchter, als sie jemals geküsst worden war.

Kapitel 5
    Der Gestank von Schweinetrog war berüchtigt. Er verseuchte die Straßen in seiner Umgebung und tränkte die Kleidung der Menschen. Es war ein Gemisch aus Fäkalien und Urin, Verdorbenem und Erbrochenem, Faulbrand und Schimmel in einem einzigen schrecklichen Pesthauch. Ein aus Schweinetrog entlassener Gefangener, so hieß es, ließ sich noch Wochen später anhand seines Geruchs erkennen. Wenige wurden freigelassen. Die meisten starben an Seuchen oder Verletzungen, die andere Insassen ihnen zugefügt hatten. Niemand war je entkommen.
    Sogar alles Lebensnotwendige – Nahrung, Wasser, Huren, Bettzeug, Familienbesuche – war nur durch Bestechung der Gefängniswärter zu erhalten. Das galt selbst für diejenigen Insassen, denen die Regierung einen Zuschuss zur Verpflegung zahlte. Die Verhungernden raubten die Glücklichen aus. Weibliche Gefangene prostituierten sich und männliche kämpften.
    Der Direktor, Ezechiel Pottenger, war ohne Geruchssinn auf die Welt gekommen und scherzte gern, dass das die bestmögliche Qualifikation für seine Tätigkeit sei. Er war ein schlapper Mann mit einer teigigen Haut und einem schütteren Bart mit undefinierbarer Farbe. Einundfünfzig Jahre alt, sah er aus wie siebzig undbewegte sich in einem plattfüßigen Watschelgang. Er liebte seine Arbeit, und an diesem Tag freute er sich auf eine Sonderbehandlung, den Beginn einer neuen Befragung. Lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass der späte Nachmittag die beste Zeit für einen Anfang war.
    Die meisten Zellen in Schweinetrog waren dunkel, feucht und völlig überbelegt. Dieser spezielle Bösewicht wurde im obersten Stockwerk in einer von mehreren Spezialzellen festgehalten, angelegt für Verräter, die Einzelhaft erhielten. Sie waren geräumig und sehr hoch, und alle hatten ein vergittertes Oberlicht, um die Sonne hereinzulassen. Oder den Regen. Oder den Schnee. Laternen, die völlig außer Reichweite der Insassen hingen, brannten die ganze Nacht über – lass ketzerische Zauberer im Dunkeln, und du kannst nicht vorhersagen, was sie vielleicht anstellen. Jede Zelle hatte mindestens zwei Gucklöcher, und die wirklich gefährlichen Gefangenen wurden von zwei Männern überwacht, vierundzwanzig Stunden am Tag.
    Gefangener Woodbridge wurde als hochgefährlich eingestuft, was jedoch zum Teil darauf zurückzuführen sein mochte, dass er so ehrlich und vertrauenswürdig wirkte – ein Hätschelkind, ein Sohn jener Art, von dem ein Vater träumte, er möge um die Hand seiner Tochter anhalten, und von dem die Tochter hoffte, er möge angenommen werden. Seiner Akte zufolge war er in der Ketzerschule in Xennia Eliteschüler gewesen. Bei seinen früheren Befragungen hatte er sich darum bemüht, leise und respektvoll zu den hochrangigen Anwälten und Geistlichen zu sprechen, als ob eine sture Weigerung, irgendwelche bedeutenden Informationen preiszugeben, jemals respektvoll sein konnte. Pechschwarzes Haar war immer verdächtig, und zwei Wochen Gefangenschaft hatten ihm das Aussehen eines behaarten Wilden verliehen, mit eingesunkenen Augen und den ausgezehrten Zügen eines Schmerzensmannes.
    Der Direktor musterte ihn durch eines der Gucklöcher. Der Gefangene hatte Stroh, auf dem er schlafen konnte, einen Krug mit Wasser sowie einen Eimer zum Entleeren, weiter nichts. Er bekameinmal am Tag zu essen, und eine fehlende Decke würde ihn zu dieser Zeit des Jahres nicht umbringen. Seine Handgelenke waren gefesselt, aber vor ihm, sodass er die Hände nur eingeschränkt nutzen konnte. Sein Leben mochte nicht angenehm sein, aber es würde jetzt noch wesentlich unangenehmer werden.
    Der Direktor hatte seine besten Männer auf diesen Fall angesetzt, zwei, die die ganze Zeit über auf Wache waren. Das Personal von Schweinetrog war mit hölzernen Schlagstöcken ausgestattet, nicht mit Klingen. Knüppel waren praktisch zum Disziplinieren, und ein Gefangener, der einen davon in die Hand bekäme, könnte sich damit nicht umbringen. Der einzige Mann, der die Zelle des Gefangenen seit dessen Einlieferung betreten hatte, war Tench, ein Zwerg, der zufällig auch noch

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