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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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geöffnet wurde. Die Wirklichkeit brach sich allmählich Bahn in Brats Nebel der Ekstase. Zum ersten Mal wirkte er besorgt. »Du kannst mir helfen, Maddy?«
    »Ich hoffe es. Und ich glaube, Bruder Hawke wird ebenfalls versuchen zu helfen, obwohl du ihn ganz schön in Verlegenheit gebracht hast. Du stellst dich auf diese Seite.«
    Ruß wich prompt vor der Tür zurück und setzte sich, wobei ihm die Zunge aus dem Maul hing und der Schwanz hin und herfuhr. Brats Vertrauter wäre nicht Brats Vertrauter, wenn er nicht Gefallen an Streichen fände.
    Maddy öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hinein. Nell stickte und hatte sich so sorgfältig ans Fenster gesetzt, als wären ein Dutzend Künstler schon dabei, sie zu malen. Rollo stützte beide Hände auf den Tisch und studierte eine Karte. Beide schauten auf.
    »Prälat, ich habe hier einen jungen Herrn, der Euch zu sprechen wünscht.«
    Rollo runzelte die Stirn. Nell im Hintergrund lächelte wissend.
    Maddy öffnete die Tür ganz. »Junker Woodbridge … Junker Woodbridge.«
    Brat war der schnellere.
»Prälat … Rollo?«
    »Brat!«
Rollos Gesichtsausdruck war sämtliche Weine aus Xennia wert. Maddy trat beiseite, damit sie nicht zwischen den beiden stand, als sie aufeinander zuflogen, um sich in die Arme zu nehmen. Ruß sprang bellend um sie herum. Zu spät begriff Rollo, wie unglaublich schmutzig der Neuankömmling war.
    »Wo in aller Welt bist du denn gewesen?«
    Brats blaue Augen glänzten vor Freude und Tränen. »Hab mich unter ein paar Stufen vor Männern versteckt, die mich umbringen wollten.«
    »Dann spielt etwas Abwasser keine Rolle«, sagte Rollo und umarmte ihn erneut.
    Was war mit seinem Eid? Maddy und Nell wechselten Blicke. Gefesselt, Binde um die Augen und geknebelt?
    Brat betrachtete Nell mit der lustvollen Anerkennung des Jugendlichen und verneigte sich tief. Dann vergaß er alle Formalität, fiel auf die Knie und umarmte seinen Hund. Sein Verhalten wechselte immerzu zwischen dem bewundernswerten Kind, an das sich Maddy erinnerte, und einem bestrickenden Jugendlichen, der unmöglich der tödliche Mörder sein konnte, wie ihn der Regent genannt hatte.
    »Ruß hat mich gerettet. Er ist der beste Vertraute, den jemals jemand hatte. Er hat mich hierhergeführt, und ich sah ihn einefremde Dame belästigen, und dann erkannte ich, wer das war.« Er blinzelte Tränen davon. »Bist du hungrig, Ruß?«
    »Hört sich so an, als wäre jemand hungrig«, bemerkte Nell ätzend. Sie ging zum Glockenzug.
    »Du musst uns deine ganzen Abenteuer erzählen, Brat«, sagte Rollo, »aber du weißt, dass für deine Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt ist? Wegen Mord, Hochverrat und Hexerei?«
    »Zuerst habe ich wichtigere Neuigkeiten!« Seine Aufregung zuckte wie sommerliches Blitzgewitter.
    »Warte!« Eine Dienerin war an der Tür. Nell wies sie an, Mahlzeiten für einen verhungernden Jugendlichen und einen großen Hund zu bringen. Rasch. Eile vor Schnickschnack.
    »Alle hinsetzen!«, sagte Rollo fest. Brat zuckte die Achseln und warf sich schmutzig, wie er war, auf ein brokatseidenes Sofa. Ruß sprang neben ihn und rollte sich ein, heftig mit dem Schwanz wedelnd.
    »Genau, Bruder Brat. Gib nichts Verbrecherisches zu, aber sag mir, wenn ich mich irre. Du bist angeklagt, Rafe Dampier verbrannt und Schloss Umberly angezündet zu haben.«
    Brat lächelte und leugnete nicht. Er schien sich der Gefahr, in der er schwebte, nicht bewusst zu sein. War er in die Kindheit zurückgekehrt und glaubte, das Schlimmste, was ihm bevorstand, wäre ein Tadel vom großen Bruder und der Schwester?
    »Und seitdem?«, fragte Rollo.
    »Was ich dir zu sagen versuche, großer Bruder, ist, dass der Untergrund vergangene Nacht eine ganze Wagenladung Schießpulver aus der königlichen Fabrik gestohlen hat.«
    Nell schnappte nach Luft und legte sich eine Hand über den Mund. Maddy verspürte einen Anfall von Übelkeit.
    Rollo äußerte einige Worte, die ein Prälat nicht einmal kennen sollte. Dann fragte er: »Wozu?«
    »Sie planen, eine der Katakomben zu unterminieren. Ich kann dich zu der Stelle führen, aber ich kann dir nicht sagen, wo das ist. Was oben drüber ist, meine ich. Aber wir sollten sie bald finden, oder es wird nichts mehr zu finden sein außer einem großen Loch.«Er genoss die Aufmerksamkeit, und wer täte das nicht? Nach zwei Jahren als Waise hatte er plötzlich seine Familie zurück und ein Publikum, das ihm an den Lippen hing.
    »Brat«, sagte Rollo, »bist du dir da

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