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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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geredet«, sagte Osborn, »mein Bruder und ich. Bisher hat der Junge nichts Schwerwiegendes begangen. Ein gründliches Auspeitschen und eine Verbannung sollten reichen. Aber wie könnten wir sowohl den Rat als auch die Hierarchie dazu überreden, diese Sichtweise zu übernehmen? Offensichtlich reicht einer nicht aus, es müssen beide sein. Und den Anschein zu erwecken, wir würden Ketzerei und Verrat verteidigen, würde unsere eigene Loyalität in Frage stellen. Die Wölfe würden sich vielleicht gegen uns wenden.«
    Jetzt erkannte Agnes den Plan.
    Maddys bleiches Gesicht zeigte, dass auch sie ihn durchschaute. Als sie ungebeten das Wort ergriff, war der Effekt ein überraschender.
    »Und irgendwo in ihrer ausgedehnten Familie haben die Uptrees einen unverheirateten Sohn?«
    Die Brüder wechselten Blicke. Osborn lächelte dünn. Garrett nicht, da er Frauen missbilligte, die ohne Erlaubnis sprachen.
    Der Graf nickte. »Mehrere. Wie Ihr erraten habt, sind wir zum Entschluss gekommen, dass unsere einzige Hoffnung darin besteht, um einen persönlichen Gefallen zu bitten. Kurz gesagt, aufzustehen und zu erwähnen, dass der Angeklagte ein ferner Verwandter von uns ist, und darum zu bitten, dass seine Bestrafung auf ewige Verbannung beschränkt wird. Uns also Peinlichkeit und jammernde Verwandte zu ersparen, nicht wahr? Es bestünde nach wie vor ein gewisses Risiko, aber das ist eine Gnade, die unser langer Dienst für Kirche und Staat verdient. Es ist die einzige Chance, Euren Jungen zu retten. Eine andere sehen wir nicht.«
    Maddy öffnete den Mund, aber Agnes kam ihr zuvor. Hier lagen Fallgruben auf Schritt und Tritt.
    »Dürfen wir den Namen des jungen Mannes erfahren?«
    »Noch besser, Junkerin, Ihr könnt ihn treffen, denn die Ehe muss offensichtlich sogleich unterzeichnet und besiegelt werden, wenn mein Bruder sie morgen bei den Hierarchen erwähnen soll.« Osborn drehte den Kopf und rief: »Sam!«
    Drüben in der Ecke erhob sich ein Mann. Er hatte in einem der übergroßen Stühle gesessen, die ganze Zeit über unsichtbar, obwohl wahrscheinlich zu weit entfernt, um viel von dem Gespräch mitzubekommen.
    Agnes kannte ihn.
    Seitdem Maddy durchschaut hatte, worauf die Verschwörung hinauslaufen sollte, hatte sie überlegt, ob sie auf einen vernünftigen
jungen
Mann hoffen durfte. Wenn eine erzwungene Heirat Rollo retten würde, nähme sie, was man ihr anböte, aber sie betete zurMutter, sie nicht mit einem beleibten, gichtigen Mann mittleren Alters zusammenzuspannen. Die Familie der Uptrees war riesig. Es gab Schwestern und andere Brüder, Enkel, wahrscheinlich Onkel und Tanten. Erst in dem Moment, als sie Sam Stroud erkannte, begriff sie, dass die Uptrees niemals einen legitimen Sohn für eine Familie verschwenden würden, die im Ruf der Ketzerei stand.
    Aber sie kannte Sam. Es hätte schlimmer für sie kommen können.
    Als Kind hatte Sams Mutter in Diensten Norcasters gestanden. Verstoßen wegen unmoralischen Verhaltens, was Schwangerschaft bedeutete, war sie zahllosen anderen nach Woodbridge gefolgt und erschöpft und halb verhungert dort eingetroffen, fiebernd, weil sie unterwegs Wasser aus dem Graben getrunken hatte. Vater hatte sie als Milchmädchen eingestellt. Zuletzt hatte Maddy gehört, dass sie geheiratet hatte und in Stonebrigde lebte. Ihr Sohn war Arbeiter auf Bakenbeck gewesen, einem von Vaters Höfen. Er war bloß zwei Jahre älter als Maddy.
    Natürlich zogen Vaters Männer zum Pflügen, Säen, Ernten, Holzhacken und allen sonstigen anfallenden Arbeiten von einem Hof zum nächsten, wie sie halt benötigt wurden. Maddy hatte Sam ihr ganzes Leben lang gekannt. Vor anderthalb Jahren, zur Erntezeit, war er einer der muskulösen Bronzehengste gewesen, die ihren unreifen, erwachenden Blick auf sich gezogen hatten. Das und einige schlecht gewählte Worte waren sein Verhängnis gewesen. Vater hatte ihn hinausgeworfen.
    Jetzt war Vaters Gesicht übers Rot hinaus ins Purpurfarbene gegangen. Armer Vater! Den Bastard eines Aristokraten als Freier für seine Tochter geboten zu bekommen, war schon hinreichend beleidigend, aber einen ungebildeten Ackerbauern, einen seiner eigenen entlassenen Beschäftigten, war undenkbar. Mutter, bleich wie Elfenbein, beobachtete ihn besorgt, als wäre ihre größte Sorge, dass das, was er sagte oder täte, sie alle in den Ruin treiben würde.
    Maddy erinnerte sich an Sam als halb nackten Jugendlichen. Jetzt war er ein junger Mann, nicht viel größer als früher, aber noch breiter.

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