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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Maddy am Arm. Er hatte rötlich braune Koteletten und breite Schultern wie die eines Pferdes. Er ließ den Blick anerkennend über Nell schweifen, bevor er kühl auf Bram fiel.
    Bram erwiderte ihn.
    »Junker Woodbridge? Ich bin Hauptmann Kenrick von den königlichen Füsilieren. Der Kronrat schickt uns. Wohin wollt Ihr uns führen?«
    Oh, wie schmeichelhaft! Bram kam zu dem Entschluss, dass er Hauptmann Kenrick mochte.
    »Bram«, sagte Maddy rasch, »vergiss nicht, was Rollo dir gesagt hat! Sei vorsichtig mit deinen Worten. Du bist nicht volljährig und kannst darum bitten, dass dein Vormund herkommt.«
    Der Ausdruck in Hauptmann Kenricks Auge deutete an, dass er diesen Vorschlag für mehr oder minder hypothetisch hielt. Ebenso Bram.
    »Weiß keine Namen, Herr. Große Straße mit Statuen?«
    »Defilierstraße?«
    »Klingt richtig. Eine Kneipe mit Namen ›Zum blauen Eber‹.«
    »Dann komm mit. Kannst du auf einem Pferd sitzen?«
    »Wie eine Pferdebremse.« Bram stolzierte vor dem Hauptmann hinaus.
    Maddy rief ihm nach: »Viel Glück!« Er würde es brauchen, wenn der Untergrund sich entschlossen haben sollte, sich in die Luft zu sprengen, statt sich lebend gefangen nehmen zu lassen. Ruß hob kurz den Kopf und schlief dann wieder ein.
    Unten im Hof stand ein Dutzend Pferde und scharrte mit den Hufen, wobei das Geschirr klirrte. Ihre Reiter trugen Musketen. Stallknechte hielten zwei Reittiere am Zügel, aber Bram war verärgert darüber, dass das Pferd, das sie für ihn gebracht hatten, nämlich das mit den festgebundenen Steigbügeln, eine Stute war und noch dazu eine kleine.
    Hauptmann Kenrick schwang sich in den Sattel. »Kennt einer von euch Schwachköpfen den blauen Eber auf der Defilierstraße?«
    »Grünbier unten, alte Weiber oben«, erwiderte der Leutnant, und mehrere Stimmen pflichteten ihm bei.
    »Wie viele Eingänge?«
    Schweigen, bis der Leutnant antwortete: »Nur einen, glaube ich.«
    »Drei«, sagte Bram. »Vordereingang und zwei im Keller – einer auf der Rückseite für Fässer, ein weiterer hinab in die Katakomben.«
    Inzwischen war Bram aufgesessen und hatte die Riemen seiner Steigbügel justiert. Kenrick bedeutete ihm, an seiner Seite zu reiten. Und fort ging es, im kurzen Galopp hinaus auf die Straße. Fußgänger sprangen beiseite, und der übrige Verkehr wich ebenfalls aus, als die Männer des Königs ihr Recht auf freie Bahn einforderten.
    Bram war nicht so geschickt darin wie die Männer des Königs, ein Militärpferd durch belebte Straßen zu reiten, und die Stute hatte Probleme, seine Zeichen zu verstehen. Der Hauptmann warf ihm unentwegt Fragen zu, und nicht auf alle wusste er eine Antwort. Aber er wusste genügend, dass Kenrick Befehle fauchen konnte, als sie die Gasse erreichten. Ein Mann am Ende des Zuges blieb im Sattel, um die Gasse zu versperren und die Pferde beisammenzuhalten. Kenrick probierte die Kneipentür, aber sie war verschlossen. Er trat beiseite, und die beiden größten Männer warfen sich gemeinsamen dagegen. Dann war sie offen.
    Er brüllte: »Im Namen des Königs!«, und marschierte hinein, Bram ihm auf den Fersen. Niemand zu sehen. Bier- und Rauchdünste hingen nach wie vor in der Luft, und auf den Tischen standen auch noch schmutzige Krüge. Der Leutnant lief durch den Raum und die Treppe hinauf, gefolgt von drei Männern.
    »Keller?«, wollte Kenrick wissen.
    »Unter dem Fass da«, erwiderte Bram. »Das ist gut. Dass sie versucht haben, ihn zu verstecken, meine ich. Bedeutet, dass wahrscheinlich keiner da unten ist und das Pulver in die Luft jagen kann, bevor wir dort sind.«
    Die beiden größten Füsiliere schoben bereits das Fass beiseite.
    Kenrick ging zur Falltür und griff hinein, um die Leiter etwas gerader aufzustellen. »Oder die Lunte brennt bereits.«
    Das stimmte. Da er im Dunkeln sehen konnte, sollte eigentlich Bram als Erster hinunter, allerdings würden sie ihm nicht trauen, wenn er es vorschlüge, deswegen nahm er davon Abstand. Aber er erreichte die Leiter unmittelbar hinter Kenrick. Der Keller warleerer, als er im Gedächtnis hatte. Die Pfähle waren verschwunden, und er fragte sich nach wie vor, wozu sie wohl gedient hatten. Ebenso verschwunden waren die Fässer, also musste weiteres Schießpulver darin gewesen sein, kein Bier. Der Rest des staubigen alten Mülls sah so aus, wie er es im Gedächtnis hatte. Kenrick hatte den Weg zum Tunnel entdeckt und zündete eine Laterne an.
    Bram glitt an ihm vorbei und machte sich auf den Weg den Hang hinab.

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