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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Gestank unter der Treppe.
    Licht. Jemand hatte eine Laterne. Die Treppe hatte keine Setzstufen, nur Tritte, und Brad erspähte ein paar Stiefel. Stiefel konnten zum Glück nicht hereinspähen.
    »Nichts«, sagte Matts Stimme.
    »Ich wollte ihn erstechen und als Bezahlung zurücklassen«, sagte der andere Mann, wer immer es auch war. »Die Belohnung wäre Bezahlung für das Schießpulver gewesen.«
    Sie schritten davon, über den Witz lachend.
    Auch Matt?
    Was jetzt? Er musste sich von Ruß führen lassen. Dazu war er da. Eine Weile lang lag Ruß da und kratzte sich, dann schien er zu dem Entschluss zu kommen, dass man sich jetzt gefahrlos herauswinden konnte. Er leckte Brad das Gesicht, als er ihm nachkroch – Hundehumor. Zurück in der Gasse wandte er sich zuversichtlich nach rechts und führte sie beide mit hoch erhobenem Schwanz aus dem Labyrinth heraus. Ruß hatte keine Probleme. Er konnte gewöhnliches Wasser trinken, ohne sich dabei zu vergiften, und er fand jede Menge zu fressen in der Gosse. Er musste wissen, wohin er ging, aber Brad hatte überhaupt keine Anhaltspunkte. Er war ein Mörder auf der Flucht. Keine Freunde, kein Versteck, kein Geld.
    Er zitterte, wusste jedoch nicht, ob wegen der Kälte oder aus Angst.
    Stundenlang ging er durch die dunklen Straßen, folgte einem schwarzen Hund. Selten sah er jemanden, nur hin und wieder eine kleine Gruppe Reiter oder eine rumpelnde Kutsche. Er hoffte, die namenlosen Haufen in den Ecken würden bloß schlafen, wären nicht tot. Nach und nach wurden die Häuser größer und prächtiger, und er vermutete, dass er sich dem neuesten Teil der Stadt näherte, wo der Palast und der Tempel standen. Füße und Beine schmerzten ihn allmählich. Das erste Licht des Tages holte weitere Menschen hervor: Diener und Lehrlinge, die zur Arbeit eilten, frühe Lieferanten, die frische Milch und Brot brachten – das äußerst verlockend roch für einen sehr hungrigen, fußkranken, verängstigten Jungen, der sich vor Kurzem schon für einen Mann gehalten hatte, jetzt aber nicht mehr.
    Einmal entdeckte er ein Plakat, das eine Belohnung von fünfhundert Sonnen bot für die Ergreifung eines »groß gewachsenen, sechzehn Sommer alten Jugendlichen namens Bradwell Armstrong«. Also suchten nicht bloß der Untergrund und die Regierung nach ihm. Für diesen Preis würde jeder nach ihm suchen. Die Beschreibung war vage, und er war nicht sechzehn. Aber er war ein Landstreicher ohne Adresse, Freunde oder Familie, die bezeugen konnten, dass er ein getreuer und gesetzesfürchtiger Untertan des Königs war.
    Die Sonne stieg herauf, und der Verkehr nahm zu, aber Ruß lief nach wie vor unermüdlich weiter, obwohl selbst er jetzt erschöpft zu sein schien. Die Leute sahen Brad misstrauisch an. Er war schmutzig und wirkte wahrscheinlich zwielichtig. Fünfhundert Sonnen waren ein Vermögen.
    Dann legte Ruß sich neben einen Bogengang in einer hohen Steinmauer, verschlossen durch ein Eisengittertor, das breit genug für einen Vierspänner war. Brad spähte durch die Stäbe und sah ein Herrenhaus mit Ställen und Gebäuden für Kutschen. Noch wichtiger war, dass er Soldaten sah, Männer mit Musketen. Ungläubig musterte er seinen Hund.
    »Du wirst mich verraten?«, verlangte er zu wissen. »Einem Hund werden sie keine Belohnung auszahlen, weißt du?«
    Ruß leckte sich weiter die Pfoten.
    Brad konnte nicht dort herumschleichen. Man würde ihn für einen Bettler oder möglichen Einbrecher halten, obwohl das vielleicht besser sein mochte, als für einen Massenmörder gehalten zu werden. Die Soldaten im Innern hatten ihn bereits bemerkt.
    »Komm schon, du Köter«, sagte er und zog sich zur Ecke zurück, weil dort eine Gasse mündete, wo er weniger auffällig sein würde. Vielleicht musste Ruß sich nur ausruhen. Es wäre nett, wenn Ruß mit ihm käme und ihn bewachte, während er selbst etwas schliefe, aber Ruß zeigte keine Neigung zu verschwinden.
    Als Brad die Ecke erreichte, kam eine offene Kutsche klappernd die Straße entlang und hielt am Tor an. Ruß sprang schwanzwedelnd auf. Brad stieß ein entsetztes Jaulen aus, weil er erriet, wasgleich geschehen würde. Er setzte seine lahm gewordenen Beine in Bewegung und rannte die Straße zurück, war jedoch nicht schnell genug. Männer öffneten das Tor; Kutsche, Pferde und Ruß verschwanden im Innern. Er traf gerade in dem Moment ein, als ihm zwei Füsiliere knallend das Tor vor der Nase verschlossen.
    »Ruß!«, kreischte Brad. »Ruß, komm her!

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